Werder-Spieler um Kapitän Marco Friedl stehen nach der Niederlage gegen Wolfsburg konsterniert auf dem Spielfeld.

buten un binnen Tacheles vom Werder-Kapitän: "Schenken alles zu billig her"

Stand: 30.03.2024 21:31 Uhr

Vom Europapokal redet nach der 4. Pleite in Folge niemand mehr: Werder war nach dem 0:2 gegen Wolfsburg bedient und Kapitän Marco Friedl machte seinem Frust Luft.

Von Petra Philippsen

Gerade einmal fünf Spieltage ist es her, da wurde in Bremen eifrig herumgerechnet. Werder stand nach dem 22. Spieltag auf Rang sieben und schnell wurden die Konstellationen durchgespielt, wie die Grün-Weißen nach jahrelanger Abstinenz wohl wieder den Europapokal erreichen könnten – die Rückkehr schien zum Greifen nahe.

Nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag im Weser-Stadion jedoch sprach niemand mehr von Europa. Mit der bitteren 0:2-Niederlage gegen Wolfsburg am 27. Spieltag waren die Bremer endgültig in der harten Realität aufgeschlagen. Nach vier Pleiten in Folge, dem mauen zehnten Tabellenplatz mit weiterhin 30 Punkten heißt Werders Gegenwart nun dümpeln im Niemandsland statt durchstarten auf internationaler Bühne.

Wir sind aktuell pro Spiel in einer Handvoll Szenen nicht auf der Höhe und die fliegen uns gnadenlos um die Ohren. Deshalb stehen wir heute zurecht ohne Punkte da. So gewinnen wir auch gegen keine andere Mannschaft.
(Werder-Trainer Ole Werner)

Werder nimmt Geschenk der "Wölfe" nicht an

Werder-Torwart Michael Zetterer sitzt frustriert am dem Rasen nach dem Treffer, Milos Veljkovic und Naby Keita stehen ebenso konsterniert neben ihm.

Werder-Torwart Michael Zetterer musste in der Schlussphase auch noch das 0:2 hinnehmen.

Die erste halbe Stunde der Partie machte Werder seine Sache gegen Wolfsburg noch recht ordentlich. Dann sah Anthony Jung kurz vor der Pause Rot für eine Notbremse. Fünf Minuten später durfte Maxence Lacroix völlig unbehelligt nach einem Eckball durch die Beine von Werders Agu zur 1:0-Führung einschieben.

In einer zähen zweiten Halbzeit tat Lacroix den Bremern in der 75. Minute schließlich den Gefallen und holte sich ebenfalls die Rote Karte ab. Wieder zehn gegen zehn – doch Werder nahm Wolfsburgs großzügiges Geschenk nicht an. Stattdessen patzte der ohnehin gebeutelte Naby Keita und Lovro Majer erhöhte für die "Wölfe" auf 2:0.

Friedl: "Das stinkt mir generell"

"Unterm Strich war es einfach viel zu wenig, um ein Bundesligaspiel gewinnen zu können", ärgerte sich Kapitän Marco Friedl, der fünf Wochen nach seinem Syndesmosebandriss wieder das Herzstück der Werder-Abwehr bildete. Und Friedl machte seinem Frust über die schwache Leistung seiner Teamkollegen dann auch deutlich Luft.

Wir schenken es zu sehr her, und das stinkt mir generell. Es nervt mich auch in der Mannschaft, dass wir das zu locker hinnehmen und sagen: 'Es geht ja nur darum, dass wir in der Liga bleiben'.
(Werder-Kapitän Marco Friedl)

Friedl war verärgert über jene Mitspieler, die noch vor kurzem Lust auf Europa, Lust auf höhere Ziele als den bloßen Klassenerhalt gehabt haben. Davon ist scheinbar nichts mehr übrig. "Wenn du die Chance hast, oben dranzubleiben, warum schenkst du es dann so billig her und stehst Woche für Woche wieder da und sagst: 'Das hätten wir jetzt nicht verlieren müssen'.

Werder für Werner zu "inkonsequent"

Trainer Ole Werner war kaum weniger gefrustet als sein Kapitän, der ihm in den vergangenen Wochen schmerzlich gefehlt hatte. "Inkonsequenz" war sein Schlagwort, das er in der Aufarbeitung dieses missglückten Auftritts wieder und wieder bemühte. Sei es in den spielentscheidenden Momenten, beim Spiel des letzten Balles, in der Defensive oder beim Verwandeln der eigenen Torchancen.

"Es geht jetzt darum, Konsequenz an den Tag zu legen und jede Chance so zu behandeln, als sei es die spielentscheidende Szene", forderte Werner. Denn auch wenn noch zehn Punkte zwischen den Bremern und dem Relegationsplatz liegen, wird Werders Lage langsam wieder prekär.

Fritz: "Wir unterschätzen nichts"

Die Werder-Mannschaft mit Trainer- und Betreuerstab steht Arm in Arm im Kreis auf dem Rasen nach der Niederlage gegen Wolfsburg.

Zusammenstehen in der Krise: Werder braucht nach vier Niederlagen in Folge dringend wieder Punkte.

Das Déjà-vu vom Abstiegsjahr 2021 möchte niemand heraufbeschwören, doch auch Werders Sportlicher Leiter Clemens Fritz weiß, dass man noch längst nicht gerettet ist: "Wir unterschätzen nichts. Wir können uns auch auf nichts ausruhen, und wir wissen, dass wir noch Punkte brauchen. Und wir wissen auch, was für ein Programm wir noch vor uns haben."

Und während Werder in den kommenden sieben Saisonspielen nun wieder nach unten statt nach oben in der Tabelle schaut, sitzt der Ärger darüber bei Kapitän Friedl immer noch tief: "Jedes Jahr um die goldene Ananas zu spielen, interessiert mich eigentlich nicht. Ich will irgendwann mal etwas erreichen." In dieser Saison scheint Werder diese Gelegenheit verspielt zu haben.

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 30. März 2024, 18 Uhr