Die Trainer Tim Walter vom HSV (l.) und Fabian Hürzeler vom FC St. Pauli

Fußball HSV oder St. Pauli? "Wäre der Knaller, wenn beide aufsteigen"

Stand: 24.10.2023 11:20 Uhr

Im Aufstiegsrennen der 2. Fußball-Bundesliga geben Spitzenreiter FC St. Pauli und der erste Verfolger Hamburger SV weiter den Ton an. Ex-HSV-Torwart Richard Golz drückt beiden Clubs die Daumen. Andere Ehemalige würden sich auch mit Platz zwei hinter dem Stadtrivalen begnügen.

Von Florian Neuhauss

"Einer wäre gut, zwei wären optimal", antwortet Golz auf die Frage nach dem Aufstiegsrennen, in dem beide Hamburger Clubs punktgleich auf Rang eins und zwei kräftig mitmischen. Ex-Profi Golz, der von 1985 bis 1998 beim HSV unter Vertrag stand, wohnte nach seiner Zeit beim SC Freiburg wieder in Hamburg. "Ich beobachte das ganz genau, weil es mich interessiert. Es wäre natürlich aus Hamburger Sicht ein Knaller, wenn beide aufsteigen würden - ohne Frage. In welcher Reihenfolge, ist dann im Prinzip egal."

Erstliga-Fußball in der Hansestadt - das gab es zuletzt am 12. Mai 2018. Damals konnte der HSV trotz eines 2:1-Sieges gegen Borussia Mönchengladbach den Abstieg nicht mehr verhindern. Dass St. Pauli ein Bundesliga-Spiel absolviert hat, ist sogar noch länger her: Die Kiezkicker verabschiedeten sich bereits nach der Saison 2010/2011 aus der Ersten Liga. Alle Versuche, die Rückkehr zu schaffen, sind seitdem gescheitert. Mehr oder weniger deutlich.

St.-Pauli-Präsident Göttlich will keine Vergleiche

"Ich hätte nichts dagegen, wenn genau jetzt die Saison beendet wäre", sagt Oke Göttlich dem NDR mit einem Lächeln. Dass die Aussage vom Präsidenten des Spitzenreiters St. Pauli kommt, überrascht nicht. Genauso wenig, dass er darauf verweist, dass die Saison noch lang und bisher noch nicht mehr als ein guter Start geglückt sei. Mit dem Rivalen will sich der 47-Jährige nicht vergleichen: "Es gibt nichts, wo wir uns an anderen orientieren. Der HSV ist ein sehr großer traditioneller Fußball-Verein und hat seine Themen, die er genauso bespielen muss wie wir unsere Themen."

Oenning: "Letzte Meter in Hamburg immer am schwierigsten"

Der ehemalige HSV-Trainer Michael Oenning (März bis September 2011) ist sich sicher, dass mittlerweile zumindest Trends für die Saison abzusehen sind. Nach dem Motto: Wer jetzt oben steht, habe auch eine hohe Wahrscheinlichkeit, am Ende ganz vorn mit dabei zu sein. "Es ist gut, dass schon so viele Vereine gezeigt haben, dass sie ambitioniert sind. Das hätte man vielleicht vor der Saison gar nicht so erwartet", sagt der Fußball-Lehrer mit Blick auf die Tabellenkonstellation.

Nach zehn Spieltagen trennen den Ersten St. Pauli und den Fünften Düsseldorf gerade einmal zwei Pünktchen. Oenning betont aus Hamburger Sicht: "Beide wollen hoch, das haben sie klar gesagt. Es ist wichtig, dass man das auch kommuniziert. Und beide können es auch schaffen."

Das galt - zumindest für den HSV - allerdings bisher in jeder Zweitliga-Saison. "In Hamburg sind gerade die letzten Meter anscheinend immer die schwierigsten", fügt Oenning dann auch süffisant hinzu. Einige Male hat der HSV beste Ausgangslagen im Frühjahr verspielt. Zweimal ist das Team von Trainer Tim Walter nun schon in der Relegation gescheitert. Der Druck sei nichts Neues, das Ziel klar. Aber Oenning unterstreicht: "Der Aufstieg muss jetzt endlich klappen!"

Wehmeyer würde auch Rang zwei hinter St. Pauli nehmen

Deshalb würde der Club aus dem Hamburger Volkspark wohl auch Unliebsames wie einen Zweitliga-Meister St. Pauli klaglos hinnehmen - sofern der eigene Sprung nach oben ebenfalls gelingt. Mit Blick auf die aktuelle Tabellenlage sagt HSV-Vizepräsident Bernd Wehmeyer: "Es könnte am Ende genauso sein. Dann wären wir wohl alle zufrieden." Der 71-Jährige weiß aber auch, dass es schwer für beide Hamburger Clubs werden dürfte, ihre aktuellen Plätze zu behaupten: "Man sieht schon, was danach kommt. Es ist alles dicht beieinander. Das verspricht, eine spannende Saison zu werden."

"Natürlich wäre es schön, wenn der HSV aufsteigt. Und es wird jetzt auch langsam Zeit."
— Richard Golz

So sieht es auch Golz, wenngleich er davon ausgeht, dass sich die Liga "relativ schnell so sortiert hat, dass man weiß, wer ist der Favorit ist. Da gibt es jetzt so fünf, sechs Mannschaften, die wirklich infrage kommen." Neben dem HSV und St. Pauli hat er besonders Holstein Kiel, Hannover 96 und Düsseldorf auf dem Zettel.

Der 55-Jährige feierte selbst im Jahr 2003 mit Freiburg einen Bundesliga-Aufstieg. Der ehemalige Student der Wirtschaftswissenschaften rechnet vor: "Es ist über eine Saison normal, dass man nicht jedes Spiel gewinnt. Wenn man einen Schnitt von zwei Punkten pro Spiel hat, wird man es schaffen."

"Hamburger Vereine auf einem guten Weg"

Das wären 68 Zähler - die hätten auch in der vergangenen Saison, als der HSV mit 66 Punkten und Rang drei bisher am erfolgreichsten abgeschnitten hat, für Platz eins gereicht. "Auch wenn sich das immer so leicht sagt, muss man am Ende die Nerven behalten", weiß Golz. Und für den HSV "wird es langsam mal Zeit". Wenngleich es keine Garantien gebe, stellt er fest: "Unsere beiden Hamburger Vereine sind auf einem guten Weg."

Fußball: HSV und St. Pauli im Aufstiegsrennen

Dieses Thema im Programm:
NDR Info | 19.10.2023 | 16:00 Uhr