Tennis-Grand-Slam in London Wimbledon - Kerber jubelt, Zverev scheitert nach Krimi

Stand: 05.07.2021 23:32 Uhr

Angelique Kerber (33) hat auch das Generationenduell mit Cori Gauff für sich entschieden und steht im Viertelfinale von Wimbledon.

Die Turniersiegerin von 2018 setzte sich am Montag (05.07.2021) auf dem Centre Court mit 6:4, 6:4 gegen die 17 Jahre alte US-Nachwuchshoffnung durch. Für Kerber ist es das erste Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier seit ihrem Wimbledonsieg vor drei Jahren.

Kerber jetzt gegen Muchova

Als einzige im Feld verbliebene Titelträgerin auf dem "heiligen Rasen" bekommt es Kerber nun am Dienstag mit Australian-Open-Halbfinalistin Karolina Muchova (Tschechien/Nr. 19) zu tun. Die an Position 25 gesetzte Kielerin, die schon die Generalprobe in Bad Homburg gewonnen hatte, steht nun bei neun Siegen auf Rasen in Serie.

Die Partie gegen die zuletzt ebenfalls starke Gauff, die in der Weltrangliste fünf Plätze vor Kerber steht, war zu Beginn vom Wind und einiger Nervosität geprägt. Die ersten fünf Spiele endeten allesamt mit Aufschlagverlusten - doch nach dem Break zum 3:2 gab die Kielerin den Vorteil nicht mehr her und nutzte nach 32 Minuten den zweiten Satzball. Nach dem schwierigen Beginn fand Kerber immer besser ihren Rhythmus.

Zwei Breakbälle nervenstark abgewehrt

Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin konterte ihre 16 Jahre jüngere Gegnerin oft clever aus, die aggressive Gauff musste sich jeden Punkt hart erkämpfen. Die Partie nahm an Fahrt und Klasse zu, doch offenbar hatten auch die kräftezehrenden Dreisatz-Matches im Vorfeld ihre körperlichen Spuren hinterlassen. Kerber schien leichte Probleme am Oberschenkel zu haben - das Break zum 2:1 durch einen Doppelfehler Gauffs kam da gerade recht.

Groß beeinträchtigt zeigte sich Kerber aber nicht und hielt gegen das forsche US-"Wunderkind", von vielen schon als kommender Star der Szene gepriesen, stark dagegen. Zwei Breakbälle zum möglichen 4:4 wehrte Kerber nervenstark ab und überstand auch die letzte brenzlige Situation.

Kerber sagte beim Sieger-Interview noch auf dem Rasen: "Ich mag es total, wie Coco spielt. Sie ist so eine unglaublich talentierte Spielerin und wird hierhin noch sehr oft zurückkehren - und vielleicht auch dieses Turnier gewinnen. Ich selbst bin einfach nur glücklich, hier zu sein und genieße die Zeit total. Ich schaue weiter von Spiel zu Spiel und versuche, jeden Moment hier aufzusaugen und mitzunehmen."

Zverev vergibt zu viele Chancen

Dieses Erlebnis ist Deutschlands Spitzenspieler Alexander Zverev nun nicht mehr vergönnt - er ist im Achtelfinale gescheitert. Der an Position vier gesetzte Hamburger verlor am Montag gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime (Nr. 16) ein Match der vielen Wendungen mit 4:6, 6:7 (6:8), 6:3, 6:3, 4:6 und verpasste sein erstes Viertelfinale in London.

Damit vergab der Hamburger die Chance, als erst dritter Deutscher nach Boris Becker und Michael Stich bei jedem der vier Grand-Slam-Turniere die Runde der letzten acht zu erreichen. Zverev ging mit der makellosen Bilanz von drei Siegen ohne Satzverlust aus drei Begegnungen ins Duell mit Auger-Aliassime.

Aufschlag wackelte extrem

So klar waren die Kräfteverhältnisse auf dem Court No. 1 aber bei Weitem nicht. War Zverevs Aufschlag in den vorherigen Runden eine sichere Bank, wackelte er diesmal extrem. Alleine zwölf Doppelfehler servierte er in den ersten beiden Sätzen - auch deshalb gab er jeweils einen 4:2-Vorsprung gegen den nahezu fehlerlosen Kanadier aus der Hand. Zu Beginn des dritten Satzes sorgte der Deutsche dann auch noch für eine Schrecksekunde. Bei einem Ausfallschritt überstreckte sein rechtes Knie, Zverev krümmte sich am Boden vor Schmerzen.

Doch er spielte weiter - und auf einmal deutlich griffiger und konzentrierter. Mit einem lauten Jubelschrei feierte er das Break zum erneuten 4:2, diesmal machte er es besser und brachte den Satz nach Hause. Auger-Aliassime wirkte beeindruckt.

20 Doppelfehler als Schlüssel zur Niederlage

Auf einmal lief Zverevs Aufschlag flüssig, er agierte viel selbstbewusster, mit dem Momentum auf seiner Seite ging er in den Entscheidungssatz - und verfiel in alte Muster. Mit drei Doppelfehlern schenkte er seinem Gegenüber das Break, ehe wegen Regens das Dach geschlossen werden musste. Und das Match hatte weitere Wendungen parat, Zverevs nächster Aufschlagverlust zum 3:4 brachte aber die Vorentscheidung - am Ende lag er bei 20 Doppelfehlern. "Ich habe ihm viele Geschenke gemacht in ziemlich wichtigen Momenten", resümierte Zverev ebenso frustriert wie zutreffend.

Siegemund verpasst Doppel-Viertelfinale

Zuvor hatten die US-Open-Gewinnerinnen Laura Siegemund und Wera Swonarewa in der Doppel-Konkurrenz das Viertelfinale verpasst.

Die 33-jährige Siegemund verlor mit ihrer russischen Partnerin im Achtelfinale gegen die an Position fünf gesetzten Japanerinnen Shuko Aoyama und Ena Shibahara 2:6, 5:7. Siegemund war die letzte verbliebene Deutsche im Frauen-Doppel. Im Männer-Wettbewerb hatte kein Deutscher das Achtelfinale erreicht.

Federer ältester Viertelfinalist der Geschichte

Der achtmalige Wimbledonsieger Roger Federer hat es zum 18. Mal in das Viertelfinale des Grand-Slam-Turniers in London geschafft. Der 39-jährige Schweizer besiegte den Italiener Lorenzo Sonego am Montag 7:5, 6:4, 6:2. Mit 39 Jahren und 337 Tagen avancierte Federer zum ältesten Wimbledon-Viertelfinalisten in der Profi-Ära des Tennis.

Die langjährige Nummer eins trifft am Mittwoch entweder auf den Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew aus Russland oder den Polen Hubert Hurkacz. Ihre Partie wurde wegen Regens im vierten Satz abgebrochen und auf Dienstag vertagt. Medwedew lag zu diesem Zeitpunkt mit 2:1-Sätzen vorn.

Talent Raducanu muss aufgeben

Die britische Tennis-Hoffnung Emma Raducanu hat ihr Achtelfinale in Wimbledon aufgeben müssen. Die 18 Jahre alte Abiturientin konnte am Montagabend in London beim Stand von 4:6, 0:3 gegen die Australierin Ajla Tomljanovic nicht weiterspielen. Raducanu, die als Nummer 338 der Welt sensationell unter die letzten 16 gekommen war, hatte sich mehrfach in die Magengegend gegriffen und wurde vom Platz geführt. Die Außenseiterin kehrte nicht mehr auf den Platz Nummer eins zurück.

Tomljanovic komplettiert damit das Viertelfinale und trifft an diesem Dienstag auf die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty aus Australien.