Die Fußballprofis von Bayer 04 Leverkusen klatschen sich nach dem Derbysieg über Köln ab

Fußball-Bundesliga Leverkusen glänzt, Köln betrübt - Licht und Schatten am Rhein

Stand: 09.10.2023 11:45 Uhr

Viel Glanz auf der Seite von Bayer 04 Leverkusen, Krisenstimmung hingegen beim 1. FC Köln: Das Derby war bezeichnend für die sportliche Momentaufnahme am Rhein.

Wo es rauschhaft feiernde Gewinner gibt, muss es im Fußball auch bedrückte Verlierer geben. Nach dem Rheinderby zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln (3:0) geht die tabellarische Schere sogar so weit auseinander, dass die "Werkself" Spitzenreiter und der FC Schlusslicht ist.

Der fußballerische Glanz ist nun seit sieben Bundesliga-Partien sehr ungleich verteilt am Rhein. Auf der Leverkusener Seite feiert Trainer Xabi Alonso, als Aktiver zweifacher Champions-League-Sieger, Erfolg um Erfolg mit einem Team, das eben auch Königsklassen-Potenzial hat. Köln wartet hingegen noch immer auf den ersten Sieg.

Erstmals vier Niederlagen in Serie unter Baumgart

Als wäre das verlorene Duell (0:3) mit dem ungeliebten Nachbarn nicht Ärger genug, bedingte es noch weitere unbequeme Wahrheiten: Erstmals unter Trainer Steffen Baumgart setzte es vier Pleiten in Serie, erstmals seit Ende 2019 beendete Köln wieder einen Spieltag als Tabellenletzter, erstmals in seiner Bundesliga-Geschichte hat der FC nach sieben Partien nur einen Zähler auf dem Konto.

"Man muss es so klar sagen: Wir waren nicht in der Lage, einer so gut aufspielenden Mannschaft Paroli zu bieten", zog Baumgart Bilanz. Er machte aber am Sportschau-Mikrofon seinen Spielern keinen Vorwurf und lobte ihren Einsatz: "Die Jungs kämpfen und ackern."

Baumgart unterstrich, Leverkusen sei auch nicht der Maßstab für sein Team: "Der Gegner hat 50 Millionen eingesetzt im Sommer und wir nicht. Das ist der große Vorteil, wenn du eine große Schatulle hast." Wobei zur Wahrheit gehört, dass Leverkusen kein großes Transferminus vorweist, zum Beispiel gab es für Moussa Diaby (Aston Villa) eine üppige Ablösezahlung von 55 Millionen Euro.

Außerdem stellte der 51-Jährige heraus, die schweren Brocken seien jetzt erstmal abgehakt: "Falls es einem nicht auffällt: Wir haben von den oberen Sechs jetzt alle gehabt. Jetzt kommen die, wo wir halt auch punkten müssen."

Leichtigkeit bei Leverkusen: Offensivmotor schnurrt

So, wie es Leverkusen schon fleißig getan hat. Trainer Alonso stellte mit seinem Team einen Vereinsrekord auf: 19 Punkte nach sieben Spieltagen. Noch nie zuvor hatte Bayer zu diesem Zeitpunkt eine so gute Bilanz (sechs Siege, ein Remis). Längst gelten die Leverkusener als Meisterkandidat. Bezeichnend: Die Alonso-Elf hat dieselbe Tordifferenz vorzuweisen wie Rekordmeister Bayern München (23:6).

Spielerisch überzeugte Bayer 04 auch gegen Köln auf ganzer Linie, zeigte sich variabel in der Offensive und hätte bei 21:7 Torschüssen und guten Möglichkeiten auch höher gewinnen können. Mittelfeldstratege Granit Xhaka urteilte: "Wie wir hinter den Kulissen tagtäglich arbeiten, wie konzentriert wir sind, wie wir uns pushen, vor allem auch die Spieler, die nicht spielen. Das zeichnet eine Spitzenmannschaft aus."

Handspielszene sorgt für Diskussionsbedarf

Und eine Spitzenmannschaft braucht auch etwas Spielglück. So prallte Victor Boniface in der Entstehung des Führungstreffers durch Jonas Hofmann (22.) der Ball im Dribbling an die Hand. Schiedsrichter Felix Zwayer hielt das für nicht strafbar - hätte Boniface selbst aus der unmittelbaren Situation getroffen, wäre es wohl strafbar gewesen.

Xabi Alonso - ein Jahr Bayer Leverkusen

Baumgart beschwerte sich lautstark, wurde mit Gelb verwarnt. Später kritisierte er am "Sky"-Mikro: "Was mich viel mehr stört, ist gar nicht, ob das Tor zählt oder nicht. Sondern dass zum wiederholten Male man bei uns nicht rausgeht und sich das anguckt. Das geht mir richtig auf die Eier. Wenn er danach entscheidet, trotzdem Tor, dann kotze ich auch ab. Aber da nicht rauszugehen, da wird's ein bisschen viel. Ich bin mir sicher, dass es keine neue Spielsituation ist. Dann ist es ein Vorteil für ihn [Boniface, d. Red.]."

Xhaka bewertete die Situation anders: "Er bekommt den Ball auf die Hand, aber der Ball bewegt sich kaum, es war kein Vorteil. Von unserer Seite ist es natürlich glücklich, dass wir sagen können, es war kein Handspiel. Aber ich glaube, es war die richtige Entscheidung vom Schiedsrichter."

Alonso versteht spanischen Nationaltrainer nicht

Erstmal hat Baumgart jedenfalls genug Zeit, um seinen Ärger über die Szene verrauchen zu lassen. Es geht in die Länderspielpause, bevor allerdings mit dem großen rheinischen Derby gegen Borussia Mönchengladbach der nächste echte Prüfstein zu bewältigen ist.

Während in Köln die Liste der für Länderspiele abgestellten Spieler nicht allzu lang ist, sind bei Bayer 04 gleich 16 Akteure abwesend. Allerdings wurde Alejandro Grimaldo zum Unverständnis von Alonso nicht von Luis de la Fuente berücksichtigt: "Er ist wieder nicht im spanischen Kader. Leider."

Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes sagte: "Ich glaube, dass wir die Spiele momentan auch deshalb so dominieren, weil er clevere Situationen erkennt, Überzahl schafft." Sollte der Leverkusener Höhenflug weitergehen, wird aber wohl auch der spanische Nationalcoach nicht umher kommen, sich häufiger mal die "Werkself" im Fernsehen anzuschauen.