Trainer Georg-Martin Leopold, ZFC Meuselwitz

Fußball | Regionalliga "Grundvertrauen" und "Gier" – Das neue Wir-Gefühl beim ZFC Meuselwitz

Stand: 13.11.2023 13:17 Uhr

Der ZFC Meuselwitz ist eine der Überraschungen der laufenden Regionalligasaison. Die Erfolgserlebnisse der letzten Wochen sind vor allem das Verdienst von Trainer Georg-Martin Leopold, der ein neues Gemeinschaftsgefühl etabliert hat.

Gut 18 Stunden nach dem Sieg gegen den Chemnitzer FC schwang in Georg-Martin Leopolds Stimme vor allem der Stolz mit. Und das, obwohl der Trainer des ZFC Meuselwitz tags zuvor nach dem glücklichen Erfolg gegen den CFC noch vom "unverdientesten Sieg seit ich hier Trainer bin" gesprochen hatte.

"Wir sind sehr zufrieden mit unserer Situation", sagte Leopold im Gespräch mit Sport im Osten am Montag (13.11.2023). Dank des dritten Sieges in Serie belegt der ZFC nach 14 Spieltagen einen hervorragenden siebten Tabellenplatz. Dass die Zipsendorfer mehr Siege als Niederlagen auf dem Konto haben (6:5) und obendrein noch ein positives Torverhältnis aufweisen (22:21), kommt nicht alle Tage vor. "Wir sind im Flow. Wir machen die Dinge richtig, die am Ende entscheidend sind. Da können wir schon stolz drauf sein", so Leopold und hob vor allem die Siege gegen vermeintliche Favoriten wie Lok Leipzig, Rot-Weiß Erfurt oder eben wie zuletzt gegen den Chemnitzer FC hervor.

Simples Erfolgsrezept

Schon nach wenigen Monaten lässt sich festhalten, dass Leopolds Verpflichtung im Sommer ein Glücksgriff für den ZFC war. Im Verein ist wieder Ruhe eingekehrt. Die Handschrift des Trainers ist klar zu erkennen. Gepaart mit den altbewährten Meuselwitzer Tugenden Kampf und Leidenschaft stellt Leopold sein Team flexibel auf den Gegner ein. Mal mit Vierer-, mal mit Dreierkette. Mal mit einem, mal mit zwei Stürmern. Eben so, wie es die Stärken und Schwächen des Kontrahenten zulassen. Gegen Chemnitz reichte ein erfolgreicher Nadelstich von Andy Trübenbach und eine stabile Abwehr, um die drei Punkte zuhause zu behalten.

Daneben trifft Leopold mit seinen Ansprachen offenbar den Nerv der Spieler. Immer wieder betont der 46-Jährige das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Mannschaft. Er nennt es ganz einfach "Grundvertrauen". So könne sein Team auch Fehler machen. Die gehören schließlich dazu. Und dennoch soll immer "das Positive" im Vordergrund stehen. "Daraus ist etwas erwachsen, was Fans und Umfeld anders wahrnehmen. Negative Erlebnisse werden als Gemeinschaft weggesteckt. Wir sind mental sehr stabil in dieser Saison. Es macht Spaß zu gewinnen. Die Gier ist da und wir sind schwer zu bespielen", beschreibt Leopold den "guten Spirit" im Team.

Meuselwitz vor Jena und Erfurt

Der Lohn ist Tabellenplatz sieben, gleichbedeutend mit der Tatsache, dass Meuselwitz nach 14 Spieltagen die momentan beste Regionalliga-Mannschaft in Mitteldeutschland ist – und damit auch in Thüringen die Nase vor den eigentlich favorisierten Rivalen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt hat. RWE kämpft nach gutem Saisonstart mit schwankenden Leistungen. Starken Auftritte wie dem 3:1-Sieg gegen Meisterschaftsanwärter BFC Dynamo folgen Leistungseinbrüche wie am Sonntag beim 0:4 in Luckenwalde.

Auch Jena musste bereits die erste Krise bewältigen, scheint nach vier Siegen in Folge aber zurück in der Spur zu sein. Trainer René Klingbeil hat aus den teils miserablen Vorstellungen der ersten Spiele offenbar die richtigen Schlüsse gezogen. Mit dem Nachholspiel gegen Zwickau in der Hinterhand könnte der FCC in der Tabelle noch an Meuselwitz vorbeiziehen und mit vorsichtigem Auge die oberen Plätze anvisieren.

"Wir wollen unseren Ruf als Favoritenschreck bestätigen"

Das Ab und Auf in Jena steht für Leopold exemplarisch für die laufende Regionalliga-Saison. "Es sind überraschende Ergebnisse bisher. Die Traditionsvereine haben Probleme. Lange Phasen mit Erfolg und Misserfolg wechseln sich bei vielen Mannschaften ab. Davon profitieren aber eben andere Teams wie wir."

Auf ihn und seinen ZFC warten mit Jena, Greifswald und Babelsberg in den kommenden Wochen nun die nächsten dicken Bretter. Umso schöner ist es für Leopold, "mit dieser Punkteausbeute im Rücken" in die Spiele zu gehen: "Wir wollen unseren Ruf als Favoritenschreck bestätigen und Winterspeck anfressen." Denn das große Zittern bis zum Schluss, wie es in den vergangenen Jahren stets der Fall war, soll dieses Mal tunlichst vermieden werden. Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht.

jsc