Max Eberl

Vorbereitung auf die Bundesliga RB Leipzig: Eberls Transfer-Dilemma zum Trainingsauftakt

Stand: 10.07.2023 13:44 Uhr

Wenn RB Leipzig am Montag die Vorbereitungen auf die neue Spielzeit aufnimmt, ist noch ziemlich unklar, wie das komplette Gesicht der Mannschaft zum Bundesliga-Auftakt in gut sechs Wochen aussehen wird. Fest steht: Weitere Neuzugänge sind zwingend notwendig – auch wenn RB dafür womöglich von seiner Transferphilosophie abweichen muss.

Es ist ein Novum in der Bundesliga-Geschichte von RB Leipzig: Das erste Training in Vorbereitung der neuen Saison geht unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne. Und wenn Trainer Marco Rose an diesem Montag (10.07.2023) erstmals wieder auf das Gelände der Akademie bittet, wird er es mit einer sehr übersichtlichen Anzahl an Spielern zu tun haben. Gleich 18 Kicker fehlen – es sind die namhaften. Rose hatte den RB-Nationalspielern, die nach dem Ende der vergangenen Spielzeit noch im Länderspieleinsatz waren, eine Woche mehr Urlaub eingeräumt. Kein Wunder also, dass man da auf die Präsenz von Fans verzichtet.

Erste Neuzugänge beim Trainingsauftakt

Immerhin: Drei der bislang fünf Neuzugänge haben am Wochenende die medizinischen Leistungstests bereits absolviert und stehen am Montag mit auf dem Rasen. Fabio Carvalho (FC Liverpool), Benjamin Sesko (RB Salzburg) und Torwart Leopold Zingerle (SC Paderborn) sind vom ersten Tag der Saisonvorbereitung an mit dabei. Auch Angelino erschien am Wochenende zu den obligatorischen Untersuchungen. Die Rückkehr des Spaniers nach Leipzig wird allerdings nur von kurzer Dauer sein. Denn auch nach seiner Leihe zur TSG Hoffenheim gibt es zukünftig keinen Platz für den Offensivspieler bei RB. Ein Wechsel zu Galatasaray Istanbul steht im Raum, allerdings sollen beide Parteien bei der Höhe der Ablösesumme noch weit voneinander entfernt sein.

Verhandlungen mit Wunschspielern stocken

Dennoch ist ein Angelino-Abgang mehr als wahrscheinlich. Es wäre der zehnte in diesem Sommer, was zwangsläufig mit der Frage einhergeht: Wann kommen weitere Neuzugänge? Fest steht, dass sich das Gesicht der Mannschaft in nahezu allen Teilen verändern wird. Geld für Neuverpflichtungen ist allemal da. Das macht die Sache für RB-Sportchef Max Eberl aber nicht leichter. Mit Lois Openda (RC Lens) und Lutsharel Geertruida (Feyernoord Rotterdam) wurden bereits zwei Wunschspieler ausgemacht. Allerdings ziehen sich die Verhandlungen seit Wochen. Ein erstes Angebot für Stürmer Openda lag bei 30 Millionen Euro. Laut Informationen des Kickers soll es inzwischen auf 43 Millionen Euro gestiegen sein. Die Preise schießen auch deshalb in die Höhe, weil hinlänglich bekannt ist, dass RB durch die Transfers von Christopher Nkunku und Dominik Szoboszlai um die 100 Millionen Euro eingenommen hat.

Ein Fußballspieler in Jubelpose

Lois Openda gilt als Wunschspieler bei RB Leipzig. Die Verhandlungen ziehen sich aber in die Länge.

Ablösesummen schießen in die Höhe

Ähnlich verhält es sich bei Geertruida. Für den Defensivspieler bot RB zunächst 20 Millionen Euro. Mittlerweile verlangt Rotterdam das Doppelte. Sowohl Openda als auch Geetruida wären damit – Stand jetzt – Rekordneuzugänge. Doch selbst bei einer Verpflichtung beider Spieler wären die im Kader entstandenen Lücken noch längst nicht geschlossen. Vor allem in der Defensive gäbe es weiter Bedarf. Dort bahnen sich mit Nationalspieler Marcel Halstenberg (zu Hannover 96) und Abwehrchef Josko Gvardiol (zu Manchester City) die nächsten namhaften Abgänge an.

Ein Kandidat für die Innenverteidigung wäre Castello Lukeba von Olympique Lyon. Laut der französischen "L'Equipe" gibt es bereits eine mündliche Einigung zwischen beiden Klubs über eine Ablösesumme von 32 Millionen Euro – auch das ist eine stattliche Stange Geld für einen erst 20-Jährigen. Ein offizielles Angebot ist allerdings noch nicht eingegangen. Daneben soll auch Abwehrtalent El Chadaille Bitshiabu von Paris Saint-Germain bereits in Leipzig gewesen sein, um einen ersten Eindruck von seinem womöglich neue Arbeitgeber zu gewinnen. Eine Einigung auch hier? Fehlanzeige.

Bricht RB mit der eigenen Transferphilosophie?

Bis zum Punktspielauftakt in der Bundesliga am 19./20. August bei Bayer 04 Leverkusen ist noch viel Zeit. Schon bis zum 20. Juli sollte die ein oder andere Baustelle aber behoben sein. Dann reist RB ins Trainingslager nach Südtirol, wo mit den ersten Testspielen auch die ersten Standortbestimmungen anstehen. Dann auch möglichst mit weiteren neuen Gesichtern.

Wie viel Geld Eberl für die Lösung seines Personalpuzzles in die Hand nehmen wird, bleibt abzuwarten. Verfolgt er weiter die Transferphilosophie des Klubs – nämlich junge, entwicklungsfähige Spieler für vergleichsweise wenig Geld zu verpflichten, um sie anschließend mit ordentlich Gewinn zu verkaufen –, besteht das Risiko, dass die größten Lücken im Kader zu Beginn der neuen Spielzeit nur unzureichend geflickt sind. Geht er dagegen auf die teils horrenden Forderungen der anderen Klubs ein, um die Wunschspieler nach Leipzig zu holen, würde man das eigene Schema aufbrechen und sich zugleich den geltenden Mechanismen des Marktes unterwerfen. Neuzugänge jenseits der 30 Millionen Euro, die zudem hohen Erwartungen ausgesetzt sind, wären dann keine Seltenheit mehr.

jsc/dpa

RB Leipzig und Magdeburg zunächst auswärts