Die HSV-Spieler jubeln nach dem Sieg über Schalke.

HSV gegen Hertha BSC Wieder mal Hamburger Spektakel-Verein?

Stand: 17.08.2023 17:16 Uhr

Der Hamburger SV empfängt am Sonnabend Absteiger Hertha BSC zum nächsten Kracher der 2. Fußball-Bundesliga im Volkspark. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter sucht noch nach der Balance in ihrem Spiel.

Von Tobias Knaack

Die Zahl 19 beschreibt recht gut, warum die Norddeutschen nach drei Pflichtspielen in dieser Saison ihren Vereinsnamen durchaus in Hamburger Spektakel-Verein ändern könnten. 19 Tore fielen in den bisherigen Partien mit HSV-Beteiligung - elf für, acht gegen die Rothosen. In Endergebnissen ausgedrückt: 5:3, 2:2, 4:3.

Der Start des HSV kann als gelungen gelten: Vier Punkte aus zwei Liga-Partien gegen die ambitionierten und spielstarken Konkurrenten Schalke 04 und Karlsruher SC. Außerdem steht im Pokal der Einzug in die 2. Runde, auch wenn das Weiterkommen bei Drittligist Rot-Weiss Essen holprig war.

Vor dem nächsten Kracher gegen den Bundesliga-Absteiger aus der Hauptstadt (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) legen die HSV-Verantwortlichen aber die Finger in die Wunde, die beim HSV lange schon klafft: die vielen Gegentore.

"Zu viele Nachlässigkeiten, viel zu viele einfache Fehler."
— HSV-Sportchef Jonas Boldt

Nach dem 4:3 im Pokal gegen RWE war Sportchef Jonas Boldt jedenfalls ungewohnt ungehalten, dass dem HSV erst die vierte Führung zum Sieg reichte. „Wenn du dreimal führst, ist es unerklärlich, dass wir die immer wieder zurückkommen lassen", wetterte er nach der Partie und bemängelte „viel zu viele Nachlässigkeiten, viel zu viele einfache Fehler. Wir spielen hier gegen einen Drittligisten und nicht irgendwie an der Freibadstraße".

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HSV kassiert schnell Gegentore nach eigenen Treffern

Oder anders formuliert: Boldt kritisiert, dass dem Team bei aller spürbarer Lust und Offensiv-Power die Seriosität im Defensivverhalten abgeht. Augenfällig ist in der Tat, dass der HSV in drei Spielen bereits vier Gegentore binnen der ersten fünf Minuten nach eigenen Treffern kassiert hat - zwei gegen S04, zwei gegen Essen. Eine Mischung aus kollektiver Nachlässigkeit, fatalen Fehlpässen sowie laschem Abwehrverhalten (beispielhaft: Levin Öztunali und Guilhermo Ramos gegen S04) führte zur Hälfte aller bisherigen Gegentreffer.

"Wir reden schon gar nicht mehr über den hohen Risikoanteil unseres Spielaufbaus", sagte Coach Tim Walter am Donnerstag. "Sondern das sind teilweise Konzentrationsfehler, teilweise leichte Fehler. Für mich ist wichtig, dass die Jungs das erkennen und dass wir daran mit Hochdruck arbeiten."

Hertha bisher noch ohne Zähler

Das Thema ist beim HSV natürlich nicht neu, dass Walter sein riskantes wie spektakuläres Spielsystem verteidigt auch nicht. Im Training dieser Woche sei es nun "um enge Spielformen, viele Zweikämpfe und das Durchschieben der Ketten" gegangen. Der 47-Jährige betonte aber auch nochmal: "Wir haben eine neu formierte Abwehr und arbeiten jetzt mit Hochdruck daran, besser zu werden."

Gegen die Hertha wäre ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen, auch wenn die Berliner mit zwei 0:1-Niederlagen bisher das Anti-Spektakel der 2. Liga waren. Blenden lassen sollten sich die Hamburger angesichts dieser Zahlen nicht. Im DFB-Pokal nahm die "Alte Dame" erstmals offensiv Fahrt auf und fertigte Regionalligist Carl Zeiss Jena 5:0 ab. Zudem ist das Team von Trainer Pal Dardai individuell unverändert stark besetzt.

Reis vor Comeback, Pherai fraglich

Das ist auch der HSV, der weiter auf Kapitän Sebastian Schonlau (Wade) verzichten muss, Defensivstabilisator Jonas Meffert (muskuläre Probleme) hingegen kehrte unter der Woche ins Mannschaftstraining zurück. In der Offensive könnte Ludovit Reis nach Schulterverletzung sein Startelf-Comeback feiern, wenn Immanuel Pherai seine Adduktoren-Probleme nicht in den Griff bekommen sollte. Egal in welcher Besetzung, das Team vom Hamburger Spektakel-Verein dürfte wieder beste Unterhaltung bieten.

Mögliche Aufstellungen:

Haburger SV: Heuer Fernandes - van der Brempt, Ramos, Hadzikadunic, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé
Hertha BSC: Ernst - Kenny, Leistner, Marton Dardai, Dudziak - Klemens - Serdar - Richter - Palko Dardai, Reese - Tabakovic

Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 19.08.2023 | 23:03 Uhr