Benita und Arnd Peiffer folgt auf Peiffer - eine Familiengeschichte im Biathlon

Stand: 02.12.2021 08:47 Uhr

Obwohl Deutschlands erfolgreichster Biathlet der vergangenen Jahre, Arnd Peiffer, Ski und Gewehr gegen das Sportschau-Mikro tauscht und als TV-Experte vom Weltcup berichtet, verschwindet der Name Peiffer trotzdem nicht von den Startlisten. Eine etwas skurrile Familiengeschichte.

Arnd Peiffer muss ein wenig schmunzeln, als er in Östersund sein Handy zückt. "Ich habe extra meinen Familienstammbaum mitgebracht", sagt er und blickt konzentriert auf den Bildschirm. Der 34-jährige Olympiasieger holt einmal tief Luft und legt los. "Also unsere Großväter sind Cousins. Das heißt, unsere Ur-Großväter sind Brüder. Und das heißt wiederum, unser Ur-Ur-Großvater ist dieselbe Person." Der Olympiasieger lächelt.

Benita Peiffer - aus Kanada

So skurril das nämlich klingen mag, es hat nicht nur ein Peiffer den Weltcup zu dieser Saison verlassen, es ist auch eine Peiffer neu dabei. Benita Peiffer ist 21 Jahre alt und startet für Kanada. Schon ein bisschen verrückt. 

Im Biathlonstadion von Östersund dreht Benita Peiffer beim Training ihre Runden. Berg hoch, Berg runter. Ab zum Schießstand, mal fünf Versuche liegend, mal fünf stehend. Es ist das erste Mal, dass die Athletin aus dem kanadischen Canmore im Weltcup dabei ist. "Ich bin vor den Rennen extrem nervös", sagt sie. "Ich komme mit dem Druck noch nicht so richtig klar." Wohl dem, der eine Biathlonlegende und den perfekten Ratgeber in seiner Familie hat. 

Arnd als familieninterne Inspirationsquelle

"Arnd ist eine riesige Inspiration für mich", berichtet Benita. "Und er hilft mir auch immer wieder. Wir schreiben dann miteinander und tauschen uns aus." Die Peiffers, also in diesem Fall Benita und Arnd, kennen sich schon seit vielen Jahren, begegneten sich bei diversen Familientreffen, die normalerweise alle drei Jahre stattfinden.

Das erste Mal eine längere Zeit verbrachten die beiden bei den Olympischen Winterspielen 2010 im kanadischen Whistler miteinander. "In dem Ort ist Benita ja aufgewachsen", erzählt Arnd Peiffer. "Meine Eltern haben also während der Spiele bei ihren Eltern gewohnt, und ich war dementsprechend auch mehrfach zu Besuch." Echte Familiensache eben.

Vom Langlauf zum Biathlon

Damals war noch nicht abzusehen, dass die zu dem Zeitpunkt elfjährige Benita, deren deutsche Großeltern nach Kanada ausgewandert sind, mal ihren berühmten Verwandten im Biathlon-Weltcup ablösen würde. Benita Peiffer kommt nämlich ursprünglich aus dem Skilanglauf, der sich in Kanada noch deutlich größerer Popularität erfreut als der Biathlon-Sport.

Weil Benita zwischenzeitlich jedoch keinen Langlauf-Trainer finden konnte, kam es zum Sportartenwechsel. "Es gibt viel mehr Langläufer als Biathleten", beschreibt sie die Situation in ihrer Heimat. "Das eröffnete mir natürlich im Biathlon viele Aufstiegsmöglichkeiten, einfach weil die Anzahl an richtig guten Biathletinnen und Biathleten nicht so groß ist."

Neue Aufgaben für beide Peiffers

So setzt sie seit diesem Jahr alles auf die Karte Biathlon. Für eine Familien-Wiedervereinigung in der Loipe ist das Timing nach Arnds Karriereende im vergangenen Winter denkbar schlecht. "Leider haben Arnd und ich uns um ein Jahr im Weltcup verpasst. Wäre natürlich toll, wenn er bei meinem ersten Mal noch dabei gewesen wäre." Stimmt, aber diese Peiffer-Familiengeschichte wäre nicht wirklich rund, wenn es nicht doch zu einem Wiedersehen im schwedischen Östersund kommen würde. Denn, wie das Schicksal so wollte, feiert Arnd Peiffer in dieser Woche sein Debüt als Sportschau-Experte vor den TV-Kameras.

"Ich hoffe sehr, dass wir uns dann hier in Östersund auch mal sehen.  Das habe ich ihr auch schon geschrieben", freut sich der Niedersachse. "Aber ich will sie natürlich nicht nerven und bin da dann etwas vorsichtig. Sie hat so schon genug zu tun. Aber ich werde die Augen nach ihr offen halten."

Vorbild Arnd

Benita Peiffer strahlt, wenn sie über ihren entfernten Cousin spricht, von dem sie so viel lernen kann, wie sie sagt. "Arnd ist ein sehr bescheidener Mensch. Und auch nach dieser fantastischen und erfolgreichen Karriere ist er der bescheidenste Athlet geblieben, den ich jemals kennengelernt habe. Das kann ich mir definitiv von ihm abschauen." 

Bescheidenheit soll das eine sein, was die Biathlon-Familie Peiffer miteinander verbindet, Erfolg und sportlicher Ehrgeiz das andere. "Ich würde es natürlich gerne meinem Cousin nachmachen", sagt Benita Peiffer. "Ein paar Weltcupsiege und olympische Medaillen wären schon sehr cool." 

Der Name Peiffer wird also weiter fester Bestandteil des Biathlon-Weltcups sein - auf den Startlisten und vor den Kameras. Und wenn das auch noch zu regelmäßigen Familien-Wiedervereinigungen führt, umso besser. Um diese besondere Verbindung zwischen Benita und Arnd zu erklären, braucht es dann auch keinen Familienstammbaum.