Endspiel der Herren in Wimbledon Djokovic träumt - Golden Slam und die magische 20

Stand: 10.07.2021 21:59 Uhr

Bei all diesen irrwitzigen Zahlenspielen kommt selbst Novak Djokovic mal ins Staunen. Schon wieder ein Rekord hier, ein möglicher Golden Slam da - das könne schon "surreal" aussehen, gab der Tennis-Dominator aus Serbien zu.

Doch genau das sei auch seine "riesige Inspiration". Als oberstes Ziel bei seiner Hatz nach Bestmarken strahlt aber die Zahl 20 am Horizont. Und dieser lang ersehnte Meilenstein ist im Wimbledon-Finale zum Greifen nah. Denn bei einem Sieg am Sonntag (11.07.2021) gegen den Italiener Matteo Berrettini kann Djokovic seinen 20. Grand-Slam-Titel gewinnen. Dann stünde der 34-Jährige auch auf dem Papier endlich auf einer Stufe mit seinen ewigen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal.

"Deswegen bin ich hier"

"Das würde mir alles bedeuten", sagte der Weltranglisten-Erste nach dem Einzug in sein siebtes Wimbledon-Endspiel: "Deswegen bin ich hier, deswegen spiele ich." Zahlreiche Seiten in allen Tennis-Geschichtsbüchern hat Djokovic schon längst sicher.

Doch das ist nicht genug. Er will als der Beste überhaupt in die Historie eingehen, das hatte er schon oft betont. Und schon am Sonntag könnte ihm gelingen, was seit über fünf Jahrzehnten niemand mehr geschafft hat. Beim Titelgewinn wäre er der erst fünfte Spieler überhaupt, der erste seit dem legendären Rod Laver 1969, der die ersten drei Major-Turniere des Jahres gewinnt. Der Australier war es auch, der als bislang Letzter den Grand Slam, das perfekte Jahr mit allen vier großen Titeln, vollendete.

Bisher nur Steffi Graf

Mit dem Olympiasieg in Tokio wäre für Djokovic sogar der Golden Slam drin, den nur 1988 Steffi Graf gewann. Lange Zeit war eine Wiederholung solcher Sternstunden unvorstellbar. Doch Djokovic lässt den Griff nach den Sternen auf einmal einfach aussehen. Er hoffe, dass am Sonntag auch das Publikum auf dem Centre Court "die Bedeutung dieses Matches für mich anerkennt, dass Geschichte auf dem Spiel steht".

Denn auch Djokovic weiß, dass es die Engländer gerne mit dem Underdog halten - und das ist Berrettini zweifelsohne. Während der Serbe sein 30. Grand-Slam-Finale bestreitet und zum dritten Mal in Folge auf dem "heiligen Rasen" triumphieren kann, zum sechsten Mal insgesamt, ist es für den Römer der erste Auftritt in einem Major-Endspiel überhaupt.

Erster Italiener im Wimbledon-Finale

"Es ist schon verrückt, auch nur darüber nachzudenken", sagte der 25-Jährige, der als erster Italiener das Wimbledon-Finale erreicht hat. Mit seinem krachenden Aufschlag und der wuchtigen Vorhand bringt er die perfekten Waffen auf Rasen mit - auch Djokovic weiß, dass das sehr gefährlich ist. "Er ist wohl derjenige, der in diesem Jahr auf Rasen am besten in Form war", sagte der Titelverteidiger: "Er ist brandheiß."

Als Debütant gewann Berrettini das traditionelle Vorbereitungsturnier im Queen's Club - zuletzt war dies 1985 Boris Becker gelungen. Wo dessen Reise drei Wochen später endete, ist bekannt. Elf Siege auf Rasen in Serie sind es für Berrettini nun schon, und mit seinem zwölften will er einen italienischen Feiertag in London einläuten.

Auch Mancini denkt an Wimbledon

"Das wird ein harter Sonntag, oder?", scherzte er, denn nach seinem Wimbledon-Finale spielen wenige Kilometer entfernt im Wembley-Stadion Italiens Fußballer gegen England um den EM-Titel.

Und deren Nationaltrainer Roberto Mancini kündigte bei Twitter schon an: "Am Sonntag sind alle mit dem Herzen in Wimbledon und Wembley!" Ein großer Tag für die Geschichtsbücher wird es so oder so.