Hollerbach, Union Berlin

9:10 (n.E.) beim Pokal-Auftritt in Braunschweig Hertha vergibt Führung und verliert im Elfmeterschießen

Stand: 31.07.2022 21:11 Uhr

Hertha BSC hat die zweite Runde im DFB-Pokal verpasst. Die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz verlor am Sonntag nach Elfmeterschießen gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Dabei sah es zunächst nach einem souveränen Sieg aus.

Fußball-Bundesligist Hertha BSC hat die erste Runde im DFB-Pokal nicht überstanden. Die Berliner spielten am Sonntag bei Eintracht Braunschweig 4:4 (2:0) nach Verlängerung und 9:10 nach Elfmeterschießen.
 
Die Tore für die Hertha während des Spiels erzielten Davie Selke (10. Minute), Myziane Maolida (42.), Lucas Tousart (103.) und Dodi Lukebakio (105.). Für Braunschweig trafen Brian Behrendt (62.), Lion Lauterbach (66.), Immanuel Pherai (91.) und Bryan Henning (118.). Im Elfmeterschießen scheiterten die Berliner Marvin Plattenhardt und Marc-Oliver Kempf.

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Der Spielverlauf

Das Spiel begann mit viel Tempo und einer Chance auf jeweils beiden Seiten. Zunächst schoss Herthas Flügelstürmer Maoldia nach schönem Dribbling und Steckpass von Dodi Lukebakio aus zehn Metern über das Braunschweiger Tor. Beim direkten Gegenangriff reichte ein langer Ball der Braunschweiger, um ihren Spielmacher Immanuel Pherai allein ins Duell mit Hertha-Torwart Oliver Christensen zu schicken. Pherai blieb Sieger und umkurvte den Christensen, sein Torabschluss wurde jedoch vom durchgelaufenen Dedryck Boyata noch gerade eben zur Ecke gegrätscht.
 
Danach jedoch spielte nur Hertha und das durchaus ansehnlich. So kam die Mannschaft von Neu-Trainer Sandro Schwarz in der ersten Halbzeit auf 66 Prozent Ballbesitz und dabei auf eine erstaunliche Passquote von 90 Prozent. Auch die Zweikampfquote von 68 Prozent sprach Bände. So war das 1:0 durch Selke in der zehnten Minute auch folgerichtig. Nach öffnendem Pass von Suat Serdar und schöner Flanke von Marvin Plattenhardt setzte sich Selke dabei sehenswert im Kopfball-Duell durch und vollendete gekonnt zur Führung.
 
Auf das 2:0 mussten die Berliner Anhänger allerdings bis zur 42. Minute warten, nachdem vor allem Maolida mehrere Chancen vergab. Dieses Mal blieb ihm nach schönem Solo des besten Herthaners Lukebakio allerdings kaum mehr übrig, als den Ball über die Linie zu bringen. Zuvor konnte Braunschweigs Torhüter Jasmin Fejzic den Schussversuch Lukebakios lediglich vor die Füße Maolidas abwehren.

Hertha gibt das Spiel aus der Hand

Die zweite Halbzeit sah ein verändertes Bild. Braunschweig kam mit viel Schwung aus der Pause, drängte auf den Anschlusstreffer. Zunächst fehlte jedoch die Präzision im Abschluss - auch bei Hertha BSC und insbesondere bei Ex-Kapitän Boyata, der nach Plattenhardt-Freistoß freistehend und aus fünf Metern an Braunschweigs Torhüter scheiterte (59.). Statt 3:0 für die Gäste hieß es drei Minuten später nach Boyata-Foul an Pherai: Elfmeter für Braunschweig. Innenverteidiger Brian Behrendt verwandelte humorlos und mit viel Wucht zum Anschlusstreffer. Weitere vier Minuten später trafen die Gastgeber erneut. Nach einem Hertha-Ballverlust in der Vorwärtsbewegung kamen die Braunschweiger gegen die unsortierte Berliner Abwehr und über die rechte Seite mit Leichtigkeit vor das Tor und durch den eingewechselten Lion Lauterbach aus zehn Metern zum Ausgleich.
 
Die nächste und letzte Torchance der regulären Spielzeit hatte dann wiederum Hertha. Der eingewechselte und sofort auffällige Chidera Ejuke zwang Fejzic nach schönem Solo durch die Mitte dabei mit einem Schuss aus 18 Metern zu einer Glanzeparade (77.).

Die fällige Verlängerung begann mit einem Braunschweiger Ausrufezeichen. Erneut war es ein hoher Ballverlust und eine schlecht organisierte Rest-Verteidigung der Hertha, die Braunschweigs Lauterbach und Pherai dazu nutzten, einen Bilderbuch-Konter auszuspielen. Am Ende musste Pherai aus etwa zwölf Metern nur noch einschieben. Doch Hertha kämpfte sich zurück in die Partie und kam in der 103. Minute durch einen abgefälschten Distanz-Kracher des eingewechselten Lucas Tousart zum 3:3-Ausgleich.
 
Nur eine Minute nach Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung hatte Hertha das Spiel wieder komplett zu seinen Gunsten gedreht. Nach traumhaftem Steckpass des eingewechselten Stevan Jovetic lupfte Lukebakio den Ball gekonnt über den herausstürmende Fejzic hinweg und zum 4:3 ins Tor (106.). Der Schlusspunkt der Partie war dies jedoch nicht, da sich Braunschweigs Bryan Henning in der 118. Minute ein Herz nahm und von Herthas Abwehr zu unbedrängt vom Strafraumrand zum 4:4-Ausgleich traf. Im anschließenden Elfmeterschießen scheiterte zunächst Marvin Plattenhardt. Da auch Herthas Christensen einen Elfmeter hielt, musste auch hier eine Verlängerung her, die mit dem Schuss über das Tor von Marc-Oliver Kempf ein jähes Ende fand.

Hertha-Neuzugang Ivan Sunjic. / imago images/Matthias Koch
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Die Kurzanalyse

Hertha begann im 4-3-3 und überzeugte dadurch besonders in der Anfangs-Viertelstunde. Ivan Sunjic, der Neuzugang auf der Sechser-Position, räumte konsequent ab und war zudem immer anspielbar. Suat Serdar schob Herthas Angriffe unermüdlich an und Dodi Lukebakio spielte mit Braunschweigs Verteidigern ein ums andere Mal Katz und Maus. Die Passquote stimmte ebenso wie das Positionsspiel der Herthaner. Einzig die Chancenverwertung ließ bereits in der ersten Halbzeit zu wünschen übrig. Zudem zeigte sich die Innenverteidigung bei Braunschweigs einziger nennenswerten Chance nicht sonderlich gut aufeinander abgestimmt.
 
Ein Eindruck, der sich in der zweiten Hälfte verfestigte. Vor allem bei hohen Ballverlusten stimmte die Absicherung nicht, Braunschweig kam zu leicht in seine Kontersituationen. Zudem sollte eine Bundesliga-Mannschaft bei zweimaliger Führung (2:0, 4:3) eigentlich in der Lage sein, das Glücksspiel Elfmeterschießen zu vermeiden. So kam es trotz phasenweise äußerst ansprechender Leistung abermals zum frühen Pokal-Aus für Hertha.

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24, 31.07.2022, 18 Uhr