Tatjana Maria reagiert auf ihr Halbfinalaus in Wimbledon

Tennis in Wimbledon Tatjana Maria verliert Halbfinale gegen Jabeur

Stand: 07.07.2022 19:31 Uhr

Tatjana Maria hat im Halbfinale von Wimbledon gegen Ons Jabeur lange dagegengehalten. Doch am Ende gewann ihre gute Freundin aus Tunesien.

Die 34 Jahre alte Maria verlor das erste Grand-Slam-Halbfinale ihrer Tenniskarriere mit 2:6, 6:3, 1:6. Die Weltranglistenzweite Jabeur gilt nun auch im Finale als Favoritin. Sie trifft am Samstag auf Elena Rybakina aus Kasachstan. Die Weltranglisten-23. bezwang die Rumänin Simona Halep (Rumänien) mit 6:3, 6:3.

Jabeur: "Sie muss für mich grillen"

Jabeur ist die erste arabische Spielerin in einem Grand-Slam-Finale. Mit Familie Maria ist sie gut befreundet. "Es war schwierig, ihren Bällen hinterherzulaufen. Sie muss für mich grillen, um all mein Gerenne auf dem Platz wieder gutzumachen", sagte Jabeur lachend.

Direkt nach ihrem Matchball hatte sie Maria neben sich geholt, um ihr den gebührenden Jubel des Publikums zu gönnen. "Ich wollte diesen Moment definitiv mit ihr teilen am Ende, sie ist so eine große Inspiration für alle Spielerinnen inklusive mir. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie mit zwei Kindern zurückgekommen ist und das geschafft hat."

Maria: "Noch einiges möglich"

Maria hatte vor 15 Monate ihre zweite Tochter zur Welt gebracht und spielt nun mit 34 Jahren besser als je zuvor. "Wenn man ein Match verliert, dann ist man trotzdem zuerst enttäuscht und denkt darüber nach, was man hätte besser machen können", sagte Maria nach dem Halbfinale. "Aber ich kann trotzdem stolz darauf sein, was ich in zwei Wochen Wimbledon geleistet habe. Ich versuche, das Positive rauszuziehen und weiter an mich zu glauben. Ich glaube, dass da noch einiges möglich ist."

Jabeur lässt Maria laufen

Dass es für beide Spielerinnen kein gewöhnliches Match war, zeigte sich in der Anfangsphase. Maria setzte wie gewohnt auf ihre unorthodoxe Spielweise mit vielen unterschnittenen Bällen auch auf der Vorhand, Jabeur ließ sich auf das Slice-Duell ein, alleine das erste Spiel dauerte acht Minuten. Nervenstark wehrte Maria drei Breakbälle ab und holte sich das 1:0.

Doch Jabeur behielt das Kommando, ließ Maria mit ansatzlosen Stoppbällen laufen und zog langsam auch das Tempo an. Drei Spiele in Serie holte die Siegerin des Vorbereitungsturniers von Berlin. Als Jabeur einen spektakulären Punkt nach einem Halbvolley mit Pirouette verlor, mussten beiden Spielerinnen lächeln. Doch die Favoritin machte ernst. Eiskalt zeigte sie Maria die Grenzen auf und verwandelte den ersten Satzball durch einen Fehler ihrer Gegnerin nach nur 38 Minuten.

Ons Jabeur in Aktion

Comeback im zweiten Satz

Dreimal hatte Maria bereits zuvor im Turnier den ersten Durchgang verloren und war doch mit großer Laufbereitschaft immer wieder zurückgekommen. Als sie zwei Breakbälle beim Stand von 1:1 abwehrte, zeigte sie die Faust in Richtung ihrer Box, in der Ehemann und Trainer Charles-Edouard applaudierte.

Erstmals konnte Maria auch Jabeur bei deren Aufschlag unter Druck setzen und nutzte per Stopp direkt ihren ersten Breakball. Jabeur zeigte Nerven, streute neben Zauberbällen auch immer mehr Fehler ein, Maria zog auf 4:1 davon. Einen ersten Satzball ließ Maria beim Stand von 5:2 und Aufschlag Jabeur noch aus, bei eigenem Service durfte sie aber nach einem missglückten Stopp ihrer Gegnerin nach insgesamt 76 Minuten jubeln.

Schnelles Break in Durchgang drei

Der entscheidende Durchgang begann denkbar schlecht, Jabeur schaffte mit einem Passierball das frühe Break - und war plötzlich nicht mehr zu stoppen. "Sie kam in Fahrt und hat mir nicht mehr viele Fehler gegeben", sagte Maria der Sportschau.

Als Maria durch einen unnötigen Fehler am Netz das 0:4 kassierte, küsste Jabeur ihren Finger und schaute glücklich gen Himmel. Noch ein letztes Mal brachte Maria ihren eigenen Aufschlag durch - und war dann doch geschlagen.

Tatjana Maria sieht neue Popularität gelassen

Sportschau

626.000 Euro Prämie für Maria

Maria kassiert für den größten Erfolg ihrer Karriere umgerechnet 626.000 Euro. Die zweifache Mutter konnte damit nicht als sechste deutsche Tennisspielerin nach Cilly Aussem, Hilde Krahwinkel, Steffi Graf, Sabine Lisicki und Angelique Kerber das Wimbledon-Finale erreichen.

Dass ihr Siegeszug in Wimbledon einhergeht mit einem deutlich gestiegenen Bekanntheitsgrad, sieht Maria entspannt. "Ich bin da sehr bodenständig. Meine Familie ist für mich das Wichtigste und wird es auch immer bleiben."