WDR-Sport Familie Grabosch greift nach dem EM-Titel im Polo

Stand: 04.09.2023 11:14 Uhr

Das deutsche Nationalteam als eine Familie? Beim Polo ist das möglich. Die Familie Grabosch will in Düsseldorf den EM-Titel gewinnen.

Von Jörg Strohschein

Das Videostudium ist wie in vielen Sportarten auch beim Polo eine wichtige Arbeitsgrundlage für den Trainer. Die Vorbereitung für das zweite Spiel der Europameisterschaft gegen Österreich stand deshalb für Kim Grabosch am Montagvormittag (4.9.2023) ganz oben auf der To-do-Liste.

Nach dem sensationellen 8:4-Erfolg gegen England, der erste in der deutschen Polo-Geschichte überhaupt, gilt die Konzentration bereits dem nächsten Kontrahenten Österreich am Dienstag. "Ein starkes Team, das uns alles abverlangen wird", sagt Grabosch dem WDR.

Da trifft es sich ganz gut dass Kim Grabosch einen sehr kurzen Draht zur Nationalelf nicht nur aufgrund seiner Funktion als Bundestrainer hat. Er ist gleichzeitig auch Vater der vier Gramboschs im deutschen Nationaltrikot. Anton (20), Michl (16), Paul (21) und Emil (18) Grabosch versuchen den Titel bei diesem großen 14. EM-Turnier im Polo Club Düsseldorf zu gewinnen. Titelverteidiger ist Italien.

Verregneter Start

32 Spieler und mehr als 200 Pferde sind an den Rand der NRW-Landeshauptstadt zu diesem Großevent gereist. Es geht für das deutsche Team gegen die Kontrahenten aus England, Spanien, Italien, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz und Azerbaijan um die Trophäe. Nachdem die ersten beiden Tage am vergangenen Freitag und Samstag verregnet waren und keine Spiele aufgrund der Verletzungsgefahr für Reiter und Pferde stattfinden konnten, hat das Turnier nun volle Fahrt aufgenommen.

Und mittendrin die Familie Grabosch, die sich bedingungslos dem Polosport verschrieben hat. Vater Kim ist im Hauptberuf Zahnarzt und praktiziert mit vier Praxen in München. Der Rest der Familie studiert Medizin und Zahmedizin in Wien, baut gerade das Abitur oder geht noch zur Schule. Und natürlich ist auch die Mutter voll in diese Passion eingebunden, sie ist in Düsseldorf etwa für die Physiotherapie der Kinder zuständig. Alle widmen sich voll dem Pferde-Sport. "Ich bin stolz darauf, dass man in der Familie für eine Leidenschaft lebt. Dass sie toll spielen ist natürlich ein schöner Sekundäreffekt", sagt Vater Grabosch.

Ausbildung beim Hufschmied

Die Familie kümmert sich - anders als in diesem elitären Sport sonst üblich - um alles selbst. "In der Polo-Sport-Szene nennt man mich den Polo-Punker", sagt Vater Grambosch nicht ohne Stolz, weil er mit seiner Herangehensweise aus der Reihe fällt. Seine Kinder stehen jeden Morgen um sechs Uhr auf, pflegen die Pferde und reiten sie, erläutert er. Auch die kleine Tochter ist natürlich in Pferde vernarrt.

In der Nähe von Paris, in Chantilly, besitzt die Familie einen Wohnwagen und eine große Koppel, wo sie 40 Pferde hält, zudem gibt es noch ein Winterlager in der Nähe von Barcelona. Dort werden die Tiere immer abwechselnd von den Graboschs - derzeit von den beiden großen Söhnen, die zwischen den Städten pendeln - versorgt, ausgebildet, gehegt und gepflegt. Alle haben eine dreimonatige Ausbildung beim Hufschmied gemacht, so dass sie die Pferde selbst beschlagen können. "Der Weg von den Kindern war hart. Das muss man aushalten. Aber dann kommt auch der Erfolg", sagt Grabosch.

Womöglich könnte diese außergewöhnliche Leidenschaft, dieses besondere Engagement der Graboschs schon am kommenden Wochenende, wenn das Finale ansteht, mit dem EM-Titel in Düsseldorf gekrönt werden. "Wir gehören sicher zu den Titelfavoriten", sagt Vater Kim. Doch dafür ist in der Woche noch viel Arbeit mit den Pferden nötig. Aber damit kennen sie sich bei den Graboschs ja gut aus.