Tischtennis | EM Doppelsieg ohne Stars: Tischtennis-Teams feiern "Wunder von Cluj"

Stand: 03.10.2021 18:42 Uhr

Beide deutschen Tischtennis-Teams waren ohne ihre bekanntesten Namen zu dieser Mannschafts-EM gereist. Und beide gewannen am Ende in Rumänien den Titel. Ein Triumph für die Deutschen - und ein ernüchterndes Signal für die anderen europäischen Nationen.

Beim Männer-Finale am Sonntag (03.10.2021) bewies der 29-jährige Patrick Franziska in mehreren kritischen Momenten Nervenstärke. Benedikt Duda (Bergneustadt) hatte das erste Spiel mit 2:3 gegen Maksim Grebnew vom Bundesliga-Klub TSV Bad Königshofen verloren. Und auch Franziska lag bereits mit 1:2 gegen Lew Katsman (TTC Neu-Ulm) zurück.

Die deutsche Nummer eins drehte das Match aber noch. Und machte den EM-Titel dann nach dem 3:1-Sieg von Dang Qiu (Düsseldorf) gegen Wladimir Sidorenko (TTC Neu-Ulm) in einem Fünf-Satz-Krimi gegen Grebnew perfekt. Durch diese EM, sagte Sportdirektor Richard Prause, "stellen wir das Gerüst unserer Nationalmannschaften auf ein noch viel solideres Fundament."

Frauen siegen ohne Top drei

Die Auswahl von Bundestrainerin Tamara Boros, die ohne ihre drei Topspielerinnen auskommen musste, besiegte im Finale am Sonntag in Cluj-Napoca Gastgeber und Titelverteidiger Rumänien 3:1.

"Ich habe das beste Team und bin ungemein stolz auf meine Mannschaft, dass wir das mit unserer Klasse und einem ganz außergewöhnlichen Teamspirit gewonnen haben", sagte Boros.

Erstes EM-Gold für Tischtennis-Frauen seit 2015

Mit zwei Fünfsatzsiegen avancierte Nina Mittelham nervenstark zur Matchwinnerin, Sabine Winter steuerte einen Punkt zum ersten EM-Triumph der deutschen Frauen seit 2015 bei. Mittelham jubelte: "Es ist einfach unglaublich, dass wir jetzt mit dieser Mannschaft Europameister sind. Wir sind hier mit dem Team angetreten, um das Viertelfinale zu erreichen und dann von Spiel zu Spiel zu schauen."

Auch die zweite Garde glänzt

Mittelham und Co. bewiesen, dass auch die zweite deutsche Garde europäische Spitzenklasse verkörpert. Ohne das Tokio-Trio Petrissa Solja, Han Ying und Shan Xiaona spielte sich vor allem Mittelham in den Mittelpunkt. Die 24-Jährige vom Bundesligisten TTC Eastside Berlin gewann gegen Bernadette Szocs und Elizabeta Samara jeweils 3:2. Zudem setzte sich Winter (Schwabhausen) gegen Samara (3:0) durch, nur Chantal Mantz (Langstadt) verlor ihre Partie.

Mittelham hatte zuletzt beim Europe Top 16 in Thessaloniki ihren bislang größten Einzeltitel gefeiert, in Rumänien bewies sie ihre Führungsqualitäten in der Nationalmannschaft. Auch beim 3:1 im Halbfinale am Samstag gegen Portugal hatte sie beide Partien gewonnen, nur im Gruppenspiel gegen Spanien verlor die deutsche Meisterin ein Match. "Nach der Nichtnominierung für Position drei bei den Olympischen Spielen war ich eine Zeit in einem Loch", gab Mittelham zu. Diese Phase habe sie mittlerweile überwunden.