Benedikt Doll bleibt am Schießstand Fehlerfrei

Biathlon Doll erhöht die Schlagzahl und "vergisst zu treffen"

Stand: 15.01.2024 15:59 Uhr

Mit "deutscher Präzision" ist im modernen Biathlon am Schießstand nichts mehr zu holen. Die deutschen Skijäger sollen deshalb unter Cheftrainer Uros Velepec schneller und risikofreudiger schießen. Ausgerechnet Routinier Benedikt Doll hatte beim Heimweltcup in Ruhpolding bei der Umsetzung "vergessen zu treffen".

Beim Biathlon wird das Rennen fast immer am Schießstand entschieden. Das DSV-Team war beim Heimweltcup in Ruhpolding zwar nah dran, aber im entscheidenden Moment zu fehlerhaft unterwegs. Denn um an den dominierenden Norwegern vorbeizukommen, müssen die Scheiben auch bei den deutschen Skijägern immer schneller fallen.

Velepec: Fürs Podium schneller schießen und riskieren

Das fordert der neue Chefcoach Uros Velepec von seinen Skijägern auch ein. Schon in der Vorsaison wurde daran gefeilt, dass die Athleten die Schüsse schnell und mit mehr Risiko abfeuern. Aus Sicht von Velepec war diese Umstellung auch nötig, denn die jahrelange deutsche Schießschule mit "deutscher Präzision" sei nicht mehr zeitgemäß: "Das ist nicht moderner Biathlon." Das könne man machen, wenn "du mit Platz zehn oder 15 zufrieden bist. Das sind bei der Konkurrenz immer noch Top-Ergebnisse. Aber fürs Podium muss man schneller schießen und riskieren."

Velepec hatte noch als Co-Trainer von Mark Kirchner mit der Umstellung angefangen, aber es sei nicht immer gut gewesen. Mit ihm als Chef wurde seit vergangenem Mai deshalb immer intensiver daran gearbeitet, das kontrollierte Risiko-Schießen sei etwas besser geworden. "Aber wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen. Bis zu den Olympischen Spielen muss alles passen", sagte Velepec mit Bezug auf die Rennen bei den Winterspielen in Antholz 2026.

In ein schnelles Schießen drängen lassen

Auch Benedikt Doll ist noch nicht konstant dort, wo die Reise hingehen soll. Zwar hatte sich der Routinier eine "stabil gute Schießleistungen" vor seiner wohl letzten Saison vorgenommen, doch nach zuletzt starken Leistungen und den Sprinterfolgen in Lenzerheide und Oberhof wackelte er ausgerechnet beim Heimweltcup in Ruhpolding.

Der 33-Jährige hatte sich in der Staffel in Führung liegend als dritter Läufer stehend gleich zwei Strafrunden geleistet und so die Chance auf den ersten Heimsieg seit 2006 vergeben. "Ich habe mich in ein schnelles Schießen drängen lassen." Das könne der Ex-Weltmeister "besser. Die anderen haben bewiesen, dass sie das sehr gut können." Er habe "den Fokus auf den schnellen Rhythmus gelegt und habe vergessen zu treffen. Das Schießen war nicht clever genug", erzählte Doll selbstkritisch.

Erfolgsverwöhnt: Doll will sich nicht verrückt machen

Nach dem dennoch starken zweiten Staffel-Platz von Ruhpolding wollte er das Negativerlebnis abhaken. Doch auch im Sprint lief es nicht wie gewünscht. "Den ersten Fehler kann ich mir nicht ganz erklären. Es wurde doch relativ viel danebengeschossen bei diesen Bedingungen", sagte der 33-Jährige, der sich nach zwei Strafrunden mit Rang 19 begnügen musste. Auch in der Verfolgung war der Schwarzwälder von der Rolle und musste nach fünf Fehlern 750 Extra-Meter laufen.

Er habe ein gutes Gefühl gehabt, aber Stehend habe beim ersten Schießen "das Timing gar nicht gepasst", erzählte er am ARD-Mikrofon. Bis zur WM-Generalprobe in Antholz will Doll nun erstmal Abstand von der Waffe nehmen. Und dann "mit neuer Motivation und neuer Lust aufs Schießen" an die Aufgabe herangehen. Man sei auch ein wenig erfolgsverwöhnt, räumte er ein. Obwohl das Gesamtpaket nicht gepasst hat, will sich Doll deshalb nicht verrückt machen.

Noch sind keine Sorgenfalten auszumachen

Am Ende gab es nach Hochfilzen zum zweiten Mal bei einer Station kein Einzeltreppchen für die deutschen Skijäger. Sorgenfalten hinterließ das immerhin noch keine, auch wenn Doll und Philipp Nawrath kleine Rückschläge einstecken mussten, war Justus Strelow mit Platz neun und sechs auf Tuchfühlung zur Weltspitze geblieben. "Man muss immer ins Verhältnis setzen, wo wir hergekommen sind", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling: "Die Entwicklung ist positiv, man muss das Schritt für Schritt machen. Wir sind in der Lage, in jedem Wettkampf Weltklasse-Leistungen zu bringen." Das Team kämpfe "ein bisschen" damit, diese "dann auch am Tag danach zu bestätigen". Dies könne "nur durch stetige Wiederholung und Routine kommen".