Fahnen mit dem Logo des Chemnitzer FC werden im Stadion geschwenkt.

Fußball | Regionalliga Grabenkämpfe beim Chemnitzer FC befriedet – Drei Investoren verkaufen Anteile

Stand: 11.07.2023 14:31 Uhr

Drei Investoren haben ihre Anteile an der Fußball-GmbH des Chemnitzer FC verkauft. Die Grabenkämpfe in der Gesellschafterversammlung sollte das weitesgehend befrieden. Unklar bleibt, was Ex-Präsidentin Romy Polster mit ihrem Anteil macht.

Von Peer Vorderwülbecke

Die Finanz- und Vertrauenskrise beim Chemnitzer FC hat Anfang Juni nicht nur zum Rücktritt des gesamten Vorstandes geführt, sondern Verein und Investoren auch in zwei zerstrittene Lager gespalten. Das eine Lager hielt weiterhin zum zurückgetretenen Vorstand um Ex-Präsidentin Romy Polster, das andere forderte Aufarbeitung und einen Neuanfang. Nun hat sich das "Team Neuanfang" offensichtlich durchgesetzt. Damit dürften die Grabenkämpfe weitestgehend befriedet sein, auch wenn der Umgang mit dem Gesellschafteranteil von Polster-Catering noch unklar ist.

Unternehmer Pönisch übernimmt fünf weitere Anteile

Was genau ist passiert? Aufsichtsratschef Knut Müller hat seinen Anteil an der CFC Fußball GmbH verkauft, will den Aufsichtsratsvorsitz aber offensichtlich weiter behalten. Eine MDR-Anfrage ließ Müller unbeantwortet, demnach befindet er sich im Urlaub. Die durch Udo Pfeifer vertretene Nexus Beteiligungs-GmbH hat drei Anteile verkauft und Niles-Simmons-Hegenscheidt einen. Diese fünf Anteile hat der Chemnitzer Unternehmer Olaf Pönisch erworben.

Pönisch selbst wollte nicht tiefergehend über sein nun auf insgesamt sechs Anteile erhöhtes Investment sprechen und eigentlich auch "gar nicht so im Mittelpunkt stehen", sagte er Sport im Osten. Es sei ihm nur wichtig gewesen, "dass es jetzt nach vorne geht und wir in der Gesellschafterversammlung wieder mit einer Stimme sprechen."

Stillschweigen über Verkaufssumme

Ausführlicher äußerte sich Gesellschafter-Kollege Jürgen Thomas in einer Pressemitteilung des Vereins vom Dienstag (11. Juli): "Mit dem Kauf der Gesellschafteranteile stärken wir den Zusammenhalt der Gesellschafter innerhalb der GmbH. Der Verein und die 1. Mannschaft stehen für uns an erster Stelle, sodass wir zukünftig keinerlei Raum für persönliche Befindlichkeiten bieten und Entscheidungen zum Wohl des Clubs treffen werden."

Über die Modalitäten des Verkaufs wurde Stillschweigen gewahrt. Ursprünglich haben die Investoren insgesamt 100.000 Euro für einen Geschäftsanteil gezahlt. Dem Vernehmen nach haben die ausscheidenden Investoren deutliche Abschläge in Kauf genommen.

Finanzloch: Ex-Gesellschafter weisen Vorwürfe zurück

Wie Sport im Osten aus Vereinskreisen erfuhr, hatte eine am Montag (10. Juli) abgesetzte Pressemitteilung der scheidenden Gesellschafter für Unmut gesorgt. Dort wurde unisono verkündet: "Wir teilen die immer wieder erhobenen Vorwürfe, insbesondere diejenigen der Misswirtschaft, ausdrücklich nicht und weisen diese zurück." Die Fakten sehen allerdings anders aus: In der Saison 2021/22 wurde ein Minus von knapp 400.000 Euro erwirtschaftet, außerdem gab es einen Liquiditätsabfluss von 1,4 Millionen Euro.

Die abgelaufene Saison wurde nach vorläufiger Einschätzung mit einem Fehlbetrag von 600.000 Euro beendet, wobei Mitte Mai 500.000 Euro nachgeschossen werden mussten. Der Grund: Die Finanzsituation war prekär, so haben es mehrere Gesellschafter Sport im Osten geschildert. Außerdem ist die Zahlung an die Berufsgenossenschaft genauso gestundet wie die Rückzahlung eines Kredits an die Sächsische Aufbau Bank. Diese beiden Punkte dürften die zukünftige Bilanz mit rund 500.000 Euro belasten.

Optimismus trotz angespannter Lage

Trotzdem äußerte sich CFC-Gesellschafter Jürgen Thomas am Dienstag optimistisch. Er selbst wolle zwei weitere Anteile der CFC-GmbH erwerben. Und auch weitere Sponsoren sollen Interesse signalisiert haben, beim Chemnitzer Traditionsverein einzusteigen.

In der Pressemitteilung der Himmelblauen sagte Thomas: "Wir wollen mit unseren Spielern, Mitarbeitern, Fans und Mitgliedern in Zukunft Werte vorleben, die den Club vereinen. Besonders bemerkenswert ist der positive Zuspruch der Mitglieder und Sponsoren in den letzten Tagen und Stunden." Darüber hinaus hat der Aufsichtsrat am Dienstagnachmittag (11. Juli) auch einen neuen, vierköpfigen Vereinsvorstand berufen: Neben dem neuen Vorsitzenden Helmut Brunhuber gehören auch Gerrit Sachse, Frank Löbe und Jana Pönisch, Frau von Investor Olaf Pönisch, der Vereinsspitze des finanziell angeschlagenen CFC an.

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