Julian Brandt von Borussia Dortmund bejubelt sein Tor gegen Werder Bremen

WDR-Sport Julian Brandt - "Fluch und Segen" des Dortmunder Hybrid-Spielers

Stand: 21.10.2023 10:34 Uhr

Gerade von der DFB-Länderspielreise zurückgekehrt, war Julian Brandt der Matchwinner beim BVB-Sieg gegen Bremen. Brandt spielt auf dem Flügel eine hervorragende Saison, wäre aber gerne noch prägender.

Der Jetlag haute Julian Brandt am späten Freitagabend fast aus den quietschblauen Schuhen. "Ich habe das Optimum rausgeholt, es waren wilde Nächte in den letzten zwei Tagen", sagte der Matchwinner von Borussia Dortmund nach dem 1:0-Heimsieg über Werder Bremen am ARD-Mikrofon. Und Brandt lachte dabei: "Es war ein gelungener Abend, die Stimmung ist gut."

Nur 66 Stunden nach dem deutschen Länderspiel gegen Mexiko auf der anderen Seite des Atlantiks hatte Brandt ein traumhaft schönes Siegtor gegen Werder erzielt - die umstrittene Rückholaktion des BVB im Privatflieger hat sich also gelohnt.

Brandt trifft in seinem 300. Bundesliga-Spiel

Doch strapaziös war die Reise allemal. "Die erste Nacht habe ich ganz gut verkraftet, in der Nacht vor dem Spiel waren es nur drei, vier Stunden Schlaf", berichtete Brandt den Medienvertretern. Das hielt ihn allerdings in seinem Jubiläumsspiel nicht von einem Zauber-Heber über Werder-Torhüter Michael Zetterer (67. Minute) ab. Der 27-Jährige ist nun der drittjüngste Profi der Bundesliga-Geschichte mit 300 Spielen, nur Eike Immel und Charly Körbel waren noch jünger.

Julian Brandt spielt wahrscheinlich die beste Saison seiner Dortmunder Karriere, seine Serie von Scorerpunkten erstreckt sich inzwischen auf sieben Begegnungen. Doch auch sein 301. Bundesligaspiel wird er am kommenden Sonntag bei Eintracht Frankfurt wohl nicht auf seiner Lieblingsposition absolvieren. Brandt sieht sich als Strippenzieher hinter den Spitzen - doch er muss immer wieder auf den Flügel ausweichen.

"Es geht darum, dass man sich in den Dienst der Mannschaft stellt", merkte Trainer Edin Terzic dazu an. "Wir machen uns jedes Mal Gedanken, wie wir das Puzzle aus Stärken zusammenfügen können." Und das sieht den Mosaikstein Julian Brandt eben eher auf der Seite: mit starkem Drang nach innen.

Brandt selbst wollte diese Debatte "eigentlich gar nicht mehr aufmachen". Erklären musste er sich trotzdem: "Ich interpretiere die Position etwas anders als klassische Flügelspieler. Ich versuche schon, möglichst reinzuziehen, und glaube, dass es mit Marco Reus sehr gut matcht." Der nämlich besetzt das Zentrum, läuft aber auch gerne mal Richtung Seitenlinie, um einen Gegner anzudribbeln.

"Hybrid-Position" in der BVB-Offensive

Brandt hat sich das fürs Selbstbild daher so zurechtgelegt, dass er "eine Art Hybrid-Position" zwischen Flügelstürmer und Zehner spielt. Durchaus in der Verantwortung, "das Spiel breit zu machen", aber auch stets mit der Freigabe für den Weg zum Strafraum. Dort nämlich stand er mittig, als Emre Can einen genialen Schnittstellenpass in seinen Fuß spielte. Brandt lupfte und jubelte, der BVB war zum Beginn des Wochenendes Tabellenführer.

So ganz zufrieden ist der Nationalspieler mit seiner Rolle allerdings dann doch nicht. "Für mich ist das Fluch und Segen zugleich, wenn man eine Vergangenheit auf dem Flügel hat", sagte er. Dadurch habe sein Trainer stets die Wahl, ihn außen aufzustellen, was Terzic auch gerne nutze. Naja, vielleicht in den nächsten 300. Wenn am Ende solche Tore dabei herauskommen, hat Julian Brandt wenig Argumente. Immerhin durfte er nach den vielen Interviews an seinen Sehnsuchtsort - ins Bett: "Ich bin happy - und sehr müde", sagte er.