Hannovers Zugang Marcel Halstenberg (l.) und 96-Sportchef Marcus Mann

NDR-Sport Hannover 96: Halstenberg und die neuen Heimatgefühle der Fußballer

Stand: 20.07.2023 22:01 Uhr

Marcel Halstenberg hat mit seiner Rückkehr zu Hannover 96 einen bemerkenswerten Karriereschritt hingelegt. Der gestandene Bundesligaprofi und Nationalspieler verzichtet in der Zweiten Liga auf viel Geld - die Verbundenheit zur Heimat wiegt schwerer. Er ist nicht der Einzige, der so handelt.

Den freundlichen Empfang beim Training habe er genossen, sagte Halstenberg am Donnerstag nach seiner ersten Einheit bei seinem neuen alten Club. Es sei ein "geiles Gefühl", die Outfits der "Roten" wieder überzustreifen, erklärte mit einem Lächeln. Er wirkte dabei unbeschwert. Dabei hat der neunmalige Nationalspieler für seinen Wechsel vom Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig zu Heimatclub Hannover 96 massive Gehaltseinbußen in Kauf genommen.

"Ich bin überglücklich, dass ich hier bin."

Ihm sei das aber "nicht schwergefallen, weil ich den Mehrwert sehe: die Familie, den Club, ein neues Abenteuer", sagte der 31 Jahre alte Abwehrspieler. "Ich habe meinem Berater gesagt: Wenn es die Möglichkeit irgendwie gibt, dann machen wir das. Ich bin überglücklich und freue mich sehr, dass ich hier bin."

Die dreiköpfige Familie Halstenberg wird bald auch räumlich den engsten Verwandten ganz nah sein. Sie bezieht in Kürze ein Haus.

Halstenberg sieht sich bei 96 als Führungsspieler

Der gebürtige Laatzener spielte bereits bis 2011 in der Jugend und in der zweiten Mannschaft für die 96er. Nun ist er zurück - und sieht sich an alter Wirkungsstätte als Führungsspieler. Vom Bundesliga-Aufstieg als Saisonziel will er aber noch nicht sprechen.

"Ich bin mir meiner Rolle bewusst: Ich werde vorangehen. Und ich will das, was ich in den letzten Jahren erlebt und gelernt habe, den jungen Spielern an die Hand geben", sagte Halstenberg. "Aber: Es ist eine super Zweite Liga mit super Mannschaften. Es ist nicht so, dass ich mir sage: Das Ding schaukel' ich mit links. Es gehört für alle von uns harte Arbeit dazu."

Halstenberg bat Jungprofi Tresoldi um die Nummer 23

Seine gewohnte 23 sicherte er sich durch Eigeninitiative. Nach einem kurzen Telefonat verzichtete 96-Jungstürmer Nicolo Tresoldi gern auf die vom Nationalspieler so geschätzte Rückennummer. Es war das letzte kleine Puzzleteil zur Vollendung der ersehnten emotionalen Rückkehr zu den familiären Wurzeln des 31-Jährigen, auf die am Mittwoch direkt angestoßen wurde. "Die Familie hat mich mit einer kleinen Feier überrascht", sagte Halstenberg am Donnerstag.

Leipzig ließ Halstenberg für geringe Ablöse gehen

Der Transfer des neunmaligen Nationalspielers ist so außergewöhnlich, dass selbst der 96-Mehrheitsgesellschafter Martin Kind noch Ende Mai einen entsprechenden Medienbericht "ins Reich der Fabel" verwies.

Er wurde auch deshalb möglich, weil sich Leipzig verständnisvoll zeigte und den Profi trotz eines noch bis 2024 laufenden Vertrages ziehen ließ - noch dazu mit einer Ablöse (kolportiert werden 700.000 Euro), die weit unter dem Marktwert liegt. Statt Champions League spielt Halstenberg nun also kommende Saison Zweite Liga - und verzichtet im "besten Fußball-Alter" auf Geld, mögliche Titelgewinne und sportlichen Ruhm.

Lasogga wieder auf Schalke

Es scheint sich im Profi-Fußball eine Art Trend zu entwickeln. Halstenberg ist in diesem Sommer nicht der einzige Spieler, der einen solchen Schritt vollzogen hat. So hat es zum Beispiel Pierre-Michel Lasogga, der bis vor Kurzem noch für sicherlich fürstliches Salär in Katar spielte, wieder in die Heimat verschlagen.

Der 31 Jahre einstige HSV-Profi läuft künftig in der Regionalliga West für die Zweitvertretung von Schalke 04 auf. Für die Gelsenkirchener kickte der Stürmer von 1999 bis 2006 im Jugendbereich: "Wenn man hier aufwächst, ist eine gewisse Verbundenheit ganz normal", sagte der gebürtige Gladbecker.

Stindl zurück in Karlsruhe

Die Sehnsucht nach der Heimat hat auch den langjährigen Hannover-96-Profi Lars Stindl zurück zum Karlsruher SC gebracht. Der 34-Jährige, zuletzt acht Jahre bei Borussia Mönchengladbach aktiv, freut sich darauf, "nochmals für den KSC zu spielen, den Club, bei dem alles begonnen hat".

Als er noch in Hannover spielte, habe Stindl "immer und überall" auf dem Handy Spiele des KSC angeschaut, verriet Ex-Teamkollege Mario Eggimann einmal. Jetzt läuft der Mittelfeldspieler wieder selbst im Karlsruher Trikot auf und genießt es vor allem, wieder "badisch schwätze" zu können ...

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Hallo Niedersachsen | 20.07.2023 | 19:30 Uhr