Rostocks Torschütze Juan José Perea (r.) und Junior Brumado einen Treffer.

NDR-Sport Hansa Rostock hat sich gegen den HSV selbst den Weg gezeigt

Stand: 19.02.2024 16:26 Uhr

Der FC Hansa Rostock schöpft nach dem 2:2 gegen den HSV im Abstiegskampf der 2. Liga neuen Mut. Die Mannschaft von Trainer Mersad Selimbegovic spielte gegen die Hamburger eine starke zweite Hälfte. Es waren 45 Minuten, die es aber auch zu verstetigen gilt.

Von Tobias Knaack

Wenn man als abstiegsbedrohtes Team nach 90 - oder aktuell aufgrund der Proteste gegen den geplanten DFL-Investorendeal häufig mehr - Minuten Enttäuschung angesichts eines Remis gegen einen Aufstiegsaspiranten verspürt, muss man zuvor vieles richtig gemacht haben.

"Nach dieser zweiten Halbzeit müssen wir einfach als Sieger vom Platz gehen."
— Oliver Hüsing

Im Fall von Hansa Rostock traf das am Sonnabend definitiv zu. "Nach dieser zweiten Halbzeit müssen wir einfach als Sieger vom Platz gehen, deshalb fühlt es sich sehr bescheiden an und ist einfach richtig bitter", resümierte etwa Abwehrchef Oliver Hüsing nach dem 2:2 gegen den HSV, in dem der "Kogge" nur vier Minuten zum Sieg gefehlt hatten.

Bei allem Frust darüber, dass Hamburgs Torjäger Robert Glatzel den Mecklenburgern mit seinem Treffer in der 86. Minute den Sieg noch entriss, sprach Hüsing aber auch das aus Hansa-Sicht Entscheidende an: "Wir haben unglaublich gekämpft und das muss der Weg sein. So muss es weitergehen."

Mehr Entschlossenheit, mutiger im Passspiel

Es waren 45 Minuten gegen den HSV, in denen sich die Rostocker selbst den Weg aufzeigten, wie sie in den verbleibenden zwölf Partien den Abstieg in die 3. Liga doch noch verhindern können: mit Entschlossenheit, mutigerem Passspiel, Laufbereitschaft, offensivem Pressing, Zweikampfhärte. "Der Trainer hat von uns gefordert, dass wir mit Mut spielen sollen, das haben wir wirklich gut umgesetzt", sagte Jannis Lang.

Knapp 80 Prozent der Pässe brachten die Selimbegovic-Schützlinge am Sonnabend zum eigenen Mann - im Saisonschnitt liegen sie mit nur rund 76 Prozent ligaweit auf dem letzten Rang. Über das gesamte Feld hinweg stressten die Hansa-Akteure ihre HSV-Gegenspieler durch intensives Anlaufen und starken Körpereinsatz. Beides Facetten des Spiels, in denen der FCH im bisherigen Saisonverlauf auch nur durchschnittliche und unterdurchschnittliche Werte erzielt hatte.

Eine Blaupause für den Rest der Saison?

"Wir haben mutiger und aggressiver gespielt und gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind", analysierte Stürmer Svante Ingelsson. Und so waren es 45 Minuten, die - wenn man so will - als blau-weiße Blaupause für den Rest der Saison dienen könnten.

45 Minuten voller Intensität, die allen, die es mit Hansa halten, Mut machten - die es nun aber auch zu bestätigen und zu verstetigen gilt. Und über eine längere Dauer im Spiel abzurufen. Ansonsten bleibt es eine gute Hälfte gegen einen selber verunsicherten Aufstiegskandidaten, die zu einem Punkt führte.

Steigerung gegenüber dem Trostlos-Auftritt in Osnabrück

Und einen Punkt auf das Konto hatte es schließlich auch in der Vorwoche gegeben. Da allerdings aus Sicht des FCH überaus glücklich - mit einem schmeichelhaften 0:0 beim Tabellenletzten in Osnabrück. An der Bremer Brücke hatten die Rostocker keinen Fuß auf den Boden bekommen und eindrucksvoll unter Beweis gestellt, warum sie nach drei Siegen aus den ersten vier Saisonspielen aus den folgenden 18 Begegnungen nur noch drei weitere Dreier ziehen konnten: verzagt, fast schon ängstlich war der Auftritt gegen die Niedersachsen.

Ein Eindruck, der sich, allen erkennbaren Bemühens zum Trotz, gegen die Hamburger zunächst fortgesetzt hatte. Ein Eindruck aber auch, den die Rostocker selbst änderten - indem sie immer mehr Luftduelle für sich entschieden und zweite Bälle erkämpften. Die Folge: Hansa hatte gegen das Ballbesitz-Team HSV mehr Ballbesitz, als durchschnittlich im bisherigen Saisonverlauf (43:42 Prozent) und wusste damit, anders als in Osnabrück, auch etwas anzufangen.

Kann Hansa die Leistung gegen Düsseldorf bestätigen?

Immer wieder wurden insbesondere der umtriebige Juan-José Perea und Sturmpartner Junior Brumado versucht in Szene zu setzen. Nicht alles gelang, immerhin aber sprangen zehn Torabschlüsse gegen einen Aufstiegskandidaten heraus. Kein schlechter Wert für ein Team, das die drittschlechteste Offensive der Liga stellt - nicht nur mit Blick auf die erzielten Tore, sondern auch hinsichtlich der Torschüsse.

Auch deshalb wertete Selimbegovic die Partie "als Schritt in die richtige Richtung". Den nächsten muss sein Team am kommenden Sonntag in Düsseldorf machen (13.30 Uhr, im NDR Livecenter). Dann geht es erneut gegen einen Aufstiegsaspiranten. Wie es gegen ein solches Team und im weiteren Saisonverlauf gehen kann - und muss -, hat sich die Mannschaft mit den zweiten 45 Minuten gegen den HSV selbst gezeigt.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 17.02.2024 | 16:17 Uhr