Leverkusens Sardar Azmoun

Halbfinale der Europa League Leverkusen gegen Rom: Offensiv-Schwäche trifft auf Abwehrbollwerk

Stand: 17.05.2023 14:31 Uhr

Vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Europa League gegen die AS Rom plagt Bayer Leverkusen eine Tor-Flaute - und ausgerechnet jetzt kommt ein Defensivspezialist.

Von Anke Feller

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn Bayer Leverkusen im Halbfinal-Rückspiel am Donnerstag (18.05.2023/21 Uhr) gegen die AS Rom den Einzug ins Endspiel der Europa League schaffen will, muss die Werkself nach der 0:1-Niederlage vergangene Woche in Italien mindestens ein Tor mehr als der Gegner schießen.

Trotz der Hinspielniederlage sieht Bayer Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes "eine große Chance" auf das erste europäische Endspiel seit 21 Jahren. "Es ist relativ einfach: Wir müssen das Spiel gewinnen. So müssen wir ins Spiel gehen. Mit dem Willen, in den entscheidenden Momenten da zu sein und Tore zu erzielen." Auch Trainer Xabi Alonso bekräftigte: "Wir wollen mehr und sind bereit für eine großartige Nacht."

Leverkusen hofft auf "Zwölften Mann"

In der BayArena setzt Rolfes ganz auf die Unterstützung der Fans. "Man hat schon in den letzten Wochen eine besondere Verbindung zwischen Fans und Mannschaft gespürt. Ich bin sicher, dass es ein Hexenkessel sein wird und die Mannschaft nach vorne gepuscht wird." Jeder werde spüren, "dass etwas drin ist. Wir haben alle Möglichkeiten - trotz der Ausfälle."

Der Werkself fehlen in Abräumer Robert Andrich (Mittelfußbruch) und Rechtsverteidiger Odilon Kossounou (Muskelverletzung im Oberschenkel) gleich zwei Schlüsselspieler. Beide hatten sich bei der Auswärtsniederlage in Rom (0:1) verletzt.

Ausgangslage nach Mourinhos Geschmack

Ein Tor mehr erzielen als der Gegner - auf dem Papier sieht das nach einer nicht unmöglichen Aufgabe aus, schließlich hat Bayer in der laufenden Bundesligasaison 55 Tore in 32 Spielen erzielt, die Römer kommen dagegen in ihrer heimischen Serie A nur auf 45 Treffer in 35 Partien. Das Problem bei der Torbilanz verbirgt sich jedoch rechts vom Doppelpunkt: Lediglich 33 Gegentore hat die Roma in der Liga kassiert, in der Europa League waren es in bisher 13 Partien nur acht.

Und dann wäre da noch Roms Trainer José Mourinho. Der Portugiese lebt genau für diese K.o.-Spiele und hat sich international den Ruf erarbeitet, auch mal "den Bus zu parken", also die komplette Mannschaft auf das Verteidigen des eigenen Tores einzuschwören. Eine nicht immer schöne, aber erfolgreiche Taktik, die Mourinho zu einem der erfolgreichsten Trainer der Welt gemacht hat. Vergangene Saison gewann der 60-Jährige mit Rom die Conference League und krönte sich zum einzigen Trainer, der vier verschiedene europäische Wettbewerbe gewonnen hat.

Den zwei Champions-League-Titeln (mit Inter Mailand und FC Porto), dem UEFA-Cup (mit Porto) und der Europa League (mit Manchester United) will Mourinho nun unbedingt einen weiteren Titel folgen lassen und ordnet diesem Ziel alles andere unter. So ließ er am Sonntag im Auswärtsspiel beim FC Bologna (0:0) die B-Elf ran, um seine wichtigsten Spieler für Leverkusen zu schonen. Obwohl die Roma in der Liga vor diesem Spieltag noch realistische Chancen auf einen Champions-League-Rang hatte.

Kaum noch Leverkusener Torgefahr

Doch nicht nur die starke Defensive des Tabellensechsten der Serie A und die gefürchtete Defensivtaktik des Trainers geben Grund zur Sorge für Bayer, auch die eigene Form vor dem gegnerischen Tor ist derzeit ein Thema in Leverkusen. In den vergangenen vier Pflichtspielen gelangen dem Team von Trainer Xabi Alonso nur zwei eigene Treffer, von denen einer am Sonntag beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart per Foulelfmeter fiel.

"Ich weiß nicht, wie wir sonst ein Tor geschossen hätten", erklärte Torhüter und Kapitän Lukas Hradecky nach dem enttäuschenden Auftritt in Schwaben. "Es ist unser kleines Problem, wir müssen mehr Chancen herausspielen." Insbesondere gegen tief und kompakt stehende Gegner tut sich Bayer derzeit schwer, in gute Abschlusspositionen zu gelangen.

Wirtz - "Die letzten Wochen geben Zuversicht"

Sportschau, 17.05.2023 18:00 Uhr

Ob mit Florian Wirtz als "Falsche Neun" oder mit einem echten Mittelstürmer wie Sardar Azmoun, der in Stuttgart im Sturmzentrum auflief, so richtig gefährlich wird die Werskelf aktuell selten vor dem gegnerischen Tor. Auch die bisher so starken Flügel Moussa Diaby und Jeremie Frimpong wirkten zuletzt nach vielen Einsätzen und wenigen Pausen mehr überspielt als spielfreudig.

Bayer droht eine Saison ohne europäischen Fußball

"Gegen Rom wird es auch schwierig", weiß Hradecky, der vor dem Halbfinal-Rückspiel und den letzten beiden Saisonspielen in der Bundesliga davor warnt, nicht doch noch auf den letzten Metern alles zu verspielen: "Wir müssen Tore schießen, sonst sind wir nicht weiter und auch nicht im Rennen um die europäischen Plätze."

Turnaround geschafft

Nach dem verkorksten Saisonstart hofft man in Leverkusen auf einen erfolgreichen Ausgang der Saison. "Man merkt im Verein eine unglaubliche Euphorie und eine unglaubliche Vorfreude", so Leverkusens Sportchef Rolfes. "Dass wir nach diesem Saisonstart den Turnaround geschafft haben und diese Euphorie im Verein und drumherum erzeugen konnten, ist großartig." Und das zeigte sich auch anhand der Ticketnachfrage: Alle 30.210 Tickets für das Rückspiel gegen die AS Rom waren inerhalb von 90 Minuten ausverkauft.