Fabian Schleusener (KSC) reibt sich die Nase

Teamcheck Karlsruher SC Beständigkeit als Schlüssel zum Klassenerhalt

Stand: 17.01.2023 16:58 Uhr

Wie bereits in der letzten Spielzeit präsentierte sich der Karlsruher SC auch vor der Winterpause inkonstant. In Anbetracht der Leistungsdichte der 2. Liga zählt nun aber jeder Punkt.

So lief die Hinrunde: Fehlende Konstanz auf der Strecke

Fünf Siege, drei Remis, neun Niederlagen. Das ist die Bilanz des KSC nach 17 Spieltagen. Die Mannschaft von Trainer Christian Eichner konnte bis zur WM in 17 Spielen 18 Punkte einfahren und überwinterte als 13. der 2. Fußball-Bundesliga. Zurücklehnen geht allerdings nicht, wenn das Saisonziel Klassenerhalt erreicht werden soll. Tabellenschlusslicht Sandhausen hat gerade einmal zwei Zähler weniger auf dem Konto. Gleichzeitig sind es jedoch auch nur drei Punkte Rückstand auf Platz neun, was sinnbildlich für die generelle Ausgeglichenheit der Liga steht.

Beim Karlsruher SC wechselten sich derzeit Formhoch und Formkrise ab. Dazu kamen teils äußerst wilde Ergebnisse. Schon direkt zum Saisonstart zeichnete sich diese Tendenz ab. Nach einer 0:5 Klatsche in Paderborn, gefolgt von zwei weiteren Partien ohne Dreier, gelang es dem KSC anschließend Sandhausen, Regensburg und Rostock zu bezwingen. Den Jahn schoss man dabei sogar mit 6:0 aus dem eigenen Stadion.

Zuletzt war erneut ein Abwärtstrend zu erkennen. Aus den letzten sechs Begegnungen in der zweithöchsten deutschen Spielklasse gab es bis auf ein spektakuläres 4:4 gegen St. Pauli nichts Zählbares. Auch Coach Eichner weiß um die Schwächen seiner Mannschaft und räumte diese im exklusiven Interview mit SWR Sport ein: "Wir hatten einen schweren Start und ein schweres Ende, dazwischen waren wir in Schlagdistanz zu den sehr guten Mannschaften."

Insgesamt steht der KSC mit sechs Punkten weniger da als zum Rückrundenauftakt der letzten Saison. Trotzdem gibt sich der gebürtige Sinsheimer für den kommenden Restart kämpferisch: "Wir müssen ein Gleichgewicht reinbekommen, um am Ende drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Das werden wir auch schaffen!“

Wer kommt, wer geht?

Bisher stehen zwei Abgänge fest. Mit Kilian Jakob (Erzgebirge Aue) und Luca Bolay (Waldhof Mannheim) gibt der KSC zwei Linksverteidiger ablösefrei in die 3. Liga ab. "Ich bin sehr zufrieden, dass wir dem einen oder anderen Jungen die Möglichkeit geben konnten zu spielen", so Eichner. Ein Fragezeichen steht zudem hinter der Zukunft des verletzungsanfälligen Innenverteidigers Felix Irorere, sowie dem talentierten Sechser Tim Breithaupt. Irorere liebäugelt mit einem Wechsel in die Hauptstadt zu Hertha BSC II, während einige Teams aus der Bundesliga und der Serie A weiter um Breithaupt buhlen.

Bis zum Saisonende fest verpflichten konnten die Badener dahingegen Daniel Brosinski. Der 34-Jährige trainierte seit einigen Monaten im Wildpark mit, nachdem der Vertrag des gebürtigen Karlsruhers beim FSV Mainz 05 im Sommer 2022 ausgelaufen war. Als etatmäßiger Außenverteidiger kommt er auf insgesamt 222 Spiele im deutschen Fußball-Oberhaus. Neben seiner Erfahrung bringt der Bundesligaroutinier darüber hinaus die Qualität mit, als hochwertiges Back-Up für Linksverteidiger Philip Heise zu fungieren. Zusätzlich erhält der Kader Eichners somit eine gute Tiefe: "Es geht darum eine Konkurrenzsituation zu schaffen. Wir haben auf jeder Position einen Zweikampf, was gut für die Gruppe und das Trainingsniveau ist."

Daniel Brosinski im Trikot des KSC spricht mit Stephan Kuhnert (FSV Mainz 05)

Daniel Brosinski im Trikot des KSC (l.) im Gespräch mit seinem ehemaligen Mainzer Weggefährten Stephan Kuhnert (r.)

Hartnäckig halten sich auch die Gerüchte um eine Verpflichtung von Lars Stindl. Der frühere KSC-Akteur ist noch bis zum Sommer 2023 bei den Fohlen aus Gladbach unter Vertrag. Sollte es keine Einigung mehr geben, wäre der 34-Jährige also ablösefrei. Langfristig binden konnten die Badener im neuen Jahr bisher schon Leistungsträger Marvin Wanitzek. Der 29-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2027. Dahingegen noch immer offen sind die Schicksale der Personalien Sebastian Jung, Florian Ballas, Lucas Cueto, Leon Jensen, Kyoung-rok Choi, Christoph Kobald, Lazar Mirkovic, sowie die von Toptorjäger Fabian Schleusener (sieben Tore) und Kapitän Jérôme Gondorf, deren Verträge alle nur noch bis zum Saisonende laufen.

Der Trainer: "Ich fühle mich pudelwohl!"

Christian Eichner könnte eine Ära beim KSC prägen. Schon von Kindesbeinen an durchströmte den gebürtigen Sinsheimer blau-weißes Blut. Der 40-Jährige durchlief jegliche Nachwuchsmannschaften und schaffte schließlich auch über die Reserve den Sprung in die Profimannschaft. Als Rückkehrer übernahm Eichner dann nach seiner Spielerkarriere zunächst die U17 des Karlsruher SC und arbeitete sich vereinsintern über den Posten des Co-und Interimstrainer immer weiter hoch, bis er 2020 zum Cheftrainer aufstieg. Dabei schwärmt der Badener von seinem Traumjob, verweist aber zugleich auf die höheren Ansprüchen an sich selbst: "Das hat ganz viele tolle Seiten. Man kennt alles, man kennt die handelnden Personen. Die Mannschaft kennt mich größtenteils auch schon seit drei Jahren. Ich glaube aber schon, dass man in Summe nochmal eine andere Verantwortung spürt, als wenn man bei einem anderen Klub ist."

KSC-Trainer Christian Eichner fühlt sich "pudelwohl" in Karlsruhe.

KSC-Cheftrainer Christian Eichner

Die Arbeit des gelernten Linksverteidigers scheint bislang auch weiterhin auf Zustimmung zu treffen. Eichner verlängerte seinen Vertrag im Herbst 2021 vorzeitig bis zum Sommer 2025. Beständigkeit ist für Eichner das Zauberwort: "Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass sich Kontinuität irgendwann auszahlt. Ich fühle mich pudelwohl! Ich bin hier zu Hause und versuche den Leuten, zusammen mit der Mannschaft, etwas anzubieten, was ihnen Spaß macht und womit sie sich dann auch identifizieren können." Dennoch sollte es spannend bleiben, wie der Verein handelt, falls sich die Lage im Tabellenkeller rund um den KSC zusätzlich verschärfen sollte.

Erwartungen an die Rückrunde

Im Trainingslager in Estepona soll noch bis zum 22.01. der Grundstein für eine zweite Saisonhälfte gelegt werden, in der sich der KSC bestenfalls frühzeitig aus dem Abstiegskampf verabschieden kann. Das Hauptaugenmerk soll vor allem auf der Stabilisierung der Defensive liegen: "Entscheidend für den Klassenerhalt ist die Anzahl der Gegentore. Die müssen drastisch runter und daran arbeiten wir." Den ersten Test unter der spanischen Sonne verloren die Blau-Weißen allerdings mit 0:1 gegen Puskás Akadémia. Am 20. Januar steht dann noch ein weiterer Test gegen RB Salzburg an, ehe die Koffer erneut gepackt werden müssen.

Richtig los geht es für die Badener am 27. Januar (Freitag 18:30 Uhr), wenn der SC Paderborn zu Gast im Wildpark sein wird. Bis dahin will Eichner seine Mannschaft eingestellt haben.

Sollte der Auftakt gegen den Tabellensechsten glücken, wäre nur noch die Frage, ob es Eichners KSC final gelingen kann, leistungsbezogene Konstanz zu etablieren. Denn nur so lässt sich das Saisonziel Klassenerhalt auch wirklich realisieren.