Benedikt Doll aus Deutschland in Aktion

Biathlon Das fulminante Comeback des Benedikt Doll

Stand: 24.01.2022 12:13 Uhr

Mit seinem Sieg im Massenstart von Antholz hat sich Benedikt Doll endgültig zurückgemeldet und nährt pünktlich zu den Olympischen Spielen die Hoffnung auf eine deutsche Medaille. Das fulmimante Comeback des Schwarzwälders hat seine Gründe.

In seiner unnachahmlichen Art – den Kopf pendelartig hin- und herschwenkend, die Stockschläge kräftig, aber wohldosiert – fegte Benedikt Doll entlang der Schlussrunde. Der Sprint-Weltmeister von 2017 war nach einer makellosen Leistung beim letzten Schießen mit gut sieben Sekunden Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger Johannes Thingnes Bö auf die letzten Meter gegangen.

Doll zeigt Bö die Grenzen auf

Es deutete sich ein packendes Duell an, doch bereits nach wenigen hundert Metern war der Vorsprung rasch vergrößert. Bö musste abreißen lassen, Doll trieb sich zur Höchstleistung an und fuhr mit überlegenen 30 Sekunden Vorsprung zum Sieg im Massenstart von Antholz.

"Ich bin unfassbar glücklich", erklärte der erschöpfte, aber strahlende Sieger nach dem Rennen: "Ich habe mir nach dem letzten Schießen gesagt: 'Wenn ich es schaffe, die erste Hälfte der Runde die Lücke zu halten, dann gibt er vielleicht auf'. So war es dann auch."

Olympia kann kommen

Der dritte Weltcup-Sieg seiner Karriere nach einer mehr als zwei Jahre andauernden Durststrecke ist für Doll ein besonderer - pünktlich vor den in zwei Wochen beginnenden Olympischen Spielen in Peking.

Bereits beim Sprint-Rennen Mitte Januar in Ruhpolding hatte der 31-Jährige mit einem zweiten Platz geglänzt. Vor dem Jahreswechsel war er im französischen Annecy im Massenstart auf einen guten siebten Rang gelaufen, ehe die Krönung in Antholz erfolgte.

Doll haderte zu Saisonbeginn

Dabei sah es zu Beginn der Weltcup-Saison noch ganz anders aus. Doll kam einfach nicht in Tritt. Die Schießleistungen fielen durchwachsen aus, die läuferische Form stimmte nicht.

Abgesehen von den Staffel-Wettbewerben musste sich der zweifache Europameister mit Ergebnissen jenseits der Top-Ten-Plätze zufriedengeben. "Es ist echt verrückt, was da vorne abgeht. Bei einem Fehler reicht es einfach nicht für die Top sechs", stellte Doll bereits nach dem Auftakt in Östersund frustriert fest.

Biathlet Benedikt Doll in Hochfilzen

Biathlet Benedikt Doll in Hochfilzen

Comeback nach verkorkstem Weltcup in Hochfilzen

"Ruhe bewahren", sich "nicht verrückt machen". So wollte der stets selbstkritische Athlet zurück zu alter Stärke finden – mit Erfolg. Nach dem erneuten Tief, mit den Plätzen 60 im Sprint und 39 in der Verfolgung beim Weltcup in Hochfilzen, stimmten plötzlich die Ergebnisse.

Doll präsentierte sich am Schießstand deutlich souveräner, und auch in der Loipe kam der Blondschopf zurück. Seine fulminante Schlussrunde von Antholz, als er mit Bö den Überflieger der vergangenen Jahre nervenstark abkochte, bewies dies eindrucksvoll.

"Das ist jetzt richtig Wellness für den Körper"

"Die Kunst ist es, die Ruhe zu bewahren. Das Drumherum war nicht relevant", erklärte Doll tags darauf seinen Schlüssel zum Sieg. Die durchwachsenen Ergebnisse zum Ende des vergangenen Jahres hätten zwar an seinem Nervenkostüm gezerrt, "aber ich habe nie die Geduld verloren. Das ist jetzt richtig Wellness für den Körper", freute sich Doll breit grinsend. "Es ist schön, diese Tage mit diesem Gefühl genießen zu dürfen."

Peiffer: "Benni hat Topform"

Sportschau-Experte Arnd Peiffer zeigte sich begeistert von den Auftritten seines ehemaligen Kollegen. "Benni hat einen wirklich guten Formaufbau hingelegt. Seit dem Weltcup in Ruhpolding ging es für ihn steil bergauf. Dort hat er endlich wieder einmal fehlerfrei geschossen. Man sieht, dass sowohl das Laufen als auch das Schießen aktuell wirklich passt. Benni hat Topform."

Doll Kandidat auf olympisches Edelmetall?

Die neu gewonnene Souveränität, gepaart mit den richtigen Resultaten, kommt zum perfekten Zeitpunkt. Pünktlich zu den Olympischen Spielen nährt Doll die Hoffnungen auf deutsches Biathlon-Edelmetall. Der Baden-Württemberger bleibt auf dem Boden:

"Bei Olympia fängt alles neu an. Ich kann locker und entspannt hinfahren. Ich weiß, dass ich null schießen kann und gut laufen kann. Aber das muss man sich dort drüben alles wieder aufs Neue erarbeiten. Geschenkt bekommt man es nicht, aber die Voraussetzungen sind sehr gut."

Das weiß auch Peiffer, der ihm "alles" bei den Winterspielen zutraut. "Benni ist in der Lage, aufs Podium zu laufen und Rennen zu gewinnen", unterstrich der Goldmedaillengewinner von Pyeongchang. Ein ähnlicher Coup ist auch Doll nach seinem Wiedererstarken zuzutrauen.