Dang Qiu jubelt

Deutsche Meisterschaften 2023 Qiu, Winter und Co. - Tischtennis-Elite fast komplett

Stand: 23.03.2023 18:23 Uhr

Am Wochenende (25. bis 26. März) kämpfen Deutschlands beste Tischtennisspieler und Tischtennisspielerinnen einmal mehr um die deutschen Meistertitel in Einzel und Doppel. Trotz einiger Absagen wird der Kampf um den Titel bei den Frauen und den Männern so spannend wie noch nie. Im Doppel können Benedikt Duda und Dang Qiu sogar Historisches erreichen.

Von Sebastian Ungermanns

Titelverteidiger Qiu – rechtzeitig in Topform

Nach den Absagen von Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov im vergangenen Jahr marschierte Senkrechtstarter Dang Qiu 2022 in beeindruckend souveräner Manier zum Titel. Während des gesamten Turniers gab er nie mehr als einen Satz ab: es war der Beginn seines Weges nach ganz oben.

Auch dieses Jahr scheint Düsseldorfs Spitzenspieler rechtzeitig fit zu sein. In der Champions League zeigte er starke Leistungen und beim "Singapore Smash" - einem Einzelturnier, das mit einem Grand-Slam im Tennis gleichgesetzt werden kann – konnte Qiu sich bis ins Viertelfinale spielen. Der 26-Jährige, aktuell die Nummer neun der Welt, besticht durch sein aggressives Angriffsspiel und seine hohe Grundsicherheit. Selbst mit dem in diesem Jahr starken Teilnehmerfeld hat der Europameister alle Chancen auf die Titelverteidigung.

Patrick Franziska – der Herausforderer

Patrick Franziska hat sich schon seit Jahren in der Weltspitze etabliert und konnte bei olympischen Spielen, Welt- wie Europameisterschaften, sowie mit seinem Verein Saarbrücken viele Erfolge feiern. Ein Einzeltitel bei den deutschen Meisterschaften blieb ihm aber bisher verwehrt.

In Topform ist der 30-Jährige in der Lage, jeden Spieler zu schlagen, gerade seine Rückhand wird national wie international gefürchtet. Doch bei größeren Einzelturnieren neigte er immer mal wieder zu Ausrutschern. Schafft er es, am Wochenende konstant an sein Leistungsmaximum heranzureichen, so kann er dem Titelverteidiger gefährlich werden – und ihn vielleicht sogar stürzen.

Wer hat Überraschungspotenzial?

Kämen die Titelkämpfe vier Monate früher, hätte Kay Stumper sicherlich zu den Geheimfavoriten gezählt. Der 20-Jährige überzeugte durch gute Leistungen in der Bundesliga und hatte entscheidenden Anteil am Vizeweltmeistertitel der deutschen Mannschaft. Eine Verletzung bremste das Talent zuletzt allerdings aus. Seit seinem Comeback gelang es ihm nicht, zu vorheriger Form zurückzufinden, sodass er wohl eher auf zukünftige Turniere hoffen muss.

Mit Ricardo Walther, deutscher Meister 2020, Kilian Ort, der bisher mit einigen Achtungserfolgen in der Bundesliga auf sich aufmerksam machen konnte, Bundesligaspieler Fan Bo Meng und Cedric Meissner gehen außerdem einige weitere namhafte Spieler an den Start. Sie alle werden ihre Außenseiterrolle nutzen wollen, zumal die deutschen Meisterschaften für ihre Überraschungen bekannt sind, da die Spieler mit den Spielstilen ihrer Kontrahenten bestens vertraut sind.

Enger Titelkampf bei den Frauen

Manchmal ist der Sport einfach kurios: Seitdem Sabine Winter sich eine Auszeit vom Tischtennis genommen hat, um ihren Abschluss nachzuholen, läuft es für die 30-Jährige. Gerade im vergangenen Jahr konnte sie neben dem deutschen Meistertitel mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Heim-EM ihren bisher wichtigsten Einzelerfolg feiern.

Die Titelverteidigung dieses Jahr dürfte für die Nationalspielerin allerdings schwer werden, denn die erfahrene Shan Xiaona kommt immer besser in Form. Die Olympia-Silbermedaillengewinnerin von 2016 bestach durch eine gute Leistung in der ersten Runde des "Singapore Smash" und scheiterte später trotz starken Auftritts an der Weltranglistenelften Kasumi Ishikawa. Die 40-Jährige zeichnet sich durch ihre tischnahe Spielweise aus, durch die sie in der Lage ist, ihre Gegnerinnen permanent unter Druck zu setzen. Ihr bisher letzter deutscher Einzeltitel datiert aus dem Jahre 2014 – Grund genug zu zeigen, dass sie trotz ihres Alters immer noch zu Deutschlands Besten gehört.

Nachwuchs mit Potenzial

Mit der Doppelmeisterin Wan Yuan oder Chantal Mantz, der U21-Europameisterin von 2017, gehen weitere Athletinnen von internationalem Spitzenformat an den Start und könnten die Favoritinnen definitiv ärgern. Besonders spannend wird allerdings das Abschneiden der Nachwuchstalente sein. Annett Kaufmann konnte mit starken nationalen und internationalen Ergebnissen auf sich aufmerksam machen und hat sich in den vergangenen beiden Jahren bis ins Halbfinale der deutschen Meisterschaften vorgespielt – sie wird dieses Jahr erst 17 Jahre alt.

Zwei Jahre älter ist Sophia Klee. Lange Zeit galt sie als Deutschlands größtes Nachwuchstalent. Ein Bruch der Kniescheibe im Sommer vergangenen Jahres bremste sie jedoch aus. Nun kommt die Hessin wieder in Form, die deutschen Meisterschaften können als erste Standortbestimmung für sie gesehen werden.

Duda/Qiu vor Titelrekord

Auch im Doppel werden am Wochenende Deutschlands Beste gesucht. An den Start gehen alle Titelverteidiger und Titelverteidigerinnen: Bei den Frauen Chantal Mantz und Wan Yuan, im Mixed Wan Yuan und Cedric Meissner und bei den Männern Benedikt Duda und Dang Qiu. Hierbei können Duda und Qiu Historisches schaffen: Sollten sie erneut gewinnen, würden sie mit sechs Titeln zum erfolgreichsten Doppel aller Zeiten bei deutschen Meisterschaften aufsteigen und damit mit Jörg Rosskopf und Steffen Fetzner gleichziehen.