Ein Golfer schlägt ab (Foto: imago images / imagebroker)

Wassermangel in Berlin Was Golf mit dem Kampf ums Wasser zu tun hat

Stand: 01.07.2023 16:08 Uhr

Die Pflege von Golfplätze verbraucht viel Wasser. Zu viel, findet Ferat Koçak. Der Linken-Politiker fordert die Schließung von Golfplätzen und will daraus Grünanlagen für die Allgemeinheit machen. Zeit für einen Ortsbesuch beim Golfclub Gatow.

"Das Großartige an diesem Spiel ist, dass selbst die schlechten Tage wunderschön sind." Findet zumindest Bill Clinton und hat damit offenbar den Nerv des Berliner Golfclubs Gatow getroffen. Schließlich hat dieser die Worte des einstigen US-Präsidenten auf seiner Webseite verewigt.
 
Der Verein ist stolz auf seine Tradition. Schon seit 1969 werden tief im Westen der Hauptstadt die Schläger geschwungen. Doch kürzlich wurde der Golfclub Gatow aufgeschreckt. Ein Artikel der "Tageszeitung" sorgte für Irritationen. Darin hieß es, es werde "auf Berliner Golfplätzen unkontrolliert jede Menge Wasser verbraucht". Linken-Politikerin Katalin Gennburg bezeichnet Golfplätze gar als "so überflüssig wie Privatjets" und bemängelt: "Berlin hält gut betuchten Leuten eine Fläche von der Größe des Tiergartens vor, auf der eine immense Wasserverschwendung stattfindet". Vor diesem Hintergrund fordern Linken-Politiker die Schließung von Golfplätzen und deren Umwidmung in für die Allgemeinheit zugängliche Parkanlagen.

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Laut Senatsverwaltung dürfen die drei größten Golfplätze Berlins pro Jahr rund 270.000 Kubikmeter Wasser nutzen.So viel Wasser, wie rund 6.500 Berliner und Berlinerinnen pro Jahr zusammen verbrauchen. Für Ferat Koçak (Die Linke) ist das unverhältnismäßig. "Wir haben im letzten Jahr mitbekommen, wie Menschen dazu verdonnert wurden, sich nicht zu waschen und Wasser und Energie zu sparen", sagt das Mitglied des Abgeordnetenhauses und fragt: "Aber was ist mit solch riesigen Golfplätzen?"

Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, ist Koçak zu Besuch in Gatow. Er folgt einer Einladung des Vorstandes des Golfclubs. Vereinspräsident Wolfgang Fischer und Vorstandsmitglied Pim Richter ist es wichtig, mit dem Politiker ins Gespräch zu kommen und mögliche Missverständnisse auszuräumen. So weisen sie darauf hin, dass Golf - zumindest in Gatow - keine exklusive Veranstaltung für Besserbetuchte sei. "Wir haben hier einen echten Bevölkerungsschnitt", erklärt Fischer und skizziert eine Bandbreite von "Kids, die mit acht, neun Jahren hier anfangen, bis zu Rentnern, Pensionären und Handwerkern. Das Elitäre kennen wir nicht." Ein wirklich günstiges Vergnügen ist Golf aber auch in Gatow nicht. Eine Mitgliedschaft beim BGCG kostet monatlich rund 110 Euro.

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Anschließend drehen sie in einem Golfcart eine Runde über die Anlage und nähern sich dabei dem Kern des Konflikts – der Bewässerung. Der Golfclub verfügt über einen Speicherteich, gespeist aus einem privaten Brunnen. Dort können bis zu 85.000 Kubikmeter Wasser rausgepumpt werden. Eine Menge, die der Verein laut eigener Aussage bisher aber noch nie gebraucht hat. Ohnehin seien es nur maximal 25 Hektar der insgesamt 67 Hektar großen gesamten Anlage, die bewässert würden. Die Übungsflächen blieben trocken. "Da ist noch nie ein einziger Tropfen Wasser raufgemacht worden", erklärt Richter energisch.

Nach der Tour wirken beide Seiten zufrieden. Vereinspräsident Fischer findet, man habe "sich gut unterhalten. Er hat ein paar Punkte, wir haben ein paar Punkte und vielleicht setzen wir das auch mal fort." Koçak wiederum zeigt sich "überrascht, dass es viele Grünflächen gibt, wo die Natur wachsen kann". An seiner Fundamentalkritik hält er aber fest und ärgert sich über "die sehr vielen Flächen, die fürs Golfen verwendet werden und weder der Natur noch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen." Ändern wird sich daran vorerst allerdings nichts. Laut Senat ist eine Schließung des Golfclubs nicht geplant.
 
Sendung: Abendschau, 22.06.2023, 19:30 Uhr