Cheftrainer Guerino Capretti - FC Ingolstadt 04

Fußball | 3. Liga Dynamo Dresden fordert Krisen-Capretti heraus

Stand: 18.03.2023 11:11 Uhr

Montag gibt's für Dynamo das erste Wiedersehen mit Guerino Capretti. Der Neu-Ingolstädter ging als erfolglosester SGD-Trainer in die Geschichte ein. Auch sonst treffen sich bekannte Gesichter - ohne beste Erinnerungen.

Von Patrick Franz

Caprettis Ingolstadt-Bilanz noch schlechter als in Dresden

Der Abschluss des 28. Spieltags in der 3. Liga ist diesmal besonders heiß. Denn Dynamo braucht im Aufstiegskampf weiter Punkte, um die eigene Aufholjagd am besten sogar ohne den Umweg Relegation mit der direkten Zweitliga-Rückkehr zu krönen. Bei Gegner Ingolstadt steht diesmal ausgerechnet der Mann an der Seitenlinie, der zum Großteil zu verantworten hat, warum die Sachsen in der vergangenen Saison erneut in die Drittklassigkeit abstürzten: Guerino Capretti.

Dynamo Dresden nimmt nicht nur sportlich Schaden

Der 41-Jährige gewann von zwölf Spielen als Dresdner Coach nicht ein einziges, sein Punkteschnitt betrug 0,58 pro Partie. Auch bei den Oberbayern klappt bei Krisen-Capretti bisher kaum etwas. Sieben Partien mit vier Zähler unterbieten seine Statistik bei den Schwarz-Gelben nochmals (0,57). Gesamt bestritt er von den letzten 24 Partien als Übungsleiter von drei Vereinen, zuvor seine letzten Partien bis zur Entlassung in Verl eingerechnet, genau eine siegreich.

Knipping verteidigt Capretti

Dynamo-Kapitän Tim Knipping nimmt den Deutsch-Italiener dennoch in Schutz: "Wir hatten auch unter seinem Vorgänger Alexander Schmidt schon Probleme. Capretti ist ein ganz feiner Typ. Es hat mir für ihn sehr leidgetan, er musste ganz viel einstecken." Von daher verspüre er auch keine Extra-Motivation für das Wiedersehen mit dem Ex-Trainer. "Am Montag kann er aber nochmal warten, danach von mir aus aber gern jedes Spiel gewinnen. Ich wünsche ihm nur das Beste", meint der Innenverteidiger.

Dresdens Tim Knipping beim Kopfball

Tim Knipping hegt trotz Abstiegs keinen Groll gegen Ex-Trainer Capretti.

Für Capretti war es vielleicht ein Fehler, zum zweiten Mal in Folge ein Amt als Feuerwehrmann anzutreten. Der ausgebildete Lehrer galt bei seiner erfolgsreichsten Station in Verl als mittelfristiger Konzepttrainer. Möglich, dass der Einstieg mitten in der Saison ohne Einfluss auf den eigenen Kader seine eigentlichen Fähigkeiten verschleiert.

Schon wieder Heimspielatmosphäre für Dynamo?

Fakt: In Ingolstadt hängt der Haussegen richtig schief. Am Freitagabend erklärte Sportdirektor Malte Metzelder seinen Rückzug. Die FCI-Ultras haben per offenem Brief einen Stimmungsboykott für das Spiel angekündigt, schon gegen Freiburg II (0:1) kamen zuletzt nur 4.200 Zuschauer. Dresdens Angreifer Stefan Kutschke, der nach fünf Jahren bei den Schanzern erstmals zum Ex-Klub zurückkehrt, sieht das dennoch nicht als Vorteil. "Das kann immer auch einen Impuls geben", sagt der Routinier. Die Fangruppierung Ingolstadt Supporters fordert außerdem: "Die Trainerfrage muss zweifelsfrei nachhaltiger gestaltet werden!" Capretti steht also schon jetzt mächtig unter Druck.

Julius Kade links und Ex-Dresdner Stefan Kutschke.  (Archiv)

Stefan Kutschke trug fünf Jahre das Trikot des FCI - auch oft gegen Dynamo wie hier seinen Teamkollegen Julius Kade.

Dazu kündigen sich allein 1.400 Gästefans an. Dynamo könnte so etwas wie Heimspielatmosphäre haben. Nach zuhause kommen fühlt es sich für Kutschke dagegen nicht mehr an. Der formstarke Sturmtank (schon sechs Tore in diesem Kalenderjahr) erzählt: "Von den Leuten, mit denen ich im Guten auseinandergegangen bin, sind nur noch wenige da.“ Das klingt nicht gerade nach Freundschaftsduell, obwohl sich noch mehr alte Bekannte wiedertreffen.

Achtung vor Dynamo-Schreck Testroet

Denn für Ingolstadt sind auch die Ex-SGD-Torjäger Pascal Testroet und Patrick Schmidt aktiv. Und vor allem Testroet ist ein echter Dynamo-Schreck. Seit seinem Weggang gelangen ihm in sieben Spielen gegen Dresden vier Tore und zwei Vorlagen. Darunter war auch der Treffer zum 1:1-Endstand im Hinspiel. Trainer Markus Anfang jedenfalls warnt: "Es gibt nicht so viele Mannschaften mit dieser individuellen Qualität in der 3. Liga!"

Drei Optionen als Kammerknecht-Ersatz - darf Ehlers ran?

Personell muss Dynamo auf den gelbgesperrten Claudio Kammerknecht verzichten. Der Abwehrmann half zuletzt als Mittelfeld-Abräumer glänzend aus, erzielte gegen Duisburg (2:0) sogar das Führungstor. Glücklicherweise ist Stamm-Sechser Paul Will rechtzeitig nach einer Sprunggelenksverletzung zurück. Ob er allerdings schon 90 Minuten durchhalten kann, ist damit kaum gesagt.

Paul Will, Claudio Kammerknecht, dahinter Kevin Ehlers und Niklas Hauptmann

Kammerknecht (vorn in der Mitte) fehlt gesperrt, Paul Will (links) und Kevin Ehlers (hinten) sind Kandidaten für seinen Ersatz.

Der zweite verletzte Staubsauger Michael Akoto soll sich aktuell im Training herantasten, könnte womöglich für einen Kurzeinsatz in Frage kommen. Wenn alle Stricke reißen, könnte Anfang aber genauso Jakob Lewald von der Abwehr ins Mittelfeld vorziehen und Kevin Ehlers in die Innenverteidigung stellen. Der Dynamo-Trainer hatte Ehlers zuletzt explizit gelobt: "Er ist einer der härtesten Fälle bei uns aktuell, trainiert stark und lebt den Teamgedanken." Möglich also, dass seine Chance nun kommt.