
Fußball | 3. Liga Bleibt der HFC beim SC Verl in der Spur?
Der Hallesche FC fährt so rasant aus dem Tabellenkeller, dass es sogar Neu-Trainer Sreto Ristic diese Woche samt Dienstwagen aus der Kurve hob. Beim SC Verl müssen die Rot-Weißen auf zwei Leistungsträger verzichten - vor allem der Ausfall von Kapitän Jonas Nietfeld wiegt schwer.
Sieben Punkte aus drei Spielen, 4:2 Tore - viel besser kann man nicht aus den Startlöchern kommen, wenn man einen Tabellenletzten übernimmt. Mittlerweile hat Ristic die Hallenser so sogar über den Strich geführt. Auswärts gegen den SC Verl lauert nun eine vermeintlich machbare Aufgabe, um sich etwas mehr Luft im engen Keller zu verschaffen. Von Glück kann man sprechen, dass der neue Chefcoach nach seinem Autounfall auf der A38 dann an der Seitenlinie stehen kann.
Ristic: "Den Autounfall hake ich ab!"
Gut, dass der Serbe nicht nur sportliche Unfälle gut wegstecken kann. Ristic haut nämlich so schnell nichts um, der Ex-Bundesliga-Profi wirkt stets sehr aufgeräumt und in sich ruhend. "Ich weiß, dass ich mich für Sachen aufopfern muss, die ich beeinflussen kann", erklärt er. "Den Autounfall hake ich jetzt ab. Ich versuche, Situationen anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Das habe ich in meiner Karriere gelernt."
So baut Halle Abwehr und Mittelfeld um
Verkraften muss der HFC zudem das Fehlen von Führungsspieler Jonas Nietfeld (Außenbandriss im linken Sprunggelenk), der zuletzt statt im Angriff wieder in der Abwehr den Ton angab, und Defensivspezialist Niklas Landgraf (gelbgesperrt).
Die Innenverteidigung dürften dementsprechend Alexander Winkler und Sören Reddemann, der vergangene Woche krank passen musste, bilden. Für Landgraf wird wohl Aljaz Casar ins defensive Mittelfeld zurückgezogen, davor gibt es zwei Optionen für den offensiveren Part neben Tunay Deniz. Eine wäre Nik Omladic, die andere Timur Gayret, der mit seinem Last-Minute-Solo zum Siegtreffer in Meppen (3:2) eine astreine Bewerbung für einen Startelf-Platz abgab. Favorit dürfte dennoch der erfahrenere Omladic sein.

Jonas Nietfeld fällt mit einem Außenbandriss vorerst aus.
"Verl ist eines der strukturiertesten Teams der Liga"
So lösbar wie die Partie beim Tabellenelften Verl auf dem Papier wirkt, ist sie dann doch nicht. Der Sportclub hat in acht Liga-Spielen diesen Jahres nur zweimal verloren und ist, obwohl die Heimpartien in Paderborn ausgetragen werden, trotzdem sehr stark zuhause. Nur zweimal unterlag der SCV vorm eigenen Publikum. Immerhin hat Halle auswärts unter Ristic seinen Sieglos-Fluch beendet und in direkter Folge die beiden einzigen Auswärtssiege eingefahren. Hinzu kommt, dass die Ostwestfalen zuletzt in Zwickau etwas überraschend 1:2 verloren. Ristic meint: "Verl war dort keinesfalls schlechter als Zwickau, sie sind für mich eine der strukturiertesten Mannschaften der 3. Liga, was sowohl das Spiel mit dem Ball als auch die Intensität gegen den Ball anbelangt. Das hat alles Hand und Fuß."
Ristic: "Wir kämpfen noch sehr mit dem Kopf!"
Zudem weiß der Coach, dass seine Mannschaft längst noch nicht so stabil ist, dass man von ihr eine Siegesserie im Vorbeigehen erwarten kann. Bei Führungen wie beispielsweise in Meppen (1:0 und 2:1) spürte Ristic das: "Immer wenn wir etwas zu verlieren haben, kommen wir ins Grübeln. Man merkt, dass wir sehr mit dem Kopf zu kämpfen haben und die Vergangenheit eine große Rolle spielt. Das ist natürlich nie von Vorteil."
Nichtsdestotrotz hat der Trainerwechsel direkt eingeschlagen. Da blüht auch alte Kombinationsfreude wieder auf - wie bei Rechtsverteidiger Niklas Kreuzer und Erich Berko. Die beiden Außenspieler brillieren wie zu ihren besten Zeiten bei Dynamo Dresden, wenn sie sich die Bälle gegenseitig auflegen können. Kreuzer erklärt: "Wir haben es uns gewünscht, gerade nach dem Trainerwechsel so schnell in die Spur zu kommen." Und aus der will keiner mehr rausfliegen, weder auf dem Platz noch auf der Straße. Gutes Omen: In einer schwachen Hinserie schossen sich die Saalestädter beim 5:1 gegen Verl ebenfalls die Birne wieder frei. Damit das beim Sportclub, wo mit Ex-HFC-Kicker Joscha Wosz der Neffe von Halle-Legende Dariusz Wosz spielt, erneut klappt, müssen zumindest auf dem Rasen alle verbliebenen PS genutzt werden.

Niklas Kreuzer (links) ist als Vize-Kapitän nach der Verletzung von Hauptspielführer Jonas Nietfeld umso mehr gefragt.