Hat souverän das Viertelfinale erreicht: Die Tunesierin Ons Jabeur jubelt nach ihrem Sieg.

Tennis Jabeur spielt in Wimbledon nicht nur für sich

Stand: 08.07.2022 17:20 Uhr

Die Tunesierin Ons Jabeur steht im Finale des Tennis-Turniers von Wimbledon. Dort spielt die 27-Jährige nicht nur für sich.

Hicham Arazi war viele Jahre lang der beste Tennisspieler aus Nordafrika und der arabischen Welt. Zwischen 1997 und 2004 schaffte es der Marokkaner bei den Australian Open und den French Open je zweimal ins Viertelfinale. Weiter kam er aber nie. Vor kurzem traf der Ex-Profi auf Ons Jabeur. "Araber verlieren immer im Viertelfinale, das haben wir satt", sagte er der Tunesierin.

Die nahm es sich zu Herzen. Nach ihrem Halbfinalsieg gegen Tatjana Maria steht Jabeur am Samstag (09.07.2022) im Endspiel des Tennis-Turniers von Wimbledon. Dort trifft sie auf die Kasachin Jelena Rybakina.

Längst schon Geschichte geschrieben

Geschichte geschrieben hat Jabeur längst schon. Im Juni 2021 gewann sie als erster arabischer Tennis-Profi ein WTA-Turnier, in Birmingham. Kurz danach zog sie in Wimbledon ins Viertelfinale ein. Im Oktober schaffte sie es dann in die Top Ten der Tennis-Weltrangliste. Von einem "Traum, der wahr wird", sprach Jabeur nach ihrem Erfolg: "Die Top Ten sind aber erst der Anfang."

Wimbledon-Halbfinale: Tatjana Maria scheitert an starker Ons Jabeur

Sportschau, 07.07.2022 16:05 Uhr

Siege in Madrid und Berlin

Der selbstbewussten Ankündigung ließ sie Taten folgen. Im Mai gewann sie das Turnier in Madrid und wurde damit die erste Spielerin aus einem arabischen Land, die ein Turnier der WTA-1.000-Kategorie gewinnen konnte.

Einige Woche später gewann sie auch das Vorbereitungsturnier in Berlin und spielte sich damit in den Favoritenkreis für Wimbledon. In der Weltrangliste steht sie mittlerweile auf Platz zwei. Natürlich hatte sie schon als Juniorin für etliche Erfolge und Bestmarken gesorgt.

"Glaubt an euch!"

Ihrer Verantwortung ist sie sich bewusst. Als erste Top-Tennis-Spielerin aus der arabischen Welt repräsentiert sie Millionen Menschen. "Das bedeutet mir viel", sagt sie: "Ich spiele ja nicht nur für mich. Ich spiele für mein Land, für die arabische Welt, für den afrikanischen Kontinent."

Sie will Türen öffnen, eine Botschafterin sein, junge Mädchen und Frauen in ihrer Heimat motivieren, es ihr gleichzutun. Nicht viele Menschen aus ihrem Land spielen Tennis: "Wenn ich es schaffe, könnt ihr das auch", sagt Jabeur: "Glaubt an euch!"

Unterstützung der Familie

Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Ehemann Karim Kamoun, der auch ihr Fitnesstrainer ist. Er holt sie gelegentlich aus der Lethargie, die sie in der Jugend fast vom Tennis weggbracht hätte. Vieles sei ihr damals zu anstrengend gewesen, erzählte Jabeur in einem Interview mit der WTA: das Training, der straffe Zeitplan, das eingeschränkte Privatleben. Vor allem habe es ihr an Vorbildern gefehlt. Ihre Mutter Samira habe sie dann ermahnt, immer das Bestmögliche aus sich zu machen. Das tat sie, und es hat sich gelohnt.

Favoritin gegen Rybakina

Jetzt also das Finale in Wimbledon. Gegen Rybakina ist Jabeur die klare Favoritin. Was sie stoppen kann, ist ihr Nervenkostüm. Schließlich wird nicht nur Hicham Arazi genau hinsehen, sondern ganz Nordafrika und die arabische Welt.