HSV-Eckfahne im Volksparkstadion

Hamburger SV FAQ: Das würde ein Rechtsform-Wechsel beim HSV bedeuten

Stand: 23.03.2024 10:46 Uhr

Wird aus der "HSV Fußball AG" eine "HSV Fußball AG & Co. KGaA"? Darüber entscheiden die e.V.-Mitglieder heute auf einer außerordentlichen Versammlung. Was würde der Rechtsformwechsel bedeuten und käme damit das große Geld? Die wichtigsten Fragen und Antworten bei NDR.de.

AG & Co. KGaA - Was steckt dahinter?

Seit 2014 ist die Profiabteilung des Hamburger SV ausgegliedert in eine klassische Aktiengesellschaft - die "HSV Fußball AG". Qua Satzung sind die zum Verkauf stehenden Anteile auf 24,9 Prozent beschränkt. Der HSV e.V. hält 75,1 Prozent der AG. Dadurch wird verhindert, dass ein einziger Investor ein Viertel der Anteile erwerben und damit Beschlüsse blockieren kann.

So sind die Anteile an der "HSV Fußball AG" aktuell verteilt

  • HSV e.V. 75,1 %
  • Kühne Holding AG 13,53 %
  • Hanse Merkur Holding AG 6,76 %
  • Andere 4,61 %
Die Grafik zeigt die Struktur der HSV Fußball AG

Die Grafik zeigt die Struktur der HSV Fußball AG

Diese Rechtsform soll nun in eine Aktiengesellschaft und Kommanditgesellschaft auf Aktien angepasst werden. Das bedeutet: Operatives Geschäft und Vermögen werden in zwei Gesellschaften getrennt. Die "HSV Fußball AG" würde eine sogenannte Kommanditgesellschaft (HSV Fußball AG & Co. KGaA) werden und dabei als reine Vermögensverwaltungsgesellschaft fungieren. Diese hätte keinen Einfluss auf den Profi-Fußball.

Der sportliche Bereich läge vollständig in der neugegründeten Aktiengesellschaft, die sich "HSV Fußball Management AG" nennen soll. Diese wäre hundertprozentige Tochter des Vereins, Anteile daran dürften nicht an Dritte verkauft werden. Dadurch wäre sichergestellt, dass die 50+1-Regel eingehalten wird.

Die Grafik zeigt die geplante Struktur des HSV nach einer Umwandlung in eine KGAA

Die Grafik zeigt die geplante Struktur des HSV nach einer Umwandlung in eine KGAA

Von der "HSV Fußball AG & Co. KGaA" könnten dagegen theoretisch alle Anteile verkauft werden. Derzeit planen die HSV-Verantwortlichen, 50 Prozent der Anteile herauszugeben. Dies könnte durch die Mitgliederversammlung des e.V. weiter erhöht werden. Ein einzelner Gesellschafter dürfte dabei maximal 25 Prozent halten.

Was verspricht sich der Hamburger SV davon?

Der HSV erhofft sich durch die Rechtsformanpassung die Stärkung der Mitgliederrechte sowie frisches Kapital, ohne (potenziellen) Investoren Einfluss in das operative Geschäft zu gewähren. Der Weg ist "in sich schlüssig" und "charmant", findet Sportrechtler Dr. Paul Lambertz. "Der Vorteil ist, dass das Fußballgeschäft, der Kern dessen, was den HSV ausmacht, von der Aktiengesellschaft allein verantwortet wird und diese allein entscheiden kann", sagt er im Interview mit dem NDR.

Sportrechtler Lambertz: "Die Frage ist, warum investiere ich in einen Fußballclub?"

Die Kapitalseite nehme dabei keinen Einfluss auf das Profigeschäft. Die Kommanditgesellschaft auf Aktien ist dafür eine weitverbreitete Rechtsform im deutschen Profi-Fußball.

Was ändert sich im operativen Geschäft?

In der operativen Arbeit beim Fußball-Zweitligisten würde sich im Grunde nichts ändern. Der aktuelle Aufsichtsrat bliebe identisch, würde weiterhin den Vorstand der künftigen "HSV Fußball Management AG" beraten und kontrollieren. Jonas Boldt (Vorstand Sport und Kommunikation) sowie Eric Huwer (Vorstand Finanzen und Organisation) wären weiter die handelnden Personen.

Auch für die "HSV Fußball AG & Co. KGaA" gäbe es einen Aufsichtsrat. Dieser bekäme aber keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft und würde eher eine informierende Rolle für die Gesellschafter einnehmen.

Fließen demnächst Millionen in den HSV?

Durch die Rechtsformänderung könnte der HSV weitere Anteile verkaufen. In der aktuellen Struktur als AG ist dieses Potenzial ausgeschöpft. Ob Investoren auch ohne Mitspracherecht dem HSV die Tür einrennen, bleibt abzuwarten. "Ich glaube, es geht hier eher um einen ideellen Wert, als darum, damit in zehn Jahren den großen Reibach zu machen", sagt Lambertz, der damit rechnet, dass viele Fans investieren werden, die erstmals die Möglichkeit erhalten sollen, auch mit kleinen Beiträgen Anteile zu erwerben. Diese sollen in einen angedachten "Supporters Trust" fließen.

"Überspitzt formuliert, kauft Geld keine richtige Mitsprache im deutschen Profifußball. Es ist daher wohl vermutlich eher die Liebe zum HSV, Liebe zu anderen Clubs, die hier entscheidend sein dürfte, in Clubs zu investieren."
— Dr. Paul Lambertz, Sportrechtler

Zudem würden das Kapital der bisherigen Gesellschafter und die Möglichkeit zur Beteiligung ebenfalls in die neue Rechtsform übergehen. Der Club müsste somit die 30-Millionen-Euro-Finanzspritze von Investor Klaus-Michael Kühne vom Sommer nicht zurückzahlen, das Geld würde sich stattdessen in weitere Anteile umwandeln. Logistik-Milliardär Kühne würde so etwa 21 Prozent halten, ohne jedoch an Einfluss zu gewinnen.

Nach diesem Prinzip könnte auch das Darlehen in Höhe von 20 Millionen Euro veräußert werden, das Ende 2022 vier Geldgeber dem HSV zur Stadionsanierung bereitgestellt hatten. Unter den Geldgebern war auch Kühne.

Wie hoch muss die Zustimmung sein, damit der Wechsel vollzogen wird?

Die Zustimmung zur Rechtsformänderung muss mit einer Dreiviertelmehrheit der Anwesenden beschlossen werden. Wird dem Wechsel auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung heute (ab 11 Uhr) zugestimmt, will der HSV im April die "HSV Fußball Mangement AG" gründen und parallel den Rechtsformwechsel der "HSV Fußball AG" in die "HSV Fußball AG & Co. KGaA" in die Wege leiten. Die Umsetzung soll bis Ende Juni und damit zur kommenden Saison erfolgen.

Dieses Thema im Programm:
Sportplatz | 22.03.2024 | 16:30 Uhr