Dennis Schröder vor dem Altstadtmarkt

Basketball-Weltmeister Dennis Schröder in Braunschweig: Der Respekt, den er verdient

Stand: 15.09.2023 17:23 Uhr

Basketball-Weltmeister Dennis Schröder wurde am Freitag von hunderten Fans in seiner Heimat Braunschweig empfangen und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Für den Kapitän der Nationalmannschaft bedeutet es die langersehnte Anerkennung.

Von Tim Osing

Dennis Schröder zeigt, was er hat, das war schon immer so. An diesem Freitagnachmittag sind es ein goldener Pokal und eine goldene Medaille, mit denen der Basketball-Nationalspieler in die Dornse, den großen Saal, des Braunschweiger Altstadtrathauses tritt. Seine Heimat bereitet ihm die große Bühne, hunderte Fans warten draußen auf dem Altstadtmarkt, auf Schröder, den Helden.

"Das bedeutet mir die Welt", sagt der 30-Jährige, der seit dem Teenageralter um Siege kämpft, aber vor allem um Anerkennung. "Natürlich macht mich das glücklich, dass Braunschweig, meine Heimatstadt, mich so supportet und so viel Liebe zeigt."

Aus einem Braunschweiger Friseursalon in die USA

Schließlich fing hier alles an: Im Prinz-Albrecht-Park im Osten der Stadt wurde Schröders Talent entdeckt, in der Braunschweiger Jugend brillierte er mit seinem Kumpel Daniel Theis, der mit ihm am Sonntag Basketball-Weltmeister wurde. Schon als Teenager eckte Schröder häufig an, stritt sich mit Trainern, musste sich anhören, dass er es nie in die Nationalmannschaft schaffen würde.

Als Schröder 16 Jahre alt ist, stirbt Vater Axel an einem Herzinfarkt. Dennis hatte ihm versprochen, es in die NBA zu schaffen, die Familie stolz und wohlhabend zu machen. Schröder, als Jugendlicher noch Aushilfe im Friseursalon seiner gambischen Mutter Fatou in Braunschweig, hält sein Versprechen und geht 2013 in die USA zu den Atlanta Hawks. "Ich habe sehr hart dafür gearbeitet, dass ich so einen Moment einmal genießen kann, mit meiner Familie, mit der Stadt. Danke, dass ihr alle hier seid und das unterstützt", sagt Schröder am Freitag im Rathaus, im Beisein seiner Mutter, seiner Familie und seines Entdeckers Liviu Calin.

Dennis Schröder (2.v.l.) mit seiner Frau Ellen Ziolo (l), seiner Mutter Fatou, seinem großen Bruder Che (r) und Thorsten Kornblum, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig.

Dennis Schröder (2.v.l.) mit seiner Frau Ellen Ziolo (l.), seiner Mutter Fatou, seinem großen Bruder Che (r.) und Thorsten Kornblum, Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig.

Gold war immer seine Farbe

In Deutschland stand der eigenwillige, selbstbewusste Schröder oft in der Kritik, was viel mit Vergleichen mit seinem Vorgänger als Star der Basketball-Nationalmannschaft zu tun hatte, dem bescheidenen Dirk Nowitzki. Schröder tat alles, um aufzufallen, machte als junger Profi eine goldene Strähne im Haar zu seinem Markenzeichen. Kaufte sich einen goldenen Audi, der zum Symbol für seine Extravaganz wurde. Gold stand für einen protzigen, überheblichen Schröder. Das ist jetzt vorbei.

Es wurde ihm auch nie gerecht, entsprechend unfair fühlte sich Schröder behandelt. Dabei tat der 79-fache Nationalspieler in jedem Sommer alles dafür, für die Auswahl seines Landes zu spielen, anders als viele Mitspieler und Stars auf der ganzen Welt nahm er jede Welt- und Europameisterschaft ernst. Was aber in der Öffentlichkeit hängen blieb, war das blamable Ausscheiden in der WM-Vorrunde 2019 gegen die Dominikanische Republik.

"Ich will nichts mehr über meinen Namen hören"

In den USA störte sich niemand an Schröders Lebensstil. In der NBA erarbeitete er sich den Ruf als guter Verteidiger und wertvoller Bankspieler, wurde von den besten der Welt respektiert. LeBron James zählt Schröder zu seinen Freunden. In Deutschland fehlte die Anerkennung. Hier erntete der Aufbauspieler Häme für den 84-Millionen-Dollar-Vertrag, den er abgelehnt haben soll - Schröder bestritt, dass es das Angebot der Los Angeles Lakers je gab.

Das alles entlud sich in Schröder, der sehr nachtragend ist, im Moment des größten Erfolgs seiner Karriere. "Ich will nichts mehr über meinen Namen hören", sagte Schröder unmittelbar nach dem WM-Titel am Sonntag gegen Serbien. Es folgt dem amerikanischen Credo "Put some respect on my name". "Für alle, die mich supportet haben über die Jahre: Ich küsse ihre Herzen natürlich. Aber: Alle anderen, die können trotzdem wegbleiben."

Moritz Wagner: "Inspirierende Person"

"Dennis ist eine sehr inspirierende Person", sagt Mitspieler Moritz Wagner. "Es wird ständig über ihn geredet. Aber er findet immer einen Weg, um wieder aufzustehen. Er ist ein absoluter Warrior. Ein inspirierender Basketballer, eine inspirierende Person. Er hat uns hier zum WM-Titel geführt." Schröder wurde zurecht als wertvollster Spieler der WM gekürt, lieferte in den Schlussminuten die entscheidenden Körbe gegen die USA und gegen Serbien.

Der Freitag also ist der Tag, an dem Schröder verehrt wird. Endlich. "Braunschweig ist so stolz auf diesen großen Sohn", sagt Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, der Schröder auf eine Stufe mit der Meistermannschaft der Eintracht-Fußballer 1967 hebt. "Du bist jetzt nicht nur einer der bedeutendsten Söhne dieser Stadt, sondern Vorbild für viele Jugendliche. Du hast deine Wurzeln nie vergessen."

Basketball: Weltmeister Dennis Schröder feiert in Braunschweig

Schröder kehrt jeden Sommer nach Braunschweig zurück, ist unter anderem Hauptgesellschafter der Basketball Löwen aus der BBL. Zum ersten Spieltag am 29. September gegen Oldenburg will Schröder in der Halle sein.

Schröder dankt seiner Familie

In seiner kurzen Rede in der Dornse spricht Schröder über seine Jugend, Turniere mit der Niedersachsenauswahl in Oldenburg oder Osnabrück. "Ich möchte meiner Familie danken, meiner Mum, meinem Bruder. Sie haben mir alles ermöglicht: Hier stehen zu dürfen, Basketball zu spielen. Ich danke euch von Herzen." Als er sich ins Goldene Buch einträgt, schreibt er: "Hard work always pays off" ("Harte Arbeit zahlt sich immer aus").

Dennis Schröder trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Braunschweig ein.

Dennis Schröder trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Braunschweig ein.

Schröder erhält mehrere Ständchen, es ist nicht nur sein Ehrentag als Weltmeister, sondern auch sein 30. Geburtstag. "Ich habe deshalb ein bisschen gejammert, aber meine Frau sagte: 'Im Endeffekt hast du wirklich viel erreicht im Leben.'"

Ein Titel mit der deutschen Basketballnationalmannschaft blieb sogar Nowitzki verwehrt. Der Weltmeister Dennis Schröder hat sich am Freitag ins Goldene Buch seiner Heimatstadt Braunschweig eingetragen. Vor allem aber hat er seine Karriere vergoldet - buchstäblich.

Dieses Thema im Programm:
Hallo Niedersachsen | 15.09.2023 | 19:30 Uhr