Tennis Wimbledon - Comeback des Tennis-Klassikers

Stand: 25.06.2021 08:30 Uhr

Der im Corona-Jahr 2020 als einziges Grand-Slam-Turnier ausgefallene Tennis-Klassiker zieht die Fans ab Montag wieder in seinen Bann: Wimbledon ist zurück.

Wimbledon ist gerüstet, dies sieht man schon vor dem Start des Rasen-Klassikers am Montag (28.06.2021): Die Straßen des Londoner Stadtteils sind dezent, aber großflächig in grün-violett beflaggt. Es gibt kaum ein Geschäft, das nicht mit Tennis-Deko ausstaffiert wurde. Vor einem Immobilienbüro steckte sogar eine Schaufensterpuppe kopfüber in einer Tonne mit Tennisbällen.

Der "Guardian" rechnet bereits fest damit, dass in den Supermärkten bald die Erdbeeren ausverkauft sein dürften, die man in Wimbledon gerne zwischen zwei Pimm's Cocktails nascht. Die Sehnsucht nach den liebgewonnenen Ritualen sei nach der Absage im Vorjahr besonders groß: Die besondere Atmosphäre in Wimbledon werde diesmal wohl noch etwas gelöster sein, verstärkt durch ein Gefühl von Klassentreffen, allen Corona-Auflagen zum Trotz.

20.000 Zuschauer pro Tag in Wimbledon

Rund 20.000 Zuschauer sind pro Tag auf der Anlage des All England Lawn Tennis Club zugelassen. Dies entspricht den behördlichen Vorgaben von 50 Prozent der Gesamtkapazität. Der Centre Court darf zu den Endspielen sogar voll besetzt sein. Zutritt bekommen Zuschauer auch in Wimbledon nur mit einem Nachweis über vollständige Impfung oder einem negativen Coronatest, auf dem kompletten Gelände gelten die üblichen Abstandsregeln und Maskenpflicht.

Halep, Nadal, Osaka, Thiem - viele prominente Absagen

Sportlich erscheint das Rennen um den dritten Grand-Slam-Titel des Jahres offen wie selten zuvor - nach einer Reihe prominenter Absagen im Vorfeld. Am Freitag gab mit Simona Halep die Wimbledon-Siegerin von 2019 ihren Verzicht wegen einer Verletzung bekannt. Naomi Osaka hatte sich schon zuvor abgemeldet. Die Weltranglistenerste Ashleigh Barty geht zwar an den Start, war aber zuletzt ebenfalls nicht fit.

Auch bei den Herren hatte Rafael Nadal, der schon in Paris erschöpft wirkte, seinen Wimbledon-Start abgesagt, am Freitag folgte ihm der ebenfalls angeschlagene Dominic Thiem.

Djokovic Top-Favorit, Zverev in Lauerstellung

Titelverteidiger Novak Djokovic ist der erste Anwärter auf den erneuten Triumph an der Church Road. Roger Federer, Djokovics Gegner im denkwürdigen Finale von 2019, fehlt nach seinem Comeback weiter Matchpraxis. Deshalb könnte Alexander Zverev zu einem der größten Herausforderer werden. Von den vier Grand Slams sei Wimbledon "das Turnier, das für mich am schwersten zu gewinnen ist", sagte Zverev, der in Wimbledon bislang nur einmal das Achtelfinale erreichte. "Auf anderen Belägen hatte ich bessere Resultate", sagte der 24-Jährige nüchtern.

Doch Bundestrainer Michael Kohlmann sieht Zverev nach dem unglücklichen Halbfinal-Aus bei den French Open bereit für den großen Coup. "Er gehört zu den Spielern, die um den Titel mitspielen werden", sagte der Davis-Cup-Teamchef bei "Spox": "Es gibt keinen Grund, warum Sascha auf Rasen nicht sehr erfolgreich spielen kann."

Kerber mit neuem Selbstvertrauen

Bei den Damen unternimmt Serena Williams den nächsten Anlauf, Grand-Slam-Titel Nummer 24 einzufahren, mit dem sie den Rekord von Margaret Court einstellen würde. Zuletzt musste sich Williams in Wimbledon zwei Mal nacheinander im Endspiel geschlagen geben. Auf ihre Gegnerin aus dem Finale 2018, Angelique Kerber, könnte sie diesmal laut Tableau schon in der dritten Runde treffen.

Kerber will in Wimbledon die gruselige Serie von zuletzt drei Erstrundenpleiten bei Grand-Slam-Turnieren durchbrechen. Die 33-Jährige reist mit neuem Selbstvertrauen an den Ort ihres größten Triumphs, nicht erst seit dem Titelgewinn 2018 ist die Church Road für sie ein gutes Pflaster.

Dass sich die deutsche Nummer eins auf Rasen einfach wohlfühlt, bewies sie schon eindrucksvoll beim Testlauf für Wimbledon, dem Heimturnier in Bad Homburg, wo sie erstmals seit drei Jahren wieder ein Turnier gewann.

Die Formkurve zeigt genau rechtzeitig steil nach oben. Dennoch mache sich Kerber "gar keinen Druck", wie die dreimalige Grand-Slam-Siegerin sagte, "weil ich glaube, dass es in Wimbledon momentan andere Top-Favoritinnen gibt. Ich werde es eher gelassen angehen und gar nicht so weit nach vorne gucken."