Europa League Jeremie Frimpong - nicht zu fassen auf der Außenbahn
In der Bundesliga top, in der Europa League vor der Partie gegen Qarabag Agdam auf Kurs - es läuft bei Bayer Leverkusen. Mittendrin im Aufwind: Ein junger Schienenspieler auf rechts.
Als sich Jeremie Frimpong am Dienstag nach getaner Arbeit vom Trainingsgelände Bayer Leverkusens davonmachte, bekam das ein Großteil der Bayer-Verantwortlichen höchstwahrscheinlich gar nicht mit. Man war in Köln - bei der Party von Christoph Daum. Der Ex-Coach der Leverkusener feierte groß seinen 70. Geburtstag. Ein schöner Termin für Leverkusens aktuell maßgebliche Leute. Man bekam Lob von allen Seiten.
"Mannschaft hat das Potenzial..."
Die Prominenz vor Ort war sich einig: Bayer Leverkusen ist in dieser Saison in der Lage zum ganz großen Wurf: Der Traum von der Deutschen Meisterschaft lebt. "Die Mannschaft hat das Potenzial, sie begeistert, sie spielt erstklassigen Fußball. Aber wir wissen alle: Man braucht auch das Quäntchen Glück", sagte der ehemalige Manager Calmund. Geburtstagskind Daum meinte: "Die Meisterschaft geht nur über Bayer Leverkusen - ich drücke sämtliche Daumen, die mir zur Verfügung stehen."
Blumen für Bayer in Richtung Meisterschaftsverlauf - in dieser Woche geht es aber erst einmal um den zweiten wichtigen Wettbewerb, in dem Leverkusen ebenfalls gute Karten in der Hand hält: Europa League. Am Donnerstag empfängt das Team Qarabag Agdam aus Aserbaidschan. Auf den ersten Blick vielleicht nicht der Knaller, beim Blick auf die Tabelle der Gruppe wird aber klar: Es ist ein Spitzenspiel. Wie Bayer hat auch Qarabag die ersten beiden Spiele gewonnen, beide Teams haben sechs Punkte auf dem Konto. Es geht also um Platz eins, der in der Europa League den direkten Einzug ins Achtelfinale bedeutet.
Grimaldo und Frimpong - voll in Fahrt
Und hier kommt nun auch wieder Jeremie Frimpong ins Spiel. Er ist einer der "Männer der Stunde" beim Werksteam. Der "Kicker" machte jüngst eine Jubel-Geschichte auf zum Leverkusener "Schienen-Duo": Links Alejandro Grimaldo, rechts Frimpong. Für Defensivspieler, als die sie in der Grundordnung ja ins Spiel gehen, haben beide extrem starke Werte im Angriffsspiel. Beide haben schon drei Saisontreffer in der Bundesliga, hinzu kommen diverse Torvorlagen.
Vor allem Frimpongs Entwicklung springt dabei ins Auge. Der 22-Jährige, der seit Winter 2021 im Kader Bayer Leverkusens steht, wirkt in dieser Saison, als sei er im Schnelldurchgang erwachsen geworden. Hatte er in der vergangenen Spielzeit immer mal wieder Phasen mit Leistungstiefs, tritt er aktuell erstaunlich stabil auf.
Ausgebildet bei Manchester City
Schnell, wenig, trickreich: Jeremie Frimpong
Was möglicherweise damit zu tun hat, dass er in seinem Fußballerleben - trotz seines jungen Alters - schon so einiges erlebt hat. Bereits als Zehnjähriger wechselte der im niederländischen Amsterdam geborene Techniker nach England, wurde fortan in der Jugendakademie Manchester Citys ausgebildet. Bis 2019 blieb er bei City, schaffte dabei am Ende ein paar Einsätze in der dortigen U23. Seinen Durchbruch schaffte der kleingewachsene, aber extrem schnelle und leichtfüßige Rechtsverteidiger ab 2019 bei Celtic Glasgow in Schottland. In der dortigen Premiership setzte er sich durch und war plötzlich für große Klubs aus ganz Europa interessant.
Im Winter 2021 stand ein Wechsel im Raum - interessiert waren unter anderem AS Rom, Atalanta Bergamo und AC Florenz aus Italien. Den Zuschlag bekam Bayer - es soll der offensivfreudige Spielstil Bayers gewesen sein, der Frimpong und dessen Berater zum Wechsel an den Rhein veranlasste.
Nationalmannschaftsdebüt im Oktober
Diesen Move dürfte Frimpong aus jetziger Sicht bejubeln. Denn in Leverkusen schaffte er jetzt den nächsten Schritt. Zum Leistungsträger des Bundesliga-Spitzenteams. Und endlich auch zu einem ernstzunehmenden Akteur der niederländischen Nationalmannschaft. Denn dort war er bislang eher ignoriert worden. Frimpong gehörte zwar zum WM-Kader 2022, kam in Katar unter Bondscoach Louis van Gaal aber nicht zum Einsatz. Van-Gaal-Nachfolger Ronald Koeman ließ Frimpong anschließend gleich ganz links liegen. "Defensiv zu schwach", lautete das Urteil des neuen Nationaltrainers.
Bis zu diesem Oktober. Dann konnte auch Koeman nicht mehr am offensichtlichen Aufschwung Frimpongs vorbei. Er nominierte ihn für die jüngsten Nations-League-Spiele, im Heimspiel der Niederlande gegen Frankreich wurde Frimpong in der 62. Minute eingewechselt und kam zu seinem Länderspieldebüt.
Kader fast komplett
Viele Einsätze in der letzten Zeit für einen derart jungen Spieler. Drohen da Kraftprobleme oder gar ein Spannungsabfall? Müsste Trainer Xabi Alonso eventuell darüber nachdenken, einem Spieler wie ihm einmal eine Pause zu gönnen? "Ja, alle Spieler sind fit und wir haben in den nächsten drei Wochen nur englische Wochen mit einem vollen Programm. Daher werden wir schauen, welcher Spieler wann zum Einsatz kommt", sagt der Coach. Frimpong aber wird auf seine Pause womöglich noch etwas warten müssen - Alonso betont: "Qarabag ist ein sehr wichtiges Spiel für uns. Wir werden auf jeden Fall unser stärkstes Team auf den Rasen schicken."
Generell hat er seinen jungen schnellen Außenbahnspieler ganz besonders im Auge: "Wir sind total überzeugt von Jeremie und glauben, dasss er eine große internationale Karriere vor sich hat. Wir wollen ihn auf seinem Weg bestmöglich unterstützen."
