
Berliner Zweitligist Mehr einnehmen, weniger ausgeben: So sieht es mit Herthas Finanzen aus
Die Lizenz für die 2. Bundesliga erhält Hertha BSC nur nach Erfüllen von finanziellen Bedingungen. Trotzdem soll auch in der kommenden Saison ein ambitionierter Kader entstehen. Was kann sich Hertha leisten und was nicht?
Hertha BSC kann sich auf ein weiteres Jahr in der zweiten Liga einstellen. In dieser Woche verkündete der Verein den Verkauf seines Top-Talents Ibo Maza nach Leverkusen. Gleichzeitig machte Hertha seinen Fans wenig Hoffnung, dass es einen teuren Ersatz geben wird. rbb|24 erklärt, wie es finanziell aussieht zum Ende der Saison.
Muss Hertha nach Ibo Maza weitere Stars verkaufen?
Die Einnahmen von geschätzten zwölf Millionen Euro für den Verkauf des Eigengewächs Ibo Maza tun finanziell sehr gut. Dennoch ist es durchaus möglich, dass Hertha noch auf weitere Transfer-Erlöse angewiesen ist, denn der Klub steuerte auch in dieser Saison auf ein Minus hin: Mit rund neun Millionen Verlust für die Spielzeit rechneten die Verantwortlichen laut dem im Februar veröffentlichten Finanz-Zwischenbericht. Dort stand allerdings auch schon ein Verlust in Höhe von knapp über neun Millionen Euro alleine für das erste Halbjahr. Fraglich also, ob Hertha nicht doch mit einem höheren Minus aus der Saison gehen wird. Schon in den Vorjahren waren die Prognosen der Geschäftsführung teilweise zu optimistisch.
Wahrscheinlich werden die Einnahmen für Maza also gerade mal ausreichen, um die Verluste der laufenden Spielzeit auszugleichen. Dazu kommt, dass Hertha noch Schulden in Höhe von fast 14 Millionen Euro hat, die innerhalb dieses Kalenderjahres zurückzuzahlen sind. Nennenswerte Mehreinnahmen sind in der kommenden Saison nicht zu erwarten, das wäre nur mit einem Bundesliga-Aufstieg möglich gewesen. Da bislang auch kein spendabler Investor am Horizont erschienen ist, sind weitere Abgänge namhafter Spieler wahrscheinlich.

Kann Hertha mit dem Geld selbst mal wieder größer Einkaufen?
Wenig. Hertha wird auch weiterhin versuchen müssen, vor allem ablösefreie oder sehr günstige Spieler zu verpflichten.
Die eigene Transferpolitik ist eine der wenigen Stellschrauben, die Hertha nach zwei Jahren in der 2. Bundesliga überhaupt noch hat, um seine Finanzen zu verbessern. In dieser Saison gab der Klub deshalb nochmal weniger für Transfers aus als im Vorjahr. Das liegt neben der Sparsamkeit bei Neuverpflichtungen auch daran, dass die Altlasten langsam weniger werden. Noch immer gibt es Zahlungsverpflichtungen von früheren Transfers. So stehen in dieser Saison Transfer-Ausgaben von über zehn Millionen Euro in der Bilanz, obwohl kaum hohe Summen für Einkäufe ausgegeben wurden (im Vorjahr waren es über 17 Millionen).
Idealerweise sollte Hertha auch noch versuchen, die Gehälter weiter zu senken. Das hat in diesem Jahr nicht geklappt. Gemessen an den Personalkosten beschäftigen die Berliner weiterhin einen Luxus-Zweitligakader. Bei den rund 45 Millionen Euro Gehaltskosten können höchstens der 1. FC Köln, Schalke 04 und der Hamburger SV mithalten.
Muss Hertha wirklich um die Lizenz bangen?
Hertha hat vorerst noch keine Lizenz für die 2. Bundesliga. Verweigert wurde sie aber auch nicht. Der Verein gab selbst bekannt, dass er von der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Bedingung erhalten hat, die erfüllt werden muss.
Aus Erfahrung früherer Lizenzverfahren ist es naheliegend, dass der Grund dafür die Rückzahlung der 40 Millionen Euro schweren Anleihe ist, die im November ansteht. Das Geld, was den Anlegern des sogenannten Nordic Bonds zusteht, hatte Hertha zum Jahresbeginn noch nicht, wie aus der Bilanz zu entnehmen war. Allerdings gab der Klub bereits vor Monaten bekannt, es gebe einen Plan und Vereinbarungen mit "Partnern" zur Finanzierung.
Bedeutet: Hertha wird sich Geld leihen, um das geliehene Geld zurückzuzahlen und damit die Schulden in die Zukunft verschieben. Ein Plan mit mehreren Partnern bietet die Chance, für eine gestaffelte Abbezahlung zu sorgen: Partner A würde seinen Teil der 40 Millionen Euro nach einem oder zwei Jahren zurückerhalten, Partner B seinen Teil ein oder zwei Jahre später und so weiter. Hertha müsste nicht mehr (wie jetzt schon zum zweiten Mal) auf einen Schlag versuchen, 40 Millionen Euro besorgen.

Parallel zu diesem Refinanzierungsmodell hat Hertha die Anleihen-Gläubiger gebeten, über eine abermalige Verlängerung der Anleihenlaufzeit abzustimmen. Nach dem 6. Mai steht das Ergebnis fest, danach wird sich entscheiden, wie Hertha mit diesen 40 Millionen Euro Schulden umgeht und danach dürfte auch der Lizenz nicht mehr viel im Wege stehen.
Allerdings wird es eine Lizenz mit Auflagen sein, auch das hat Hertha bereits bekanntgegeben. Um welche Auflage es sich handelt, ist nicht bekannt. In der Vergangenheit gab es aber bei finanziell angeschlagenen Klubs immer wieder die Auflage, einen Transfergewinn erwirtschaften zu müssen. Auch Hertha hatte diese Auflage bereits.
Was bedeutet der Zweitliga-Verbleib in finanzieller Hinsicht?
Sportlich wird man bei der Hertha nach diesem Saisonverlauf froh sein, zumindest die 2. Bundesliga gehalten zu haben. Das erklärte Saisonziel war zu Saisonbeginn aber der Bundeslig-Aaufstieg - auch aus finanziellen Zwängen. Nun muss Hertha ein weiteres Jahr mit der Zweitklassigkeit planen.
Die Einnahmen aus den TV-Geldern werden weiter sinken: In dieser Saison sind sie rund vier Millionen Euro niedriger als noch 2023/24. Die DFL verteilt die Fernsehgelder unter den Klubs der ersten und zweiten Liga nach einem festgelegten Schlüssel. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Leistung in den vergangenen Jahren. Mit jedem Jahr, das sich Hertha von der Bundesligazeit entfernt, rutscht der Klub weiter ab - erst recht, wenn die Platzierungen in der 2. Bundesliga auch noch so durchwachsen sind wie in diesem Jahr.
Dadurch, dass die DFL mit Beginn der neuen Rechteperiode (ab Sommer 2025) insgesamt etwas mehr Geld zum Verteilen aus der Vermarktung bekommt, könnte Hertha etwas weniger verloren gehen als zuletzt.
Bei den restlichen Einnahmen und Ausgaben hat Hertha seine Zweitliga-Potenziale wohl ausgeschöpft: Die Ticketeinnahmen und Erlöse aus dem Merchandising-Verkauf konnten in diesem Jahr nochmal leicht gesteigert werden, die Ausgaben für Stadionmiete und Co blieben konstant. Trotzdem steht am Ende des Jahres wohl ein Minus. Heißt: Große finanzielle Fortschritte macht Hertha in der 2. Bundesliga nur noch über Transfers wie dem von Ibo Maza. Gleichzeitig erschweren solche Abgänge die sportliche Mission Aufstieg, weil kaum Geld für den Nachfolger investiert werden kann.