Richard Hempel (Schiedsrichter) zeigt die Gelbe Karte

Jüngster Zweitliga-Schiedsrichter Richard Hempel: "Man muss der Chef auf dem Platz sein, aber auch der Freund"

Stand: 02.11.2023 14:56 Uhr

Für Schiedsrichter Richard Hempel ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Seit dieser Saison pfeift der Dresdner Spiele in der 2. Fußball-Bundesliga. Dort ist Hempel mit 26 Jahren der jüngste Unparteiische. Sport im Osten hat ihn bei einem Landespokalspiel in Bischofswerda getroffen.

Von Philipp Weiskirch

Es regnet an diesem Samstag im Oktober in Bischofswerda. Doch Richard Hempel hat ein breites Grinsen im Gesicht, als er den Rasen im kleinen Stadion vom Oberligisten Bischofswerdaer FV betritt. Platzbegehung vor dem Pokalspiel gegen den Chemnitzer FC, die Vorfreude steigt – zwei Stunden bis zum Anpfiff. "Seinem" Anpfiff, wenn man so will, denn Hempel (SG Großnaundorf) ist der Schiedsrichter der Partie. Das mache ihm einfach Spaß, "man hat Konflikte, die man lösen muss, man muss der Chef auf dem Platz sein, aber auch der Freund – und immer mit ein bisschen Witz", sagt Hempel und schaut zu seinen Assistenten. "Ich glaube, das können wir ganz gut."

Ich merke, dass viele stolz sind, dass es jemand aus dem Osten schafft, aus Sachsen. Richard Hempel | Fußball-Schiedsrichter

Schon als kleiner Junge hatte Hempel seine ersten Einsätze als Referee. Papa Uwe sei Dank – der ist selber Schiri und nahm den Sohnemann mit zu Freundschaftsspielen. "Mit acht Jahren stand er zum ersten Mal an der Linie", erzählt Uwe Hempel in Bischofswerda. Mit bereits zwölf Jahren absolvierte Richard die Ausbildung zum Schiedsrichter. Seitdem geht es bergauf – Hempels vorläufiger Karriere-Höhepunkt im Sommer: Nach nur zwei Jahren in der 3. Liga steigt er in die 2. Liga auf. "Ich merke, dass viele stolz sind, dass es jemand aus dem Osten schafft, aus Sachsen", sagt Hempel. Das sei ein gewisser Druck, "aber es freut mich total". (Mit dem Grimmaer Alexander Sather gibt es noch einen weiteren Unparteiischen aus Mitteldeutschland in der 2. Liga.)

Richard Hempel (Schiedsrichter ) zeigt Rote Karte

Richard Hempel stellt Paderborns Visar Musliu im Spiel gegen Greuther Fürth vom Platz.

"Vollzeitjob" Schiedsrichter

Hempel pfiff in dieser Zweitliga-Saison bereits Fürth gegen Paderborn (5:0 am 1. Spieltag) und Rostock gegen Kiel (1:3 am 10. Spieltag), eine Fußverletzung bremste ihn zwischendurch aus. Vom Fachmagazin kicker bekam Hempel jeweils die Note "2" für seine Leistung. Erst am Mittwoch (1. November), einen Tag vor seinem 26. Geburtstag, leitete er das DFB-Pokalspiel zwischen Sandhausen und Leverkusen. Und ab und an geht es von den eher großen Zweitliga-Stadien auch zurück auf die kleinen Fußballplätze – wie nach Bischofswerda zum Pokalspiel gegen Chemnitz. Am Ende ist aber "alles Fußball", sagt Hempel, der jedes Spiel stundenlang vor- und nachbereitet. Dazu bis zu vier Fitnesseinheiten pro Woche. Und die An- und Abreise nicht zu vergessen – da bleibt für Hempels Job als Sozialarbeiter praktisch kaum noch Zeit.

Nachwuchs-Schiedsrichter dringend gesucht

Und so ist Richard Hempel eigentlich im Hauptberuf Schiedsrichter. Die werden auch gebraucht. Der Fußball klagt über Nachwuchssorgen, seit Jahren gibt es rückläufige Zahlen im Amateurbereich, weshalb der Deutsche Fußball-Bund das "Jahr der Schiris" ausgerufen hat. Es geht um mehr Respekt und Wertschätzung für die Menschen an der Pfeife, ohne die der Sport nicht funktionieren würde. Wer hat schon Lust sich Wochenende für Wochenende von Fans anpöbeln zu lassen? "Ich wurde sehr davon verschont, dass ich Extreme abbekommen habe", erinnert sich Richard Hempel an seine Anfänge. "Aber ich bekomme das auch mit von anderen – das ist schon Wahnsinn, was man sich da anhören muss als junger Mensch in unteren Ligen."

Fußball-Schiedsrichter Richard Hempel und Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz beim Aufstiegsspiel Cottbus - Unterhaching

Ob Trainer, Spieler oder Zuschauer - Kommentare gibt es für Schiedsrichter von allen Seiten. Auch von "Pele" Wollitz, Trainer des FC Energie Cottbus.

Auch während des Pokalspiels in Bischofswerda kriegt Richard Hempel von den Rängen ein paar unschöne Worte ab. Er grinst sie weg oder ignoriert sie. Hempel sagt, er habe sich über die Zeit ein Fell angelegt. Sein Rat an alle, die als Schiedsrichter unterwegs sind: In dem Wissen, dass man die Fachkraft auf dem Rasen sei, solle man Beleidigungen ausblenden. Richard Hempel – übrigens 1,99 m groß, Schuhgröße 51 – ist seinen Weg gegangen. Dieser Weg führte den Dresdner in die 2. Liga. Und wer weiß, vielleicht eines Tages sogar in die Bundesliga.