French Open | Finale Nadal berichtet von betäubtem Fuß

Stand: 06.06.2022 10:57 Uhr

Rafael Nadal hat nach seinem 14. Triumph bei den French Open berichtet, dass er nur dank zahlreicher Betäubungsspritzen spielen konnte. So wolle er aber nicht weitermachen - auch nicht in Wimbledon.

"Ich habe mit Injektionen in die Nerven gespielt, die den Fuß betäubt haben. Nur deshalb konnte ich in den vergangenen zwei Wochen spielen", sagte Nadal auf der Pressekonferenz nach seinem beeindruckenden Finalsieg gegen den Norweger Casper Ruud (6:3, 6:3, 6:0) am Sonntag (05.06.2022). "Ich will gar nicht sagen, wie viele Spritzen ich bekommen habe. Denn Sie können sich vorstellen, dass ich auch viele entzündungshemmende Mittel nehmen musste."

Nadal hatte bereits 2007 angegeben, unter dem seltenen Müller-Weiss-Syndrom zu leiden, bei dem Knochengewebe des Kahnbeins am Fußskelett abstirbt. Dies kann die Funktion des Fußes einschränken und starke Schmerzen verursachen.

Persönlicher Mediziner in Paris

Der Spanier hatte in Paris einen eigenen Mediziner dabei, um bei seinem Lieblingsturnier spielen zu können. "Jeder weiß, was mir dieses Turnier bedeutet. Deshalb wollte ich es unbedingt versuchen." Nadal räumte ein, dass die Betäubung mit Gefahren verbunden ist. "Weniger zu spüren bedeutet auch, dass das Risiko steigt, umzuknicken." Der übermäßige Einsatz von Schmerzmitteln ist ein weit verbreitetes Problem, sowohl im Profi- als auch im Amateursport.

Nadal ist 36 Jahre alt, hat mehr als 130 Millionen US-Dollar Preisgeld eingespielt und 22 Grand-Slam-Turniere gewonnen - mehr als jeder andere. Warum tut er sich diese Tortur noch an?

"Mich treibt die Leidenschaft für das Spiel an"

Die spektakuläre Rekordjagd, die er sich mit seinen Dauerrivalen Novak Djokovic und Roger Federer liefert, sei es jedenfalls nicht, beteuert Nadal. "Roger, Novak und ich haben Dinge erreicht, die wir wahrscheinlich nie erwartet hätten. Was mich antreibt, ist aber nicht der Wettbewerb, der Beste zu sein oder mehr Grand Slams zu gewinnen als die anderen. Mich treibt die Leidenschaft für das Spiel an, vor den besten Zuschauermengen und in den besten Stadien der Welt zu spielen, Momente zu erleben, die immer in mir bleiben."

Doch so wie jetzt, mit Betäubungsspritzen vor jedem Spiel, wolle er nicht weitermachen, auch nicht beim Ende Juni beginnenden Grand Slam in Wimbledon. "Ich will mich nicht noch einmal in diese Lage bringen. Das kann ich einmal machen, aber das ist keine Lebensphilosophie, die ich verfolgen will."

Nervenbehandlung folgt - oder gar eine große Operation?

Er wolle nun versuchen, seinen Fuß mit einer Nervenbehandlung zu kurieren. Sollte dies funktionieren, werde er in Wimbledon starten. "Wenn es nicht funktioniert, muss ich mir die Frage stellen, ob ich bereit bin für größere Maßnahmen. Zum Beispiel für eine große Operation, die mir aber nicht garantiert, dass ich wieder einsatzfähig bin, und nach der es viel Zeit braucht, bis ich zurück bin."

Er wolle jetzt Schritt für Schritt weitersehen. "Ich bin immer positiv. Hoffentlich funktioniert die Behandlung mehr oder weniger und kann mir den Schmerz ein bisschen nehmen. Wenn das passiert, können wir schauen, ob ich die Gras-Saison angehen kann."

Endgültiger Abschied denkbar

Aber es kann eben auch ganz anders laufen. "Ihr habt mich hier immer wie zu Hause fühlen lassen", sagte Nadal in Richtung der 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier in Paris, wo er jetzt unglaubliche 14 Mal das French-Open-Finale gewonnen hat.

Es klang ein bisschen nach Abschied. Sollte die Behandlung nicht anschlagen, scheint es tatsächlich möglich, dass der furiose Finalsieg gegen Ruud Nadals letzter Geniestreich als Tennisprofi war.