Essens Vinko Sapina (l.) im Zweikampf mit Levin Öztunali (Hamburger SV).

WDR-Sport Essen verliert nach großem Kampf Torspektakel gegen den HSV

Stand: 13.08.2023 15:37 Uhr

Mit unbändiger Leidenschaft und viel Mut hat Drittligist Rot-Weiss Essen im DFB-Pokal Zweitligist Hamburger SV an den Rand einer Niederlage gebracht. Am Ende setzte sich die individuelle Klasse des Zweitligisten mit Mühe durch.

Von Thorsten Rosenberg

Vor ausverkauftem Haus an der Hafenstraße unterlag Rot-Weiss dem HSV mit 3:4 (3:3, 1:1) nach Verlängerung. Die Hamburger Führung durch Bakery Jatta (37.) glich Torben Müsel am Sonntag im mit 18.800 Zuschauern vollbesetzten Stadion an der Hafenstraße vier Minuten später aus. Der erneuten Führung durch Jatte (54.) folgte postwendend das 2:2 durch Moussa Doumbouya (56.). Robert Glatzel traf zum dritten Hamburger Tor (66.). Doch Lucas Brumme glich zum dritten Mal aus (83.). In der Verlängerung entschied ein Tor aus 16 Metern von László Bénes das spektakuläre Pokalduell.

Der HSV erspielte sich durch Öztunali (4.) die erste Chance, doch dessen Kopfball ging aus sieben Metern zentraler Position über das Tor. Doch trotz der optischen Überlegenheit sprang zunächst keine weitere nennenswerte Chance heraus.

Zwei RWE-Chancen in drei Minuten

Dafür kamen die Rot-Weissen mehrfach gefährlich vor das Tor von HSV-Keeper Matheo Raab, der für die Pokalspiele den Vorzug gegenüber des etatmäßgen Torwarts Daniel Heuer-Fernandes bekommen hatte.

Zunächst traf Isaiah Young aus 14 Metern nur das Außennetz (20.). Kurz darauf schoss Moussa Doumbouya nach einer Flanke von Lucas Brumme von links aus elf Metern einen halben Meter über das Tor. Für den HSV verfehlte indes ein Muheim-Schuss aus 21 Metern das Ziel nach 27 Minuten nur knapp.

Golz pariert, doch dann ist er machtlos

Dann durfte sich RWE-Keeper Jakob Golz auszeichnen, der einen Schuss aus der Drehung von Benes aus sechs Metern parieren konnte (37.). Der 24-jährige Keeper ist in Hamburg geboren und aufgewachsen, verbrachte zehn Jahre beim HSV, ehe er 2019 an die Hafenstraße ins Ruhrgebiet wechselte.

Nur eine Minute später war er jedoch machtlos, als Bakery Jatta von rechts in den Strafraum eindrang und aus neun Metern platziert und flach einschoss.

Müsel nutzt löchrige HSV-Mauer

Doch die Essener antworteten direkt. Einen Freistoß aus 22 Metern zentraler Position schoss Torben Müsel durch die löchrige Hamburger Abwehrmauer in das linke untere Eck (41.).

1:1 zur Pause - ein Zwischenergebnis, dass sich die Essener aufgrund des mutigen und kämpferischen Einsatzes verdient hatten.

Torben Müsel (Rot-Weiss Essen) bejubelt seinen Ausgleichstreffer gegen den Hamburger SV.

Essens Torben Müsel bejubelt seinen Ausgleichstor gegen den HSV.

Zweimal Glück für Essen

Kurz nach dem Wechsel hatte Doumbouya Glück, das sein Ellenbogencheck an den Hals von Guilherme Ramos keine Konsequenzen hatte. Schiedsrichter Felix Zwayer hatte die Tätlichkeit nicht gesehen.

Und noch einmal Glück für RWE, als Hamburgs Torjäger Robert Glatzel einen Kopfball nur an die Latte setzte (53.).

Doumbouya egalisiert Bastians-Patzer

Doch dann wurde RWE kalt erwischt. Felix Bastians wurde am eigenen 16er von Torwart Golz angespielt und bemerkte den heraneilenden Jatta nicht. Der nahm ihm den Ball ab und netzte aus 14 Metern freistehend ein (54.).

Doch wie schon in Hälfte eins erholte sich RWE schnell und antwortete postwendend. Andreas Wiegel startete auf der rechten Seite bis zum Hamburger Strafraum durch, dessen flaches Hereinspiel aus fünf Metern von Doumbouya aufgenommen und aus fünf Metern zum 2:2 verdelt wurde (56.).

Glatzel zur dritten HSV-Führung, doch Essen antwortet erneut

Das muntere Torschießen ging weiter. In der 66. Minute blockte Wiegel einen Dompé-Schuss aus 18 Metern unglücklich ab. Der Ball landete vor den Füßen von Glatzel, der sich nicht zweimal bitten ließ und zur erneuten HSV-Führung aus kurzer Distanz einnetzte.

Der Drittligist ließ sich nicht kleinkriegen aber dieses Mal mit der Antwort mehr Zeit. In der 83. Minute träumte die HSV-Abwehr bei einer schnell ausgeführten Essener Ecke von rechts, so dass Lucas Brumme relativ unbedrängt aus fünf Metern einköpfen konnte. Die Essener Fans jubelten noch, da wäre der HSV fast erneut in Führung gegangen, doch RWE-Keeper Golz rettete vor dem einschussbereiten Glatzel. Es war die letzte nennenswerte Chance in der regulären Spielzeit.

Vonic vergibt, Bénes macht es besser

In der ersten Hälfte der Verlängerung sorgte nur ein Szene für Aufregung. Nach einem Bastians-Handspiel 17 Meter vor dem eigenen Tor, trat László Bénes zu einem Freistoß an, doch RWE-Keeper Golz hielt den zu ungenau platzierten Ball sicher (104.). Dasselbe Spiel noch einmal in der 111. Minute aus 20 Metern zentraler Position, doch Bénes' Schussversuch ging deutlich am linken Pfosten vorbei.

Auf der Gegenseite ergab sich nach einer langen Flanke eine gute Gelegenheit für Leonardo Vonic, der von links in den HSV-Strafrauf eindrang, doch sein Schuss aus 14 Metern wurde von Raab pariert (113.). Vier Minuten später dann machte der HSV mit seiner vierten Führung den Deckel drauf. Einen Schuss von Bénes aus 16 Metern zentraler Position schlug im Essener Tor ein - ein nicht unhaltbarer Treffer.

In der Liga als nächstes gegen Aue

Mit unbändiger Leidenschaft und viel Mut hatten die Essener die in vielen Situationen schläfrigen und unkonzentrierten Hamburger an den Rand einer Niederlage gebracht. Am Ende setzte sich die individuelle Klasse des Zweitligisten mit Mühe durch.

Eine Woche hat das Team von Christoph Dabrowski nun Zeit, um nach dem kraftraubenden Pokalfight wieder zu regenieren. Am Sonntag (20.08.23) ist um 19.30 Uhr Anpfiff im Drittliga-Heimspiel gegen Erzgebirge Aue.