Die beiden Torschützen gegen Werder Bremen: Yorbe Vertessen und Brenden Aaronson von Union Berlin (Quelle: IMAGO / Beautiful Sports)

Unions 2:1 gegen Bremen in der Analyse Analyse zu Unions 2:1 gegen Bremen: Hochbegabt zum Heimsieg

Stand: 16.03.2024 20:45 Uhr

Union Berlin ist dem Klassenerhalt einen großen Schritt nähergekommen. Gegen Werder Bremen glänzten mit Yorbe Vertessen und Brenden Aaronson zwei der besten Fußballer im Kader besonders hell. Von Till Oppermann

Seine Heimatstadt Medford sei eigentlich wie Köpenick, sagte Unions Mittelfeldspieler Brenden Aaronson unter der Woche in einem Interview mit den Vereinsmedien. Im waldigen Süden New Jerseys gäbe es ähnlich viele Bäume wie rund um die Alte Försterei. Trotzdem brauchte Aaronson ziemlich lange, um so richtig beim 1. FC Union Berlin anzukommen. Gegen Werder Bremen erzielte er sein erstes Tor im heimischen Stadion. Dabei zeigte Aaronson endlich die Fähigkeiten, die ihm in seiner Heimat einst den Spitznamen "Medford Messi" eingebracht hatten.

Union Berlins Brenden Aaronson bejubelt sein Tor gegen Werder Bremen (Quelle: IMAGO / Beautiful Sports)
Union Berlin macht mit Heimsieg gegen Bremen großen Schritt zum Klassenerhalt

Nach drei sieglosen Spielen hat der 1. FC Union Berlin am Samstag mit 2:1 gegen Werder Bremen gewonnen. Ein Doppelschlag kurz nach dem Seitenwechsel brachte die Vorentscheidung. Der Winter-Neuzugang Vertessen traf zum ersten Mal.mehr

Ein entscheidendes Tor

Samstag war sein Tag. Das deutete sich früh an. Schon in der ersten Halbzeit versetzte der schmale Kreativspieler das Stadion ins Staunen. Als er sich in der 32. Minute leichtfüßig durch die Bremer Abwehr dribbelte, sah es aus wie eine Bewerbung für die US-Olympiamannschaft. Aber nicht um Fußball zu spielen, sondern für einen Startplatz beim Riesenslalom. Ski Alpin im Berliner Frühling. Aus der eigenen Hälfte kommend, ließ der 23-Jährige drei Bremer Verteidiger aussteigen, die ihn foulen wollten, es aber nicht schafften. Nach vierzig Metern mit dem Ball versuchte er, Yorbe Vertessen in Szene zu setzen, doch der Ball geriet etwas zu lang und rollte ins Aus.
 
Besser lief es dann in der zweiten Hälfte. Erneut dribbelte Aaronson durch die Mitte auf den Strafraum der Bremer zu und suchte Vertessen. Nach einem doppelten Doppelpass stand der US-Boy frei vor dem Bremer Tor und vollendete ins linke Eck. Seinen entschlossenen Blick, mit dem er das Tor vor seinem Abschluss fixiert hatte, behielt er bis zur Eckfahne im Gesicht. Auch als Aaronson von seiner gesamten Mannschaft inklusive Trainer angesprungen wurde, um zu feiern, lächelte er nicht.
 
"The game was huge", sagte er nach dem Spiel. Und sein Tor hatte es vorentschieden. Die Eisernen stehen jetzt zehn Punkte vor einem direkten Abstiegsplatz.

Bjelica hat den Spaß zurückgebracht

Für Brenden Aaronson muss sich das wie eine besonders große Erleichterung anfühlen. Die letzten anderthalb Jahre waren für ihn nicht von Erfolg geprägt. Vor seiner Leihe zu Union war Aaronson mit Leeds United aus der englischen Premier League abgestiegen. Bei Union sah er im zweiten Ligaspiel eine Gelb-Rote-Karte und musste in der Folge mitansehen, wie die Mannschaft in einen Negativstrudel geriet, der sie bis Mitte November auf den letzten Tabellenplatz riss. Seinen Stammplatz hatte er da längst verloren.
 
Zwei verpasste Großchancen gegen Borussia Dortmund und den SC Braga hingen Aaronson nach. Ein Dribbler, wie er einer ist, lebt von seinem Selbstvertrauen. Das war im Keller. Genau wie Union. Dass das weder für Aaronsons Selbstvertrauen noch für Union länger gilt, hat viel mit Trainer Nenad Bjelica zu tun. Mit vielen Spielformen im Training und mehr fußballerischen Freiheiten für seine Spieler hat er der Mannschaft den Spaß am Fußball wieder zurückgegeben. Das bestätigte Aaronson nach dem Spiel: Er sei in seinen Flow gekommen und habe es genossen zu spielen, erklärte er nach dem Sieg gegen Werder.

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Union spielt offensiver und belohnt sich

Weil Andras Schäfer nach seiner Roten Karte gesperrt war, stellte Bjelica seine Mannschaft um. Ein Mittelfeldspieler wurde zum Flügelstürmer, Union spielte in einem 3-4-3-System. Auf den offensiven Außenbahnen spielten Aaronson und Vertessen.
 
Das bot mehrere Vorteile: So konnte Bjelica beispielsweise weiter seinen drei Innenverteidigern vertrauen, die gegen harmlose Hanseaten außer einem Konter und dem Gegentor nach einer schlecht verteidigten Ecke nichts zuließen. Im Mittelfeld spielten Lucas Tousart und Rani Khedira auf einer Linie und sicherten sich bei ihren gelegentlichen Vorstößen gegenseitig ab. Und auf den Flügeln bekamen Robin Gosens und Christopher Trimmel Unterstützung im Kombinationsspiel. In der Folge wählten die Eisernen deutlich seltener den hohen Ball, sondern kombinierten sich gezielt in die gegnerische Hälfte.
 
Aaronson und Vertessen kam dabei eine besondere Rolle zu. Rund um Stoßstürmer Mikkel Kaufmann hatten sie alle Freiheiten, sich sowohl außen als auch in den Halbräumen vor der Bremer Abwehr anzubieten. Das öffnete Räume, die unter anderem das erste Tor des Spiels ermöglichten. Da stand Aaronson auf der Seitenlinie und zog das Spiel so breit, dass Gosens halb-links in die Tiefe starten konnte, von wo der mit Umweg über ein Bremer Bein Vertessen einsetzte, der sein erstes Tor für Union erzielte. Zwei Minuten später legte Aaronson nach dem Zusammenspiel mit Vertessen nach. Das neue System ging auf, weil es den Hochbegabten im Union-Kader die Freiheit gab, ihre kreativen Fähigkeiten auszuleben.

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Klassenerhalt wird immer wahrscheinlicher

Für den Verein bedeutet der Sieg gegen Bremen, dass der Klassenerhalt immer wahrscheinlicher wird. Damit werden auch die Planungen für die neue Saison im Hintergrund konkreter. Nenad Bjelica hat bewiesen, dass ihm nach der Stabilisierung der Defensive auch die Weiterentwicklung der Offensive zuzutrauen ist.
 
Ob er dabei auch in der neuen Saison noch auf Brenden Aaronson setzen kann, steht in den Sternen. "Ich fühle mich wohl hier", sagte Aaronson als er nach seinen Gefühlen zu Union und Berlin befragt wurde.
 
Wenn er so spielt wie gegen Bremen, wünschen sich sicher viele Köpenicker Fans, dass das noch lange so bleibt.

Sendung: rbb24, 16.03.2024, 21:45 Uhr