Ole Werner und Clemens Fritz sitzen bei der Pressekonferenz auf dem Podium.

Dinkci wechselt nach Freiburg Talente-Flucht bei Werder? Fritz und Werner reagieren gereizt

Stand: 04.04.2024 19:00 Uhr

Mit Eren Dinkci verlässt ein weiterer junger Spieler den Klub, den die Bremer gerne gehalten hätten. Selbstkritik üben Ole Werner und Clemens Fritz allerdings kaum.

Von Karsten Lübben

Als Werder Ende Januar den Verkauf von Anteilen an lokale Investoren verkündete, sollte damit auch ein Paradigmenwechsel im Klub einhergehen. Die Bremer verwiesen darauf, dass sie das Geld vor allem in jüngere Spieler investieren wollen, um diese weiterzuentwickeln und später mit einem satten Transferplus weiterzukaufen.

Eren Dinkci hält im Freiburger Stadion einen Ball in der Hand.

Bald ein Freiburger: Eren Dinkci macht von seiner Ausstiegsklausel bei Werder Gebrauch.

Bei den eigenen Talenten steht Werder allerdings nicht sonderlich hoch im Kurs. Das hat diese Woche gezeigt. Bereits am Dienstag verkündete Nick Woltemade, dass er seinen Vertrag nicht verlängern und den Klub im Sommer ablösefrei verlassen wird. Am Donnerstag vermeldete nun der SC Freiburg, dass Eren Dinkci das Angebot des Klubs angenommen hat und im Sommer in den Breisgau kommen wird. Kolportierte fünf Millionen Euro kassiert Werder für ihn. Woltemade und Dinkci sind gebürtige Bremer und haben schon in der Jugend für die Grün-Weißen gespielt. Beide sehen ihre besten Zukunftsperspektiven aber nicht (mehr) am Osterdeich.

Im Sommer ging bereits Chiarodia

Auf der Pressekonferenz am Donnerstag wurden Coach Ole Werner und Clemens Fritz mit dem Thema konfrontiert. Beide reagierten allerdings eher gereizt. Von Selbstkritik war vor allem bei Fritz nichts zu vernehmen. Er verwies darauf, dass andere Klubs wirtschaftlich anders aufgestellt seien und es doch positiv sei, wenn Werder Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum hervorbringt.

Neu ist aber nicht, dass Werder eben jene Talente nicht langfristig davon überzeugen kann, den Weg bei Werder weiterzugehen. Schon im Sommer entschied sich mit Fabio Chiarodia ein talentierter Innenverteidiger anderweitig und ging lieber zu Borussia Mönchengladbach. Fritz verwies in diesem Kontext darauf, dass es für den 18-Jährigen dort auch noch nicht allzu gut läuft.

Was ist denn mit Fabio Chiarodia? Wie viele Minuten hat Fabio denn jetzt in Gladbach gespielt? Hat er mehr gespielt als bei uns?
(Clemens Fritz)

Werder wollte mit Dinkci verlängern

Wenngleich Chiarodia auch am Niederrhein bisher der Durchbruch verwehrt blieb, wirkten Fritz' Äußerungen nicht allzu souverän. Werders baldiger Sportchef schaltete in den Verteidigungsmodus und verwies darauf, dass der Klub zuvor mit Chiarodia und Dinkci einst gar nicht hätte verlängern können, wenn diesen nicht auch eine Ausstiegsklausel gewährt worden wäre.

Beide haben von dieser letztlich Gebrauch gemacht, um den Klub verlassen zu können. Dabei hätte Werder laut Fritz gerne noch einmal mit Dinkci verlängert. Dies lehnte der 22-Jährige allerdings ab. Stattdessen entschied er sich für den Wechsel nach Freiburg.

Eren hat sich super weiterentwickelt. Wir haben bei ihm und seinem Berater ganz klar hinterlegt, dass wir sehr großes Interesse haben, mit Eren zu verlängern. Natürlich haben wir ihm auch einen Weg aufgezeigt. Dann ist es so, dass Eren sich aus Gründen, die für ihn entscheidend waren, eben auch für einen anderen Weg entschieden hat.
(Clemens Fritz )

Werner verweist auf das Sturm-Duo Füllkrug und Ducksch

Werner weiß nun, dass er in der kommenden Saison nicht wieder auf Dinkci zählen kann. Dem Coach eilt der Ruf voraus, dass er lieber auf arrivierte Akteure als auf junge Talente setzt. Ist also auch er ein Grund dafür, dass die Spieler das Weite suchen? Immerhin spielte Dinkci, der als Leihspieler beim 1. FC Heidenheim in dieser Saison in 26 Bundesliga-Spielen acht Tore geschossen und vier Treffer vorbereitet hat, unter Werner zuvor nur eine kleine Rolle. Auch dies wollte Werner nicht auf sich sitzen lassen.

Man will das ja nicht so gerne hören, aber ich habe es trotzdem schon ein paar Mal erklärt. Ich erkläre es gerne nochmal: Wir haben eine Situation gehabt, wo wir ein Sturm-Duo hatten und mit zwei Spitzen gespielt haben, was vielleicht nicht die optimalste Position für Eren ist. Wir haben zwei Stürmer gehabt, die hier zwei Jahre lang auf Händen durch die Stadt getragen wurden.
(Ole Werner )

Werner verrät: Woltemade wollte er schon nach Kiel holen

Auch Woltemade hat sich dafür entschieden, ab der kommenden Saison unter einem anderen Trainer zu arbeiten. Bei Werder beorderte Werner ihn in drei der vergangenen vier Bundesliga-Partien in die Startelf. Zuvor kam der U21-Nationalspieler aber oftmals nur von der Bank. Werner wies allerdings von sich, Woltemade nicht ausreichend gefördert zu haben.

Mit Nick habe ich das erste Mal gesprochen, da war ich noch bei Holstein Kiel Trainer. Das kann ich jetzt vielleicht heute mal sagen. Da hätte ich ihn gerne mal gehabt. Wir haben telefoniert und da hat er sich für Werder entschieden. Das war auch schon ärgerlich für mich damals.
(Ole Werner)

Läuft es bei Skelly und Hansen nun besser?

Dass Woltemade sich nun für einen Wechsel entschieden hat, ist laut Werner "mega bitter". Schließlich habe Werder in ihn investiert und hätte gerne mit ihm weitergemacht. Deshalb ärgere er sich auch über Woltemades Entscheidung. Diese, so der Coach, reflektiere er auch. Die Fälle Chiarodia, Woltemade und Dinkci müssen seiner Auffassung nach aber einzeln betracht werden. Fritz verwies zudem darauf, dass im Winter mit Isak Hansen-Aaroen und Skelly Alvero auch zwei junge Spieler gekommen sind.

Abzuwarten bleibt indes, welche Rolle diese bei Werder einnehmen werden. Alvero stand in seinen sechs Einsätzen bisher nur einmal in der Startelf. Hansen-Aaroen kommt in zwei Monaten gar nur auf einen Kurzeinsatz. Vom vor kurzem proklamierten Ziel, vermehrt junge Spieler zu fördern, will Werder aber trotz der aktuellen Talente-Flucht nicht abweichen, wie Werner – mit einer Spitze in Richtung Medien – erklärte. Nach Chiarodia sind nun bald auch Woltemade und Dinkci Geschichte. Dafür sollen dann andere Spieler an der Weser den Durchbruch schaffen.

Wir arbeiten mit den Jungs, die da sind. Wir werden andere gute Spieler entwickeln. Dann wird man mich trotzdem wieder fragen: "Warum geht der? Warum geht der?" Ihr könnt auch mal fragen, warum jemand kommt.
(Ole Werner)

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Sportblitz, 4. April 2024, 18:06 Uhr