Triathlon | Ironman WM Ironman-WM in Utah - der Mythos light ab 14 Uhr live

Stand: 06.05.2022 08:00 Uhr

Wegen der Corona-Pandemie findet die Ironman-WM am Samstag (07.05.2022, 14 Uhr/live sportschau.de) in Utah und nicht auf Hawaii statt. Die Landschaft ist wunderschön, aber die Triathlon-Welt diskutiert über die Wertigkeit des Wettkampfes. Und der Veranstalter überrascht mit einer Aussage.

Die Kulisse ist atemberaubend, man kann es nicht anders sagen. Die roten Berge des Snow Canyons, die faszinierenden Schluchten, eine Wüste aus Lehm, die es genauso auch auf dem Mars geben könnte. Nur mit Klapperschlangen statt Außerirdischen.

Nimmt man also die Landschaft als Maßstab, dann müssen sich die Ironman-Weltmeisterschaften in Utah keinesfalls vor Hawaii verstecken, dem Platzhirsch, der normalerweise die Heimat dieses faszinierenden Dreikampfs ist. Aufgrund von Corona wurde die WM nun einmalig nach Utah verschoben, und natürlich diskutiert nun die Triathlon-Welt wie wertig dieser Wettkampf tatsächlich sein wird.

Ein unfairer Vergleich

Ein bisschen unfair ist dieser Vergleich natürlich, schließlich ist Hawaii nicht nur der Geburtsort des Ironman, sondern zeitgleich auch das Theater der Träume aller Triathleten. Hawaii ist ein Mythos. Punkt.

Trotzdem überlegt der Veranstalter offenbar, den Ort der WM künftig rotieren zu lassen. Das war am Donnerstag auf der Pressekonferenz klar zwischen den Zeilen zu hören, als eindeutige Fragen danach ausweichend beantwortet wurden. Im Oktober schon findet wieder eine WM auf Hawaii statt, dann werden die Rennen der Frauen und Männer auf unterschiedliche Tage verteilt. Sollte die kleine Insel das logistisch stemmen können, wäre die Zukunft dort wohl gesichert, andernfalls droht offenbar tatsächlich ein dauerhafter Umzug. Für die Szene eigentlich ein No-Go.

Zurück zur Ausgabe in St. George in Utah am Samstag. Sie ist der Ersatz für das ausgefallene Rennen im vergangenen Jahr.  Es ist die WM 2021, sozusagen. Und doch werden einige Hochkaräter nicht am Start sein, der Titelverteidiger und Superstar Jan Frodeno fehlt, ebenso Ex-Weltmeister Patrick Lange. Die beiden hätten das Feld hier zum Vibrieren gebracht, sind aber verletzt. Die Absagen werden sie geschmerzt haben, aber es wird eben gelindert dadurch, dass sich im Oktober ja schon die nächste Chance bietet.

Dezimiertes Teilnehmerfeld bei den Frauen

Vor allem das Frauenfeld ist zusammengeschrumpft, gut 20 Starterinnen werden es sein. Das ist nicht wirklich viel. Anne Haug, die deutsche Titelverteidigerin, sieht darin aber auch einen Reiz. Niemand wisse nach so langer WM-Pause die Konkurrenz genau einzuschätzen, das könnte das Rennen extrem spannend machen.

Und trotzdem wird diese WM-Ausgabe sicher nicht als sagenumwobener Mythos in die Geschichtsbücher eingehen, wobei das mit dem Mythos eh so eine Sache ist im durchkommerzialisierten Geschäft der Dachmarke.

Extreme Bedingungen

Aber Utah wird punkten können mit seiner atemberaubenden Landschaft und einer extrem anspruchsvollen Strecke. Das geht schon beim Schwimmen los. Der See hat aktuell gerade mal um die 15 Grad, Anne Haug wird sich deshalb unter ihren Neopren-Anzug sogar eine Plastiktüte stopfen. 15 Grad, das ist schon sehr kalt. Außerdem brausen hin und wieder unberechenbare Winde über das Wasser. Nach Sportschau-Informationen diskutieren die Verantwortlichen in St. George schon seit Mitte der Woche ernsthaft diverse Szenarien, von der Verkürzung bis hin zur Absage des Schwimmens.

Der Wind wird auch auf dem Rad ein Thema sein, dazu ist die Strecke sehr hügelig, extrem schwer. Und auch beim Marathon geht es oft rauf und runter, bis dahin werden 30 Grad erwartet. "Diese WM bietet einen hohen Spannungswert, von den Strecken bin ich begeistert", sagt Sportschau-Kommentator Dirk Froberg. Für dieses eine Mal sei Utah sicher ein guter Standort, "danach aber bitte wieder zurück auf Hawaii".

Für die vielen Altersklassen-Athleten, die eine WM bereichern, war die Verlegung nach St. George unterdessen ein großes Problem. Für sie, die mehrheitlich  nicht um den Sieg, sondern ums Ankommen kämpfen, ist Hawaii der Sehnsuchtsort. Nicht eine WM per se.

Utah hat eine Chance verdient

Außerdem hätten die Mitteleuropäer im Winter verstärkt trainieren müssen, das ist für Amateursportler eigentlich nicht machbar. Und so sind die Zahlen der Altersklassen-Athleten aus Europa zusammengeschrumpft, selbst große Anreize seitens des Veranstalters hatten da kaum einen Effekt.

Viele werden daher die Veranstaltung von zu Hause verfolgen, die atemberaubenden Bilder aus dem Canyon, das spannende Rennen eines ausgeglichenen Starterfeldes. Es ist nicht Hawaii, keine Frage. Aber irgendwie hat diese WM in Utah trotzdem ihre Chance verdient.