Ein Tennisspieler schlägt den Ball

Deutsche Meisterschaften der Senioren Franz Schlüter: Tennis als Leidenschaft und Jungbrunnen

Stand: 05.03.2024 12:42 Uhr

Bei den Deutschen Meisterschaften der Tennis-Senioren in Essen wird erstmals in der Altersklasse Herren 90 gespielt. Franz Schlüter aus Bruchhausen in NRW ist einer der vier Teilnehmer - die mit viel Ehrgeiz, aber vor allem einer großen Portion Spaß gegeneinander antreten.

Von Jörg Strohschein

Ein breites Grinsen, viele nette Worte und natürlich ein freundschaftlicher Handschlag müssen schon sein. Immerhin sind Franz Schlüter und Gerhard Walkerling schon lange Weggefährten und Konkurrenten auf dem Tennisplatz. Gerade haben sie sich wieder einmal ein Duell geliefert. Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Senioren (520 Teilnehmer) im Tennisleistungszentrum in Essen. "Es hat großen Spaß gemacht", sagen beide unisono.

Dieses Mal haben beide in der Altersklasse Herren 90 teilgenommen. Eine Kategorie, die erstmals überhaupt in dieser Woche bei den unterschiedlichen Wettkämpfen (Herren und Frauen 40 bis 90) an der Hafenstraße ausgetragen wird. Immerhin vier Teilnehmer haben sich bundesweit gefunden, um den Titel auszuspielen.

Vom Fußball zum Tennis

"Tennis ist für mich sportliche Bewegung und Spaß. Ich nehme das nicht ganz so tierisch ernst", sagt Schlüter dem WDR. Seitdem er 40 Jahre alt ist schwingt der 89-Jährige, der in diesem Jahr 90 Jahre alt wird und der deshalb in dieser Alterskategorie starten darf, regelmäßig den Schläger.

Der gelernte Ingenieur, der seit vielen Jahren in Bruchhausen im Hochsauerlandkreis wohnt, ist seitdem leidenschaftlicher Spieler und Gründungsmitglied der Tennisabteilung des TuS Bruchhausen 02.

Seine erste sportliche Leidenschaft hat der gebürtige Gelsenkirchener allerdings beim Fußball gefunden. Wie könnte es anders sein hängt sein Herz auch noch heute am FC Schalke 04. Über Tischtennis ist er dann im Urlaub mit der Familie zum Tennis gekommen - dieser Sport hat ihn nicht mehr losgelassen. Früher hat Schlüter auch viel mit seiner vor zwei Jahren verstorbenen Frau gespielt.

In zwei Teams aktiv

In seinem jetzigen Heimatort Bruchhausen hat er zwar viele Freunde, mit denen er sich bis vor ein paar Jahren noch regelmäßig die Bälle um die Ohren hauen konnte. "Doch von den 15 Freunden spielt leider niemand mehr. Ich bin der Einzige. Aber wir treffen uns noch regelmäßig einmal im Monat und haben dann lange Abende", sagt Schlüter - und grinst dabei verschmitzt.

Die Teilnehmer der Altersklasse Herren 90 (v.l.n.r.): Herbert Althaus, Werner Marx , Franz  Schlüter, Gerhard Walkerling

Die Teilnehmer der Altersklasse Herren 90 (v.l.n.r.): Herbert Althaus, Marx Werner, Franz Schlüter, Gerhard Walkerling

Um aber weiterhin auf dem Tennisplatz aktiv sein zu können, ist er gleich in zwei weiteren Klubs dabei. In Lüttringen schlägt Schlüter noch bei den Herren 70 im Doppel auf, in Soest - ebenfalls im Doppel - bei den Herren 80. "Einzel schaffe ich bei den Jüngeren dann nicht mehr so gut. Aber Doppel reicht mir auch. Denn ich möchte mich auch noch anderen Dingen in meinem Leben widmen", sagt Schlüter.

Als Trainer gefragt

Drei Mal wöchentlich steht der überaus rüstige Rentner allerdings auf dem Tenniscourt - und gibt auch noch sein Wissen weiter. Regelmäßig einmal wöchentlich gibt Schlüter ("Ich habe mal einen Trainerschein gemacht.") einem Rechtsanwalt noch Tennis-Unterricht. "Damit der seine Gedanken von seinem Job freibekommt. Es gibt dafür kaum etwas Besseres als Tennis, weil man sich dabei sehr konzentrieren muss", sagt Schlüter.

Auch für ihn selbst ist Tennis eine Art Jungbrunnen, der ihn körperlich aber auch mental frisch hält. "Ich hoffe, ich kann noch lange spielen", sagt Schlüter. Bei der Altersklassen-Premiere erreichte Schlüter nach zwei Niederlagen und einem Sieg den dritten Platz.

Die Weltmeisterschaften rufen

Während er sich am Dienstagnachmittag ins Auto setzte und wieder gut eine Stunde nach Hause fuhr, macht die Konkurrenz um den neuen Deutschen Meister Herbert Althaus (Hamburg) und dem Vize-Meister Max Werner (Dachau) nahtlos weiter. Beide fliegen in die Türkei, um an den Weltmeisterschaften ab dem kommenden Wochenende teilzunehmen.

"Die beiden sind ja fast noch Profis. Das ist nichts für mich", sagt Schlüter. Allerdings: Am Mittwochmorgen um 9.30 Uhr steht auch er in der Tennishalle in Bruchhausen wieder zum Training auf dem Platz. "Deshalb muss ich auch nach Hause", so Schlüter.