
Landespokal Sachsen-Anhalt Schreibt Lok Stendal beim Halleschen FC ein neues Pokalmärchen?
Natürlich ist der 1. FC Lok Stendal krasser Außenseiter, wenn es am Samstag (14:30 Uhr im Livestream bei SPORT IM OSTEN) um den Sieg im FSA-Pokal geht. Alles andere als eine klare Sache für den Halleschen FC wäre eine dicke Überraschung, allerdings sollte sich der Vizemeister der Regionalliga Nordost nicht zu sicher fühlen. Tipps könnte es von einer Legende geben.
Auch wenn die glorreichen Zeiten des 1. FC Lok Stendal lange zurückliegen: Stendal kann (Pokal)-Überraschungen. Drei Mal gewann man den Sachsen-Anhalt-Pokal (1992, 1995 und 1996), drei Mal stand der Verein im Finale - zuletzt 2018.
Klaus Urbanczyk und das Pokalwunder
Die Pokal-Ära ist vor allem mit einem Namen verknüpft: Klaus "Banne" Urbanczyk. Der mittlerweile 84-Jährige ist ein HFC-Idol, war als Trainer aber auch auf fremdem Terrain erfolgreich. Stendal führte er 1995 bis ins Viertelfinale im DFB-Pokal. Der damalige Drittligist warf den VfL Wolfsburg, Hertha BSC und den SV Waldhof Mannheim aus dem Wettbewerb. Im Viertelfinale unterlag man dem Bundesligisten Bayer Leverkusen erst im Elfmeterschießen. Urbanczyk, der von 1995 bis 1998 Trainer im Stendaler Hölzchen war, setzte sich damit ein Denkmal. Deutlich größere Spuren hinterließ "Banne" beim Halleschen FC.
Da wurden schon Summen genannt, das war richtig Kohle, wo ich schon anfing zu klappern. Aber für mich kam das nie in Frage, meine Familie hätte ich nie im Stich gelassen Klaus "Banne" Urbanczyk |
Hier ist er eine Legende, ein Olympia-Held, der dem Verein als Spieler immer treu blieb. "Es gab durchaus Angebote, auch aus dem Westen, in den sechziger Jahren. Das waren schon sehr lukrative, verlockende Angebote. Da wurden schon Summen genannt, das war richtig Kohle, wo ich schon anfing zu klappern. Aber für mich kam das nie in Frage, meine Familie hätte ich nie im Stich gelassen", erzählte Libero "Banne" einst im MDR-Interview.
Auch als Trainer erfolgreich
Nach 263 Spielen war Schluss, Urbanczyk wurde Trainer. Drei Mal betreute er den HFC. Letztmals 1994. Seine nächste Station hieß ausgerechnet Stendal und endete in einem Pokal-Märchen. Auch wenn viele aktuelle Spieler da noch gar nicht geboren waren, die Pokalgeschichten kennen sie alle.
Und so laufen die Stendaler am Samstag (14:30 Uhr im Livestream bei SPORT IM OSTEN) in Trikots im Look der 90er Jahre auf. Ein Glücksbringer? Ob der 1. FC Lok wieder bereit ist, Geschichte zu schreiben, wird sich zeigen. Der Sechstligist ist nach Abstiegen in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt gestrandet, spielt aber eine starke Saison, ist Tabellenführer und hat den Aufstieg in die Oberliga dicht vor Augen.
Trainer Schulz: "Wollen nicht mutlos auftreten"
Trainer Jörn Schulz gibt sich vor dem Spiel bescheiden: "Wir freuen uns extrem stolz und froh, dieses Endspiel bestreiten zu dürfen." Man wolle sich als gesamter Verein gut präsentieren und "ja, träumen sollte man immer. Wir wollen nicht mutlos auftreten und versuchen, dieses Spiel zu gewinnen".
Stendal wird schon am Freitag anreisen. Ein Novum für den Underdog. "Ich hätte schon gern im eigenen Bett geschlafen, aber wir mussten buchen, weil wir die Anstoßzeit nicht kannten", schmunzelt Schulz, der erst einmal auf "Teilerfolge" setzt: "Nervosität ablegen, Zweikämpfe gewinnen, eklig sein und die ersten Minuten überstehen."
Er nennt das Spiel gegen den Vize-Meister der Regionalliga "eine extreme Herausforderung." Stendal spielt normalerweise zu Hause vor 400 Zuschauern, auswärts mitunter nur vor 20 Besuchern. Am Samstag werden mehr als 5.000 Fans im Stadion sein. "Die Anspannung ist zu spüren, aber die Vorfreude überwiegt", so Schulz am Donnerstag bei der obligatorischen Pressekonferenz.
Zimmermann: "Keinerlei Zweifel aufkommen lassen"
Auf Geschenke des Halleschen FC braucht Stendal nicht zu hoffen. Das Ziel Meisterschaft hat der HFC am Ende knapp verpasst, als Trost soll jetzt der Pokalsieg her. "Wir werden das Spiel so seriös wie jedes andere Spiel auch angehen", erklärte Trainer Mark Zimmermann. Der HFC wolle das Spiel bestimmen und keinerlei Zweifel aufkommen lassen, so der Coach, für den es das erste FSA-Pokalfinale ist: "Ich bin schon aufgeregt", schmunzelt er.
Eine große Pokalsause ist nicht geplant. "Wir essen noch zusammen und dann gehen die Jungs ihre Wege." Mit dem Sieg in der Tasche wäre der Urlaub - nicht nur für die Spieler - noch schöner.
Sanny Stephan