Die Schweigeminute zum Gedenken an den verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein (imago images/Contrast)

Trauer um den Präsidenten Hertha verabschiedet sich emotional von Kay Bernstein

Stand: 21.01.2024 15:49 Uhr

Am Sonntag absolvierte Hertha BSC das erste Pflichtspiel seit dem unerwarteten Tod von Kay Bernstein. Die Partie stand ganz im Zeichen der Trauer um den verstorbenen Präsidenten, dem mit zahlreichen Aktionen gedacht wurde.

Nach dem unerwarteten Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein stand das erste Pflichtspiel des Jahres für die Berliner ganz im Zeichen der Trauer. Rund um die Zweitliga-Partie gegen Düsseldorf, die mit einem 2:2-Unentschieden endete, gab es zahlreiche Traueraktionen.

Bereits im Vorfeld hatten sich am Sonntag zahlreiche Hertha-Fans bei einem Trauermarsch zu Ehren von Bernstein auf den Weg zum Olympiastadion gemacht. Die Polizei sprach auf rbb-Anfrage von 7.000 Teilnehmern. Dazu aufgerufen hatten die Hertha-Ultras der "Harlekins 98". "Dieser Tag wird für uns alle ein schwerer Weg", hieß es von der Fan-Gruppe. Die Menschen versammelten sich am Vormittag auf dem Theodor-Heuss-Platz in Berlin-Westend. Die Polizei sperrte Teile des Platzes für den Autoverkehr ab.

Emotionale Schweigeminute vor dem Anpfiff

Später auf dem Rasen lief die Mannschaft von Trainer Pal Dardai dann mit Trauerflor auf. "Man kann nicht in Worte fassen, wie schwierig die letzten Tage waren. Ich spüre, was hier los ist. Das wird eine drückende Stimmung und ein schwieriger Tag", erklärte Dardai vor dem Anpfiff bei Sky.
 
Etwa 42.902 Zuschauer waren gekommen, um sich von Bernstein zu verabschieden. Unter ihnen waren auch der regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
 
Wie ergreifend die Stimmung im Olympiastadion war, zeigte sich dann kurz vor dem Anpfiff. Ohne eingespielte Musik sangen die Fans Herthas Hymne "Nur nach Hause", während Fotos des verstorbenen Präsidenten auf der Videoleinwand eingeblendet wurden. Mit einer kurzen Rede und den Worten "Lieber Kay, du wirst für immer in unseren Herzen bleiben", leitete der Stadionsprecher die Schweigeminute ein, bevor er mit zittriger Stimme in Tränen ausbrach.

Stille in der Ostkurve

Sowohl die Ostkurve als auch der Gästeblock von Fortuna Düsseldorf gedachten mit Bannern an Bernstein und verzichteten in der Anfangsphase auf Gesänge und Anfeuerungsrufe. Während die Gäste aus dem Rheinland nach fünf Minuten mit der Unterstützung ihrer Mannschaft begannen, schwieg die Ostkurve weiter.
 
Erst als Stürmer Haris Tabakovic in der 30. Minute das 1:0 für die Berliner erzielte und beim Jubel ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "Wir Herthaner - in tiefer Trauer" in Richtung Kurve hielt, stimmte diese ein gemeinsames "Ha ho he, Hertha BSC" an, bevor erneut Ruhe eintrat. Auch das 2:0 von Derry Scherhant in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sorgte nur kurzzeitig für Jubel.

Blumenkranz auf dem Stammplatz, Gedenken auch in anderen Stadien

Am Eingang zur Ostkurve war ein großes Bild des verstorbenen Präsidenten aufgehängt worden. Rund um das Stadion wurden zudem verschiedene Gedenkorte eingerichtet, an denen Fans die Möglichkeit hatten, Blumen abzulegen und sich in Kondolenzbücher einzutragen. Auf dem Stammplatz Bernsteins auf der Haupttribüne wurde ein Blumenkranz niedergelegt und seine typische blau-weiße Trainingsjacke - die er fast bei jeder Gelegenheit trug - über die Lehne gehangen.
 
"Es ist ein emotionaler Tag, der in die Hertha-Geschichte eingehen wird, hundertprozentig. So eine Emotionalität war selten. Selbst beim Abstieg... das war hart, aber die Nachricht jetzt war ein Schock. Das Spiel wird definitiv in Erinnerung bleiben. Es wird ein prägendes Spiel sein und wir hoffen, dass wir ihn mit einem Sieg verabschieden", erzählte Hertha-Fan Jonas an einem der Gedenkorte im Vorfeld der Partie.
 
Auch bei Spielen in anderen Stadien hatten Fans über das gesamte Wochenende hinweg dem verstorbenen Hertha-Präsidenten gedacht. Transparente mit Beileidsbekundungen gab es unter anderem beim Karlsruher SC, 1860 München, dem SC Freiburg, in Halle, Leipzig und Nürnberg.
 
Hertha-Präsident Bernstein war in der Nacht zu Dienstag überraschend gestorben. Er wurde 43 Jahre alt. Man gehe von einem natürlichen Tod des 43-Jährigen aus, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) mit. Bernstein hatte die Ultra-Gruppierung einst mitgegründet.

Sendung: rbb UM6, 21.01.2024, 18 Uhr