Sie nutzten ihre Chance bei Bayer Leverkusen, als sie sich auftat: Robert Andrich, Patrik Schick und Piero Hincapié (v.l.)

Bayer Leverkusen Die Kaderbreite könnte zum Triple-Faktor werden

Stand: 02.04.2024 15:06 Uhr

In Leverkusens Vereinsvitrine könnten in dieser Saison durch die Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Europa League gleich drei Trophäen wandern. Das liegt auch an der Breite im Bayer-Kader.

Der Fußball-Volksmund besagt: Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Titel. Spitzenreiter Bayer Leverkusen hat in der Bundesliga tatsächlich die beste Verteidigung (19 Gegentore) - und darüber hinaus die zweitbeste Offensive (68 Treffer). Gewinnt ein so ausgeglichenes Team dann sogar mehr als einen Titel? Nach über 30 Jahren ohne Edelmetall (Pokalsieg 1993) hat Bayer nun die Chance, gleich drei Trophäen abzuräumen.

Leverkusens Trainer Alonso - "Wir erwarten einen sehr guten Gegner"

Das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Europa League winkt. Als Heilsbringer wird Trainer Xabi Alonso verehrt, der sich am Karfreitag zu Leverkusen bekannte. Aber es läuft auch bei der "Werkself", weil Geschäftsführer Simon Rolfes dem Spanier einen Kader hingestellt hat, der in der Breite seinesgleichen sucht.

EM-Aspirant Hofmann könnte noch wichtig werden

Denn dass Leverkusen wettbewerbsübergreifend seit 39 Spielen ungeschlagen ist, liegt bei einem solchen Pensum auch an der Qualität der Spieler, die nicht immer zur ersten Elf zählen - aber voll da sind, wenn sie (wieder) gebraucht werden.

Dabei geht der Blick auch auf Jonas Hofmann. Der offensive Mittelfeldmann, den Rolfes von Borussia Mönchengladbach dank einer Ausstiegsklausel loseiste, bekam seit Anfang Februar deutlich weniger Spielzeit. Er war auch ein wenig im Pech, als er im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League bei einem seiner seltener gewordenen Startelf-Einsätze früh mit einer Blessur runter musste.

Was Hofmann zum Leverkusener Spiel beitragen kann, hat er jedoch schon im ersten Saisondrittel bewiesen: Von August bis November 2023 gelangen ihm sieben Assists und sieben Tore in 14 Pflichtspielen.

Und Hofmann wird im Endspurt wohl jede Chance nutzen wollen, die ihm Alonso gibt. Denn der langjährige Gladbacher hofft immer noch auf eine Nominierung von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Heim-EM. Hofmann betonte in der Länderspielpause: "Acht Ligaspiele, hoffentlich noch zwei Pokalspiele und in der Euro League noch ein paar - dann sind genügend Spiele da, um sich zu zeigen."

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Andrich und Palacios: Beide werden neben Xhaka noch gebraucht

Ein Mittelfeldmann, dessen Stern hingegen zuletzt aufging, ist Abräumer Robert Andrich (29 Jahre). Lange musste er in der Zentrale hinter dem vier Jahre jüngeren Argentinier Exequiel Palacios als Partner des gesetzten Granit Xhaka zurückstecken, wurde alternativ auch mal als Verteidiger aufgeboten.

Doch Palacios verletzte sich Ende Januar und Andrich machte seinen Job so gut, dass er sogar von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert wurde, in den Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande brillierte er neben Toni Kroos. In der Bundesliga erzielte Andrich jüngst gegen Hoffenheim (2:1) den wichtigen Ausgleichstreffer. Im Endspurt Richtung Triple wird Alonso jedenfalls sowohl Andrich als auch Palacios neben Anführer Xhaka brauchen.

Afrika-Cup-Abstellungen auch dank Hincapié verkraftet

Auffällig beim Blick auf die Bayer-Saison ist auch, dass Leverkusens Abwehr die Afrika-Cup-Abstellungen von Edmond Tapsoba (Burkina Faso) und Odilon Kossounou (Elfenbeinküste), die bis Mitte Januar unumstrittene Stammverteidiger waren, fast mühelos verkraftet hat. Kossounou kam zuletzt gar nicht mehr zum Zug, Tapsoba spielte nicht mehr regelmäßig von Beginn an.

Und zwar, weil Piero Hincapié seine Chance in Abwesenheit der Konkurrenten nutzte. Der Ecuadorianer spielte zu Beginn der Saison nur eine Nebenrolle. Nun glänzt er durch Zweikampfstärke und Passsicherheit, meist als zentraler Innenverteidiger in der Dreierkette.

Ersatz für Boniface: Schick entscheidet wieder Spiele

Auch in der Offensive kam die Breite des Kaders zum Tragen, als sich Stürmer Victor Boniface im Januar noch vor dem Afrika Cup im Training mit Nigeria verletzte. Der Tscheche Patrik Schick, zuvor selbst Dauergast im Krankenlager, sollte im Februar diese Lücke schließen.

Zunächst tat er sich schwer, es glänzten andere Offensivkräfte wie Nathan Tella oder Amine Adli. Doch in den letzten fünf Pflichtspielen meldete sich Schick endgültig zurück und erzielte fünf Tore, davon vier in der Nachspielzeit. Mit insgesamt drei Toren in den beiden EL-Viertelfinalspielen gegen Qarabag Agdam schoss er Leverkusen ins Halbfinale. Und in der Liga gegen Hoffenheim gelang ihm der Siegtreffer.

Boniface-Rückkehr im DFB-Pokal gegen Fortuna

Victor Boniface im Training

Steht vor seinem Comeback für Leverkusen: Angreifer Victor Boniface.

Ob Schick allerdings seinen Stammplatz in der Sturmspitze behält? Boniface, der trotz seiner Adduktorenverletzung immer noch der beste Bayer-Torschütze ist (zehn Treffer), wird im Pokal-Halbfinale gegen Fortuna Düsseldorf (Mittwoch, 20.45 Uhr, live im ZDF) in den Kader zurückkehren und den Konkurrenzkampf wieder anheizen.

Alonso sagte auf der Pressekonferenz vor dem Halbfinale: "Ich weiß nicht, wie lange er spielen kann. 90 Minuten nicht, 45 vielleicht auch nicht, aber vielleicht 30. Er hat eine super Reha absolviert." Der Spanier erklärte außerdem: "Wir sind in einer super Situation. Wir haben keine Verletzten. Alle sind dabei im Kader. Ich weiß, das ist nicht normal."

Danach klopfte er symbolisch dreimal auf den Tisch. In der Hoffnung, dass ihm dieses Glück beim Personal im Triple-Endspurt treu bleibt - und er die volle Breite seines Kaders nutzen kann.