Biathlon-Heim-WM als Höhepunkt Bundestrainer Kirchner - "Anspannung kommt früh genug"

Stand: 26.10.2022 15:45 Uhr

Die Heim-WM ist für die deutschen Biathleten das Saisonhighlight. Doch für Bundestrainer Mark Kirchner liegt Oberhof in der Vorbereitung nicht im Fokus.

Ende November starten die Biathleten im finnischen Kontiolahti in den neuen Winter. Saisonhöhepunkt ist die Heim-WM im Februar in Oberhof.

Bei den jüngsten Weltmeisterschaften 2021 im slowenischen Pokljuka lief es für das deutsche Team nicht wie erhofft: Zwei Silbermedaillen (Arnd Peiffer im Einzel und die Frauen-Staffel) lautete das enttäuschende Ergebnis. Bei den Olympischen Spielen dieses Jahr in Peking war die Bilanz ähnlich mau: Zwar konnte Denise Herrmann-Wick Gold im Einzel und die Frauen-Staffel Silber erkämpfen, aber zwei Medaillen bei einem Großereignis sind für den DSV zu wenig.

Neue Trainer verpflichtet

Damit die Bilanz in Oberhof besser ausfällt, wurden Veränderungen im Trainerteam vorgenommen. Durch den Norweger Sverre Olsbu Röiseland als neuen Disziplintrainer bei den Frauen und Uros Velepec aus Slowenien bei den Männern holte sich der DSV ausländisches Know-how.

Röiseland ist der Ehemann der elfmaligen Weltmeisterin und dreimaligen Olympiasiegerin Marte Olsbu Röiseland, die in der abgelaufenen Saison auch den Gesamtweltcup gewann. Er coachte neben seiner Frau in den vergangenen fünf Jahren das norwegische Frauen-B-Team. Velepec war schon Cheftrainer der slowenischen und der ukrainischen Frauen- und Männer-Nationalmannschaften.

Bundestrainer Kirchner fordert konstante Leistungen

Die deutschen Biathleten rüsten also für die Heim-WM auf - auch wenn Bundestrainer Mark Kirchner betont, dass in der Vorbereitung die Heim-WM nicht im Fokus steht: "Ich versuche bewusst, die Heim-WM nicht als etwas Besonderes wahr zu nehmen. Die Anspannung und das Bewusstsein bezüglich der Heim-WM kommen früh genug", sagte der Bundestrainer im Interview mit BR24 Sport. Für ihn ist wichtig, konstant die Leistung abzurufen - "egal, ob über zehn Kilometer in Oberhof oder über zehn Kilometer in Pokljuka - die Strecken bleiben ja gleich."

Die Sommer-WM in Ruhpolding hat das bisher größte Starterfeld überhaupt.

Bei der Sommer-Heim-WM in Ruhpolding haben die deutschen Biathleten bereits überzeugt.

Kirchner lobte seine Mannschaft, sie sei homogen und habe bei der Sommer-WM trotz der starken Konkurrenz aus Schweden gezeigt, dass sie sich für die vorderen Plätze empfehlen kann. Der 52-Jährige hofft auf einen "passablen Einstieg" in die Weltcup-Saison - denn "das gibt Selbtsvertrauen für die kommenden Rennen", so Kirchner.

Fragezeichen hinter Vanessa Hinz

Ob beim Weltcup-Auftakt in Kontiolahti Vanessa Hinz dabei sein wird, ist noch fraglich. Die dreimalige Staffel-Weltmeisterin hofft nach einer Verletzungsserie im Sommer noch auf den pünktlichen Einstieg in die Biathlon-Saison. Die 30-Jährige klagte nach der Sommer-WM in Ruhpolding Ende August über Rückenprobleme, wurde danach krank, riss sich das Außenband im linken Fuß und zog sich zudem noch eine Sehnenscheidenentzündung in der rechten Hand zu.

Ich bin ehrlich: Als das gleichzeitig gekommen ist, lag ich nachts im Bett und habe nur noch geheult.
Vanessa Hinz, Biathletin

Noch kann die Bayerin nicht im vollen Umfang trainieren, will in Finnland aber trotzdem gerne antreten. "Das sollte passen", sagte Hinz, die sich allerdings erst noch einen der sechs Plätze im Frauenteam erkämpfen muss. "Wenn ich das nicht schaffe, dann habe ich im Weltcup auch nichts zu suchen", sagte Hinz, die im Februar mit der Staffel Olympia-Bronze in Peking gewonnen hatte.

Herrmann-Wick "hat nicht unendlich viele Energieschalen"

Beim Weltcup-Auftakt sicher dabei sein wird Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick, die auf "maximal viele gute Wettkämpfe" hofft. Aber ähnlich wie bei Olympia will sich die Sächsin die Saison für die WM einteilen. "Man hat nicht unendlich viele Energieschalen", sagte die 33-Jährige.

Doll will weiter am Schießen arbeiten

Auch für Benedikt Doll, der im vergangenen Winter den Massenstart in Antholz gewann und in Ruhpolding zweimal auf das Podest lief, steht die WM im Mittelpunkt. Der 32-Jährige zeigt sich aber selbstkritisch: "Letztes Jahr konnte ich meine Schießleistung schon steigern. Aber ich habe immer noch nicht das Niveau, das nötig ist und das ich erreichen will." Sein neuer Trainer Velepec habe ihm aber schon Input geben können.

Kirchner hofft auf "gutes und geiles Event"

Die Weltmeisterschaften in Oberhof finden vom  6. bis 19. Februar statt. Trotz der Ukraine- und Energiekrise hofft Bundestrainer Kirchner auf eine "gute Veranstaltung mit hoffentlich vielen Zuschauern."

Nach den ganzen Investitionen in Oberhof, wäre es zu wünschen, dass es ein gutes und geiles Event wird. Aber natürlich bestehen Fragezeichen wegen der aktuellen welt- und energiepolitischen Situation.
Mark Kirchner, Bundestrainer Biathlon