Tatjana Maria freut sich

Halbfinale in Wimbledon Maria gegen Jabeur - Tennis-Duell unter Freundinnen

Stand: 07.07.2022 08:35 Uhr

Tatjana Marias Tennis-Märchen geht weiter - mit dem Wimbledon-Habfinale am Donnerstag gegen eine gute Freundin. Ons Jabeur ist zudem die Heldin der arabischen Welt.

Tatjana Maria ist die Nummer 103 der Weltrangliste, bei Grand-Slam-Turnieren noch nie über die dritte Runde hinausgekommen, und befindet sich mit 34 Jahren im Spätherbst der Karriere. Sie spielt Vorhand und Rückhand überwiegend als Slice, was auf Rasen eher ungünstig scheint. Und trotzdem steht sie nach ihrem 4:6, 6:2, 7:5 gegen Landsfrau Jule Niemeier im Halbfinale von Wimbledon (Im Live-Ticker heute ab 14.30 Uhr bei sportschau.de).

Es gibt also genügend spannende Ansatzpunkte, über Marias unwahrscheinlichen Siegeszug zu sprechen. Doch das alles überlagernde Thema ist ihre Mutterschaft: kein Spielbericht ohne Verweis auf ihre zwei Töchter, kein Interview ohne Frage danach. Aber Maria sieht das positiv. "Ich liebe es, darüber zu sprechen. Für mich ist das Wichtigste in meinem Leben, eine Mutter von zwei Kindern zu sein."

"Verstehen uns wirklich sehr, sehr gut"

So kommt Maria auch schnell auf ihre Töchter (1 und 8 Jahre alt) zu sprechen, als die Sportschau sie auf ihre Halbfinalgegnerin Ons Jabeur anspricht. "Sie ist Teil unserer Familie, ich kenne sie seit Ewigkeiten. Sie liebt Kinder im Allgemeinen und natürlich auch meine Kinder. Wenn sie Charlotte sieht, spielt sie immer Tennis mit ihr. Wenn sie Cecilia sieht, ist sie quasi ihr kleines Baby. Mit Ons verstehen wir uns wirklich sehr, sehr gut."

Maria über Jabeur - "Teil unserer Familie"

Sportschau

Jabeur gab die Komplimente nach ihrem 3:6, 6:1, 6:1 gegen die Tschechin Marie Bouzkova am Dienstag zurück. "Ich liebe Tatjana so sehr, ihre Familie ist großartig. Sie ist meine Barbecue-Freundin." Halbfinalistin und gleichzeitig zweifache Mutter - "das ist eine unglaubliche Geschichte", sagte Jabeur. Sie würde sich wünschen, dass andere zu Maria aufschauen würden.

Erst die Kinder, dann der Höhenflug

Maria nimmt die Rolle einer Vorkämpferin ein, für mehr Unterstützung für Mütter auf der WTA-Tour. "Denn es gibt mehr und mehr Mütter, die zurückkommen und gut Tennis spielen", sagte sie der Sportschau. Sie fordert, dass die Regeln Schwangerschaften anders berücksichtigen sollten als Verletzungen. "Das ist einfach nicht das Gleiche. Wenn man schwanger ist, ist das einfach etwas komplett anderes für den Körper."

Was Maria von anderen, prominenteren Müttern wie zum Beispiel Serena Williams oder Viktoria Asarenka unterscheidet: Sie bekam ihr erstes Kind schon recht früh mit 26 Jahren und schafft es jetzt, 15 Monate nach der Geburt ihrer zweiten Tochter, das beste Tennis ihrer Karriere zu spielen.

Jabeur: Pionierin in der arabischen Welt

Was Maria dadurch für Spielerinnen mit Kinderwunsch ist, ist Jabeur für die arabische Welt - ein Vorbild, eine Pionierin. 2011 gewann die Tunesierin die Juniorinnenkonkurrenz der French Open und damit als erste Nordafrikanerin einen Wettbewerb bei einem Grand-Slam-Turnier.

Tennisspielerin Ons Jabeur winkt ins Publikum

Tennisspielerin Ons Jabeur winkt ins Publikum

2021 folgte in Birmingham ein WTA-Titel - der erste für eine arabische Spielerin. Und zuletzt sorgte sie in Madrid für den ersten Sieg einer afrikanischen Frau bei einem WTA-Turnier der höchsten Kategorie.

Jabeur Favoritin nach Swiateks Aus

"Sie ist eine Repräsentantin für Tunesien, für die arabische Welt, für ganz Afrika." So zitiert die "Süddeutsche Zeitung" einen tunesischen Diplomaten. Jabeur ist mit ihren 27 Jahren in absoluter Topform und nach dem Aus der Weltranglistenersten Iga Swiatek die Favoritin auf den Titel in Wimbledon. Ihr Spiel ist kraftvoll und variantenreich, was gute Voraussetzungen für ein Duell mit Slice-Spezialistin Maria ist.

Das Halbfinalduell wird also sportlich und emotional hoch interessant. "Es wird schwer, gegen sie zu spielen", sagt Jabeur, "sie ist eine gute Freundin." Fest steht schon jetzt: Eine der zwei bemerkenswerten Erfolgsgeschichten wird mit dem Einzug ins Wimbledonfinale fortgeschrieben.