Der 1. FC Bocholt jubelt nach einem Treffer

WDR-Sport 1. FC Bocholt - das Streben nach dem Profifußball

Stand: 07.11.2023 16:36 Uhr

Der 1. FC Bocholt steht derzeit etwas überraschend an der Spitze der Regionalliga West. Doch der Klub selbst formuliert hohe Ziele und möchte mittelfristig in die 3. Liga.

Es ist schon etwas verwunderlich, wenn man sich in diesen Tagen anschaut, wer von der Tabellenspitze der Regionalliga West grüßt - nicht Fortuna Köln, nicht Overhausen oder Wuppertal. Es ist der 1. FC Bocholt, der letztes Jahr noch fast abgestiegen wäre. "Aktuell freue ich mich einfach über die Jungs", sagte Präsident Ludger Triphaus dem WDR im Interview. Am Samstag (11.11.2023) könnte man gegen den 1. FC Düren nun einen weiteren Konkurrenten weiter distanzieren.

Bocholt schon fast so gut wie letztes Jahr

Die Fakten sind klar: 32 Punkte, nur vier Zähler weniger als in der gesamten letzten Spielzeit, hat Bocholt auf dem Konto. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf Rang zwei derzeit, das Team erscheint außerordentlich stabil. Am Hünting, wie das Stadion des Spitzenreiters genannt wird, ist man derzeit hochzufrieden. Doch die Frage ist: Woher kommt der überraschende Erfolg?

Das hat natürlich mit dem Trainer zu tun: Dietmar Hirsch. "Er hat es geschafft, aus 18 neuen Spielern eine Mannschaft zu formen, die alles gibt", lobte Triphaus seinen Coach. Große Stars sucht man eher vergeblich im Bocholter Kader, das Team sei der "Star". Der bekannteste Name dürfte Angreifer Orhan Ademi sein - er besitzt immerhin die Erfahrung aus 94 Zweitliga- und 25 Bundesligapartien. Allerdings ist Ademi erst seit Ende Oktober beim Regionalligisten.

Präsident Triphaus will in die 3. Liga

Für die bisher erfolgreiche Saison sorgten andere, allen voran Malek Fakhro und Marvin Lorch. Angreifer Fakhro erzielte bereits neun Treffer, Lorch war an zehn Toren direkt beteiligt. Dahinter drängen viele junge Talente in den Fokus: Haris Mesic, Willi Reincke oder Dildar Atmaca sind alle alle Anfang Zwanzig und stehen jeweils schon bei vier Scorerpunkten.

Der sportliche Lauf ist ein Glücksfall für den 1. FC Bocholt. Denn eigentlich wollte man sich laut dem Präsidenten erstmal etwas akklimatisieren in der Regionalliga - und dann mittelfristig die dritte Liga ins Visier nehmen. Jetzt gehe alles halt "etwas schneller". Der 1. FC Bocholt, so bestätigte der Präsident, wird auf jeden Fall am Lizensierungsverfahren für die 3. Liga teilnehmen.

Seit dem Sommer mit neuem Hauptsponsor

Doch der Höhenflug hat mehr Gründe als nur ein gutes Team und erfolgsversprechende Talente. Denn auch in der Regionalliga ist ohne einen gewissen Etat kaum etwas zu machen, natürlich spiele das "Finanzielle immer eine Rolle". Bocholt fand zum Sommer 2023 mit der Firma "Schauinsland-Reisen" einen neuen Hauptsponsor. "Der Schlüssel dazu war unser Geschäftsführer Christopher Schorch, der natürlich noch diverse Kontakte aus seiner Profizeit besitzt", erklärte Triphaus.

Das Duisburger Unternehmen ist noch bis 2024 beim größeren Drittligisten MSV Duisburg aktiv, steigt dann jedoch dort aus. Nun engagiert sich der Touristikkonzern als Premiumsponsor aktiv in der Regionalliga West - nicht nur bei den Bocholtern, sondern ligaweit in Partnerschaft mit dem WDFV. Beim 1. FC ist man aber nicht abhängig von einem einzigen Großsponsor. "Wir haben über hundert Sponsoren und wenn einer wegbrach, fanden wir immer einen neuen", sagte Triphaus.

1. FC Bocholt gegen Alemannia Aachen - die Tore

Weitere Strukturmaßnahmen bei Aufstieg notwendig

Mit dazu beitragen würden auch gewisse Ziele: "Du darfst nicht stehen bleiben. Die Sponsoren haben sonst auch irgendwann keine Lust mehr, wenn du zum fünften Mal Fünfter oder Sechster in der Oberliga wirst." Aber der Präsident der Bocholter weiß, dass neben den sportlichen Ambitionen das Umfeld mitwachsen muss: "Wir haben noch einiges zu tun. Administrative und organisatorische Strukten, die zu schaffen sind. Infrastruktur, die ausgebaut werden muss."

Damit spricht er einen Punkt an, der dem Verein noch Probleme bereitet. Bereits für die Regionalliga musste der Klub über eine Ausweichstätte nachdenken, bevor er im Juli doch noch eine Zulassung für das Stadion am Hünting erhielt. Im Falle des Aufstiegs wären weitere Ausbauarbeiten unabdingbar. Das sei jedoch schon "im Hinterkopf". Es scheint, als würde man beim 1. FC Bocholt ganz genau wissen, wo der Höhenflug hingehen soll: in den deutschen Profifußball.