Kölns neuer Trainer Timo Schultz (r.) spricht mit Kapitän Florian Kainz.

1. FC Köln Timo Schultz - Ostfriese trifft auf kölsche Mentalität

Stand: 05.01.2024 08:22 Uhr

Zahlreiche Namen waren in den Kölner Medien in den letzten Tagen gehandelt worden, der von Timo Schultz war nicht dabei. Die Trainer-Überraschung aus dem Norden ist zu 100 Prozent vom Kölner Klassenerhalt überzeugt.

Von Jakob Halbfas

Timo Schultz ist der Neue in Köln. Er ist der Nachfolger von Steffen Baumgart, aber wie er selber sagt, "kein Baumgart 2.0". Schultz ist ein waschechter Ostfriese, kommt aus Esens, Landkreis Wittmund. "Schulle ist norddeutsch schroff", sagte einmal sein langjähriger Freund und Mitspieler Florian Lechner dem NDR.

"Als Fußballer kein Überflieger"

Schultz ist ein ganz anderer Typ als Baumgart. Er polarisiert weniger, kann sich aber wie Baumgart mit seinem Klub identifizieren und Spieler, Fans uns das gesamte Umfeld mitreißen. "Er hat schon als Spieler seine Mitspieler mitgerissen", sagte der ehemalige Profi und spätere Journalist Rolf-Peter Rosenfeld im Gespräch mit dem NDR: "Er war sicherlich als Fußballer kein Überflieger, aber er hat alles aus sich rausgeholt."

Um die Klasse zu halten muss Schultz auch aus dem FC alles rausholen. "Ich habe die Überzeugung, dass wir die Situation, so unschön sie gerade ist, drehen können."

Kölns Trainer Schultz - "Hab die Überzeugung, dass wir die Situation drehen können"

Viele Jahre im NLZ von St. Pauli

In einem fragilen Umfeld ist vor allem auch soziale Kompetenz von Schultz gefragt. Schultz eilt aus seinen Zeiten beim FC St. Pauli durchaus der Ruf eines "Menschenfängers" voraus, und am Donnerstag war er gleich nah dran. Der Ostfriese sprach beim ersten Training viel mit den Profis, erklärte, lachte, feuerte an. "Da brennt jeder einzelne, jeder hat Lust. Das ist für mich das Entscheidende", sagte er nach der Einheit. "Zuhören, um zu verstehen", so hat Schultz im Gespräch mit dem NDR einmal seinen Führungsstil beschrieben. "

Einen Großteil seiner bisherigen Trainer-Karriere hat Schultz mit Jugendspielern gearbeitet. Von 2015 bis 2018 trainierte er die U17 von St. Pauli, anschließend zwei Jahre die U19, ehe er zum Chefcoach berufen wurde. "Ich komme aus dem Nachwuchs-Leistungs-Zentrum, ich arbeite gerne mit jungen Spielern zusammen. Die Tür ist auf, vielleicht ist sie hier noch weiter auf als woanders, aber durchgehen müssen die Spieler alleine", sagte Schultz am Donnerstag auf der Pressekonferenz.

Jugendspieler nehmen wichtige Rolle ein

Der FC ist in diesen Tagen so sehr auf seine eigenen Jugendspieler angewiesen, wie noch nie. Köln muss die Wende ohne neue Kräfte schaffen, in diesem Winter und auch im kommenden Sommer darf Köln keine neuen Spieler verpflichten - die Sperre des Weltverbandes FIFA wegen eines Transfervergehens ist seit kurz vor Weihnachten offiziell.

Die erfolgreiche Einbindung von Nachwuchsspielern ist daher eine erklärte Aufgabe für den Neuen. Und zumindest hier könnte das Timing schlechter sein: In der vergangenen Saison gewann die U19 der Kölner den DFB-Pokal und stieß bis ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft vor - zahlreiche Spieler aus diesem Jahrgang spielen nun bei den Profis vor.

Dazu gehört auch Justin Diehl. Der große Hoffnungstrainer trainiert seit dem Trainingsauftakt bei den Profis. Noch im Sommer wurde Diehl von Baumgart in die U21 degradiert, da er sich nicht klar zum FC bekennt hatte. Und auch für Talente wie Max Finkgräwe, Damian Downs, Elias Bakatukanda und Meiko Wäschenbach gilt es, die offene Tür zu nutzen und in der Rückrunde auf die große Bühne "Bundesliga" zu treten.

Kölns Trainer Schultz - "Ich arbeite gerne mit jungen Spielern zusammen"

17 Jahre auf St. Pauli

Mit Schultz hat der 1. FC Köln einen Trainer verpflichtet, der durchaus dafür gemacht ist, Spieler zu entwickeln und eine Zeit zu prägen. 17 Jahre war der 46-Jährige als Spieler und Trainer beim FC St. Pauli, spielte unter Holger Stanislawski, der vor knapp zehn Jahren den FC trainierte. Sein Engagement beim FC Basel dauerte im vergangenen Sommer nur wenige Monate, im September wurde er freigestellt.

"Wenn du einen Norddeutschen als Freund hast, hast du einen Freund für’s Leben, das ist nicht so wie zum Beispiel mit der rheinländischen Mentalität, die ist etwas oberflächlicher", sagte Florian Lechner vor einigen Jahren.

Bleibt die Frage, ob der 1. FC Köln und Timo Schultz bei dieser komplizierten Ausgangslage Freunde werden, oder es ihm ergeht wie in Basel. So oder so, es wird es eine Freundschaft mit Hindernissen.