Gesa Krause Mutter

Leichtathletik | Porträt Mit Baby zu Olympia: Die große Herausforderung für Gesa Krause

Stand: 25.01.2024 08:29 Uhr

Es braucht viel Energie, Leistungssport und Familie zu vereinbaren. Gesa Krause hat die Herausforderung angenommen. Die olympischen Spiele in Paris werden für sie kein Kinderspiel.

Ein Jahr vor den olympischen Spielen ist die Hindernisläuferin Gesa Krause Mutter geworden. Obwohl es im Profi-Leistungssport kaum Unterstützung für Familienpläne gibt, reiste die Europameisterin mit Tochter Lola ins Höhentrainingslager nach Kenia, um die Grundlagen für die Spiele in Paris zu legen. Ihr großer Traum ist nach wie vor eine olympische Medaille. Ihr Weg dorthin hat sich allerdings verändert.

YouTube-Video von SWR Sport: "Gesa Krause nimmt ihr Baby mit ins Höhentrainingslager nach Afrika | SWR Sport"

Erstes Trainingslager in Kenia für Tochter Lola

Kurz vor dem Jahreswechsel war Krause bereits zum 23. Mal im Höhentrainingslager in Kenia. Die afrikanischen Staubpisten auf 2.400 Metern über dem Meeresspiegel sind für sie mittlerweile wie eine zweite Heimat. Doch dieses Mal fühlte es sich an wie das erste Mal. Denn mit Tochter Lola war es eine ganz neue Erfahrung.

Ich habe mir vorgenommen, weiter Sport zu machen und wollte gerne beides verbinden. Das ist eine ganz andere Herausforderung, weil immer für Betreuung der kleinen Maus gesorgt sein muss." Gesa Krause - Sportlerin und Mutter

Der Spagat zwischen Sport und Familie ist ein Kraftakt. Um das zu meistern, hat Gesa Krause ihren Partner Robert Blumentritt mit ins Trainingslager genommen. Die beiden jonglieren in ihrem Alltag mit dem Beruf, der Kinderbetreuung und den Trainingseinheiten. Auch das Trainingsumfeld und die Hotelmitarbeiterinnen packen manchmal mit an.

Belohnt und motiviert werden sie mit dem Lächeln ihrer Tochter, erzählt Krause im Interview mit SWR Sport. Ihre Begeisterung und das Funkeln in ihren Augen, wenn sie über ihre Tochter spricht, ist kaum zu übersehen.

Keine Unterstützung vom Verband

Gesa Krause ist bei der finanziellen Zusatzbelastung und der Betreuung ihrer Tochter als Leistungssportlerin auf sich allein gestellt. Vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) oder dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bekommt sie dabei keine Unterstützung.

Dank ihrer bisherigen Erfolge und einer hohen Reichweite in den sozialen Medien hat die Profisportlerin Rückhalt durch gute Sponsorenverträge. Dadurch kann sie die finanzielle Last stemmen. Dank ihres privaten Umfelds schafft sie es auch, die Betreuung zu sichern. Sie ist dankbar für ihre Situation, denkt dabei aber auch an andere Sportlerinnen.

Für viele junge Mütter, die noch keine Erfolge vorzuweisen haben, ist das ein Grund, den Kinderwunsch erstmal auszuschließen, weil die Angst, Sponsoren zu verlieren oder aus dem Kader zu fliegen, sehr groß ist." Gesa Krause - Hindernisläuferin
Verbände und Familienplanung

  • In einer SWR-Umfrage unter 700 deutschen Spitzensportlerinnen fühlen sich 9 von 10 Frauen von ihren Vereinen und Verbänden nicht unterstützt ein Kind zu bekommen und ihre sportliche Karriere weiterzuführen.
  • 12 der 700 Befragten Sportlerinnen haben sich sogar schon einmal für eine Abtreibung entschieden, um die sportliche Karriere nicht zu gefährden.
  • Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) setzt sich die Marathonläuferin Fabienne Königstein als Athletensprecherin für mehr Unterstützung für Leistungssport-Familien ein. Sie fordert:
1. Beratung während der Schwangerschaft und nach der Geburt 2. Transparente Kriterien für den Kader 3. Mutterschutz in Sponsorenverträgen 4. Betreuungsangebote für Kinder
  • Der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) sieht für weitere Förderungen und spezielle Ansprechpartner keinen Bedarf. Er teilt auf Anfrage mit: "Der Sinn und Nutzen spezieller Ansprechpartner für Mütter erschließt sich uns nicht. Unser Betreuungspersonal ist im Umgang mit Schwangeren und jüngeren Müttern gut ausgebildet."
  • Ein Verband, der eine Vorreiterolle einnimmt, ist der Deutsche Segel Verband (DSV). Er hat einen Fonds für Mütter und Väter eingerichtet, der die finanzielle Belastung von Familien im Spitzensport auffängt. Für diese Idee bekam die Verbandspräsidentin von anderen Verbänden Gegenwind.

"Habe selbst entschieden, was gut für mich ist"

Das Geld und die Betreuung sind nicht die einzigen Hürden, die die Hindernisläuferin überqueren muss. Wie man während und nach der Schwangerschaft richtig trainiert, auch da hatte sie keine Unterstützung vom Verband.

Gesa Krause musste sich selbst helfen, sich informieren und ihren eigenen Weg gehen. Für sie war es eine Mischung aus Eigeninitiative und Rat von Sportlerinnen und Ärzten, aber am Ende "habe ich immer selbst entschieden, was für mich und meinen Körper gut ist".

Tochter Lola in den Fußstapfen der Mutter

Auch für Tochter Lola stand im Höhentrainingslager viel Bewegung auf dem Programm. Das Energiebündel scheint ihrer Mutter in nichts nachzustehen: Krabbeln, Klettern und am Laufband bereits die Joggingbewegungen von der Mutter nachahmen.

"Wir haben ein sehr lebendiges Baby, sie kommt ganz nach ihren Eltern. Sie lernt unheimlich schnell", erklärt Gesa Krause. Immer wieder krabbelt ihre Tochter während des Interviews davon. Schnell holt die Läuferin sie wieder ein, und braucht für die Frage, wie sie Lola in einem Wort beschreiben würde, keine Sekunde zum Überlegen: "Aktiv".

Großer Traum: Olympiamedaille

Trotz oder gerade wegen Tochter Lola träumt Gesa Krause von einem sportlichen Erfolg, der ihr in ihrer Sammlung bisher noch fehlt: Eine olympische Medaille. Für sie wäre das die Krönung ihrer Karriere: "Dieser Traum schlummert in mir und ich werde dafür kämpfen."

Dafür braucht die zweifache Europameisterin all ihre Energie. Denn Mütter im Spitzensport bekommen von Verbänden immer noch wenig Förderung. Eine Medaille in Paris wird sicher kein Kinderspiel.