Otmar Schork

Fußball | 2. Bundesliga FCM-Sportchef Schork warnt vor Eskalation der Fanproteste

Stand: 06.02.2024 17:21 Uhr

Die Fanproteste gegen die Öffnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) für einen Investoren-Einstieg halten bundesweit an. Otmar Schork, Sportchef des 1. FC Magdeburg, kann den Frust verstehen, warnte zugleich aber vor einer Eskalation der Lage.

Während in den vergangenen Wochen bundesweit Fans in den deutschen Fußball-Ligen mit zahlreichen Protestaktionen ihren Unmut gegen die Öffnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) für einen Investor äußerten, hielt sich die Fanszene des 1. FC Magdeburg zurück. Ein Stimmungsboykott oder fliegende Schoko-Taler blieben bislang aus.

Für FCM-Sportgeschäftsführer Otmar Schork sei es auf der einen Seite "total nachvollziehbar", sollten sich Anhänger des FCM doch entschließen, ähnliche Aktionen zu starten. "Dass grundsätzlich Gehör für unsere Fans da sein muss, ist mir bewusst", erklärte Schork im Rahmen einer Medienrunde am Dienstag (06.02.2024).

Schork: Spielabbrüche "nicht im Sinne aller Beteiligten"

Gleichzeitig warnte der 63-Jährige vor einer Eskalation der Situation - insbesondere mit Blick auf die 32-minütige Spielunterbrechung im Zweitliga-Topspiel am vergangenen Wochenende, als Fans von Hertha BSC in der Partie gegen den Hamburger SV durch auf den Rasen geworfene Tennisbälle fast einen Spielabbruch provoziert hätten. "Man sollte sich immer darüber bewusst sein, dass das zu einem Spielabbruch führen kann. Ich denke, das ist nicht im Sinne aller Beteiligten", führte Schork aus. Solche Pausen seien sowohl für die Profis auf dem Platz als auch für die Fans "nicht gut. Aus meiner Sicht ist das nicht der richtige Weg."

Fans von Hertha protestieren gegen den potenziellen Investor der DFL mit Tennisbällen

Fans von Hertha BSC protestierten gegen den potenziellen Investor der DFL mit Tennisbällen.

Kein Stimmungsboykott der FCM-Fans

Der FCM hatte bei dem Votum für einen Investoren-Einstieg im Dezember vergangenen Jahres als einer von zehn Vereinen der 1. und 2. Bundesliga mit Nein gestimmt. Aus diesem Grund sah sich die Fanszene auch nicht dazu veranlasst, sich an den Protesten zu beteiligen, "weil unser Verein in unserem Sinne abgestimmt hat", begründeten die Magdeburger Ultras nach dem Entscheid, der knapp die nötige Mehrheit erhalten hatte. Der Club hatte sein Votum damit begründet, dass "es um eine Entscheidung mit enormer Tragweite geht, die gut überlegt sein muss." Zudem habe es noch zahlreiche "offene Fragen" gegeben.

Einer allgemeinen Weiterentwicklung der Ligen, die sich die DFL durch das Investoren-Geld erhofft, stehe der FCM grundsätzlich aber nicht ablehnend gegenüber. Eine juristische Anfechtung des Urteils, wie sie FCM-Fans direkt nach der Abstimmung gefordert hatten, erteilte Schork erneut eine Absage. "Das Thema ist juristisch aktuell bei uns durch, weil es eben nicht anfechtbar ist. Alles Weitere werden wir sehen."

Kuhinja-Transfer wurde vorgezogen

Sportlich konnte sich der FCM zuletzt mit einem Last-Minute-Remis gegen Aufstiegsanwärter Holstein Kiel belohnen. Ausgerechnet Neuzugang Emir Kuhinja erzielte kurz vor Schluss den Ausgleich. Eigentlich sollte der 21-jährige Offensivspieler erst im Sommer an die Elbe wechseln. Um ihm Eingewöhnungszeit zu geben, wurde der Transfer allerdings vorgezogen. "Dass es dann so schnell fruchtet – solche Geschichten schreibt nur der Fußball", freute sich Schork.

Kuhinjas Traumeinstand war gleichzeitig eine Bestätigung für eine wesentliche Säule der Transferphilosophie, die unter Schork und Trainer Christian Titz beim FCM Einzug gehalten hat: junge, entwicklungsfähige Spieler aus der Regionalliga zu verpflichten und weiter zu formen.

Kuhinja kommt, staubt ab und beschert 1. FC Magdeburg das Remis gegen Kiel

Allerdings habe man sich in der Winterpause auch um Spieler einer "anderen Qualitätskategorie" bemüht. Darunter waren auch gestandene Profis aus dem Ausland, deren Verpflichtung sich letztlich allerdings zerschlug. "Gerade bei Auslandstransfers spielen noch andere Dinge eine Rolle", erklärte Schork: "Beratermandate, Gehaltskonstrukte, Ablösesummen – alles Dinge, die man nicht beeinflussen kann."

Texeiras Wechsel "keineswegs geplant"

Mit Bryan Texeira konnte kurz vor dem Schließen des Transferfensters dann allerdings doch noch ein erfahrener Offensivakteur vom österreichischen Erstligisten Sturm Graz unter Vertrag genommen werden. Ein "Last-Minute-Transfer", führte Schork aus. "Die Tür hatte sich kurzfristig geöffnet. Das war so keineswegs geplant."

Der 23-Jährige, der es mit der Überraschungsmannschaft von Kap Verde beim derzeit laufenden Afrika-Cup bis ins Viertelfinale geschafft hatte, passe mit seiner Technik und Flexibilität im Offensivbereich "inhaltlich" gut zum Spielsystem der Magdeburger. Am Donnerstag soll Texeira, für den der FCM eine Kaufoption besitzt, vor dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen Tabellenführer St. Pauli erstmals mit der Mannschaft trainieren.

Cacutalua vor Absprung

Bei Malcolm Cacutalua stehen die Zeichen dagegen auf Abschied. Der 28-jährige Innenverteidiger spielt derzeit beim litauischen Erstligisten FK Panevezys vor und könnte nach Cristiano Piccini, Ahmet Arslan (Leihe) und Belal Halbouni der vierte Winter-Abgang der Magdeburger werden.

jsc