
WDR-Sport Arminia Bielefeld: Koschinats Mammutaufgabe zum Auftakt
Arminia Bielefeld braucht im Abstiegskampf in der 2. Bundesliga dringend Siege. Die soll der neue Trainer Uwe Koschinat nun leifern. Die Aufgabe zum Auftakt könnte jedoch schwerer nicht sein.
Bei Arminia Bielefeld ging es in dieser Woche Schlag auf Schlag. Am Montag trennte sich der Verein vom langjährigen Geschäftsführer Sport Samir Arabi. Am Dienstag folgte die Freistellung von Trainer Daniel Scherning. Am Donnerstag wurde mit Uwe Koschinat der neue Mann an der Seitenlinie präsentiert.
Koschinat, bis Oktober beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken tätig, hat zunächst einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Sein Auftrag ist klar: Er soll verhindern, dass der Bundesliga-Absteiger direkt in die 3. Liga durchgereicht wird. Gelingt das, verlängert sich der Vertrag des 51-Jährigen automatisch. Aktuell belegt die Arminia den Abstiegs-Relegationsplatz, einen Punkt vor dem SV Sandhausen und Jahn Regensburg.
"Der erste Tag bestand aus vielen Gesprächen, insbesondere mit meinem neuen Trainerteam, um das Team bestmöglich auf Samstag vorzubereiten", sagte Koschinat auf seiner Antritt-Pressekonferenz am Donnerstag.
Tabellenführer Darmstadt kommt mit Wut im Bauch
Die Aufgabe am Samstag könnte jedoch undankbarer nicht sein. Denn die Bielefelder müssen gegen Tabellenführer Darmstadt 98 ran. Und die Hessen kommen mit Wut im Bauch, haben sie doch am vergangenen Spieltag beim 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim ihre zweite Saison-Niederlage kassiert - die erste seit dem ersten Spieltag. Der Vorsprung der Darmstädter auf den HSV ist auf einen Punkt geschmolzen, Heidenheim ist nur noch drei Punkte entfernt. "Wir wollen die Niederlage am besten mit einem Sieg wettmachen. Dafür müssen und wollen wir weiter auf das Gaspedal drücken", kündigte Trainer Torsten Lieberknecht an.
Den Bielefeldern könnten die Darmstädter so durchaus wehtun, denn die Arminia ist stark verunsichert. Das hat das 3:3 bei Eintracht Braunschweig am vergangenen Spieltag eindrucksvoll bewiesen, als die Bielefelder nach starkem Beginn einen 3:0-Vorsprung verspielten und am Ende sogar fast noch verloren hätten. "Die 90 Minuten in Braunschweig haben gezeigt, welch großartiges Potential in der Mannschaft steckt, aber auch, dass die Überzeugung, solche Spiele ruhig runterzuspielen und zu gewinnen, fehlt", sagte Koschinat.
Koschinat sieht Konkurrenz im Vorteil
Die mentale Komponente wird für Koschinat auch im Abstiegskampf eine wichtige Rolle spielen. Hier sieht er die Konkurrenz im Vorteil: "Die anderen im Keller haben sicherlich den Vorteil, dass sie von Anfang an wussten, dass sie zu diesem Zeitpunkt der Saison in dieser Situation sein werden. Dass das auch unsere Realität ist, das zu vermitteln, ist auch meine Aufgabe."
Sportlich wird der langjährige Trainer von Fortuna Köln dagegen wenig verändern. Die Startelf gegen Darmstadt dürfte der in Braunschweig ähneln. "Es wäre die größte Lüge, wenn ich behaupten würde, dass alle wieder bei Null anfangen und die gleichen Chancen haben. Dem kann ich in der Kürze der Zeit nicht gerecht werden", sagte er.
Zuletzt schlechte Stimmung bei der Fans
Dafür hofft Koschinat auch auf die Unterstützung der Zuschauerinnen und Zuschauer: "Es ist beeindruckend, welche Wucht die Alm entfachen kann. Das wird ein wichtiger Faktor sein. Als Gegner hast du prinzipiell schon großen Respekt in diesem Stadion, ganz klar", sagte er. Die Fans sind aktuell jedoch nicht gut auf die Mannschaft zu sprechen. Schon während des letzten Heimspiels gab es "Arabi raus" und "Scherning raus"-Rufe. Dazu kamen gegen Heidenheim nur 17.000 Zuschauerinnen und Zuschauer - Saison-Negativrekord. Die Leistung in Braunschweig quittierten die Mitgereisten mit "Absteiger"-Rufen und "Wir haben die Schnauze voll".
Davon will Koschinat aber nichts wissen: "Ich bin mir sehr sicher, dass die Menschen hier große Leidenschaft und großen Willen haben, die Mannschaft zu unterstützen, um in der 2. Liga zu bleiben", sagte er.
Das Heimspiel gegen Darmstadt bietet daher auch die Chance, die Fans wieder auf die Seite der Mannschaft zu ziehen. "Das Ziel Klassenerhalt werden wir nur erreichen, wenn wir alle in eine Richtung laufen: Mannschaft, Fans, Mitarbeiter, Gremien", sagte auch Finanzchef Christoph Wortmann und schob selbstbewusst nach: "Wir sind absolut davon überzeugt, dass das funktionieren wird."
Nun liegt es an der Mannschaft, diese Überzeugung auch auf den Platz zu bringen.