Frust bei Djibril Sow von Eintracht Frankfurt
analyse

Niederlage gegen Leverkusen Eintracht Frankfurt droht ein Fiasko im Bundesliga-Alltag

Stand: 09.04.2023 09:41 Uhr

Eintracht Frankfurt verliert bei Bayer Leverkusen und rutscht aus den Europa-League-Rängen. Die Abwehr wackelt, Mario Götze meckert, die Saison könnte böse enden.

Eintracht Frankfurt hat am Samstag mit 1:3 bei Bayer Leverkusen verloren und rutschte damit auf Platz sieben der Bundesliga-Tabelle ab. Amine Adli (10. Minute), Moussa Diaby (34.) und Sardar Azmoun (90.+5) trafen für die Gastgeber, der Treffer von Djirbril Sow (74.) blieb nur Ergebniskosmetik.  

1. DFB-Pokal hui, Bundesliga pfui

Vier Tage nach dem umjubelten Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals landete die Eintracht bei Bayer Leverkusen wieder auf dem harten Boden der Alltags-Tatsachen. Die Hessen konnten den Schwung aus dem Sieg gegen Union Berlin zunächst überhaupt nicht mitnehmen und blieben zum sechsten Mal in Serie in der Bundesliga ohne Sieg. Die Folge: Die Eintracht, die in der gesamten Rückrunde nur zwei Siege feiern konnte, befindet sich in der Liga weiter im freien Fall und rutschte erstmals seit dem 7. Spieltag wieder aus den Europa-League-Rängen. 

Hätte der 1. FSV Mainz 05 nicht in letzter Sekunde noch den Sieg gegen Werder Bremen aus der Hand gegeben, wäre die Eintracht sogar bis auf Rang acht abgestürzt. Sollte der VfL Wolfsburg am Sonntag in Gladbach gewinnen, könnte dies mit einem Tag Verspätung trotzdem noch passieren. Das ehemalige Ziel, die Saison als Vierter abzuschließen und erneut in die Champions League einzuziehen, ist lange Vergangenheit. Die Eintracht hinkt ihren eigenen Ambitionen in der Bundesliga aktuell meilenweit hinterher.  

2. Eintracht wird von Leverkusens Tempo überrollt

Apropos hinterherhinken: Das taten die Hessen auch, wenn die Gastgeber aufs Gaspedal drückten. Frankfurts Trainer Oliver Glasner hatte auf der Pressekonferenz vor der Partie noch ausführlich und ausdrücklich davor gewarnt, die Leverkusener mit Ballverlusten zu Umschaltmomenten einzuladen – und musste dann genau das mit ansehen. Die Eintracht leistete sich zu viele Fehler im Spielaufbau und kam dann schlicht nicht mehr in die Zweikämpfe. "Das Tempo von Leverkusen hat uns das Genick gebrochen", gab Keeper Kevin Trapp zu. 

Nun ist es sicherlich keine Schande, in Leverkusen Probleme zu bekommen, Gegentreffer zu kassieren und am Ende auch zu verlieren. Die Art und Weise, wie die Eintracht in der Defensive agierte, war aber einfach zu blauäugig und zu zögerlich. "Wir haben zu einfache Gegentore kassiert und ihnen voll in die Karten gespielt", bemängelte auch Kapitän Sebastian Rode. Allen voran Evan N’Dicka, der in seine letzten Wochen in Frankfurt geht, wirkte teilweise überfordert. Insgesamt war diese Frankfurter Abwehr der Klasse und der Geschwindigkeit von Bayer Leverkusen einfach nicht gewachsen. 

3. Offensive lange zu harmlos

Hinten zu anfällig, vorne zu harmlos. Diese verhängnisvolle Kombination, die die Eintracht in fast allen Bundesliga-Partien seit dem Jahreswechsel verfolgt, war auch in Leverkusen wieder deutlich sichtbar. Sobald Randal Kolo Muani keinen Sahnetag erwischt oder Mario Götze mit One-Touch-Geistesblitzen für Überraschungsmomente sorgt, fehlt es der Eintracht schlicht und einfach an Torgefahr. Ohne den verletzten Jesper Lindström und den außer Form befindlichen Daichi Kamada gibt es im Frankfurter Kader zu wenige Spieler mit Zug zum Tor und damit zu wenig Unterstützung für Kolo Muani. Wenn dann auch noch ein Totalausfall wie Rafael Borré hinzukommt, wird es richtig kompliziert.

Dabei näherten sich Hessen in Leverkusen dem von Lukas Hradecky gehüteten Tor sogar hin und wieder im Ansatz durchaus gefährlich an. Die Qualität im letzten Drittel reichte aber nicht aus, um die Leverkusener Defensive ernsthaft in Bedrängnis zu bringen und mehr als den Anschlusstreffer durch Djibril Sow zu erzielen. "Wenn du hinten nicht sattelfest bist, musst du vorne treffen", fasste der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:2 das Frankfurter Dilemma zusammen. "Momentan habe ich das Gefühl, dass vorne und hinten etwas fehlt." Man will und kann nicht widersprechen.

4. Europa adé? Letzte Hoffnung DFB-Pokal

In dieser Form und mit diesen Problemen in fast allen Mannschaftsteilen ist die Eintracht, das muss sie sich selbst eingestehen, aktuell kein Kandidat mehr für einen der vorderen Plätze. Der Abstand nach vorne wird immer größer, die Teams in der direkten tabellarischen Umgebung sind derzeit in einer deutlich besseren Verfassung. "Meine Mannschaft hatte eine schlechte Zweikampf-Bilanz und die Standardsituationen sind weiterhin ein Thema", fasste Glasner zusammen. "Wenn es uns gelingt, diese Sachen im Endspurt zu verbessern, dann holen wir die nötigen Punkte. Ansonsten haben wir nichts verloren in Europa." Klare Worte, klare Aussage.

Die größte und womöglich letzte Chance, erneut in einen ernstzunehmenden europäischen Wettbewerb einzuziehen, ist für die Eintracht der DFB-Pokal. Die Hessen verfügen nach wie vor über die besondere Gabe besonderer Leistungen in besonderen Spielen. Sollte die Losfee Alfred Gislason der Eintracht bei der Auslosung am Sonntag (19 Uhr in der Sportschau) ein Heimspiel bescheren, ist definitiv alles drin. Dass die Eintracht Finale kann, ist ohnehin bekannt. Darauf verlassen sollte sie sich, das ist wohl auch klar, allerdings nicht.

5. Götze meckert und fehlt

Und als ob das alles nicht schon genügend Gründe für eine gedämpfte Stimmung beim Ostereier-Suchen wäre, verschlechterte Mario Götze die Laune seines Trainers am Samstag mit einem besonderen Fehlverhalten noch einmal zusätzlich. Der 30-Jährige beschwerte sich in der ersten Hälfte wieder einmal zu lautstark beim Schiedsrichter und sah seine insgesamt fünfte Gelbe Karte. Götze, der damit am kommenden Samstag (18.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach fehlen wird, vollendete mit dieser Aktion ein besonderes Kunststück: Vier seiner fünf Gelben Karten bekam der Weltmeister von 2014 in dieser Bundesliga-Saison wegen Meckerns. Chapeau.

Da Götze zudem auch in den beiden Champions-League-Partien gegen die SSC Neapel die Unparteiischen mit zu ausdauerndem Lamentieren gegen sich aufgebracht hatte und auch dort jeweils Gelb sah, musste er bereits vor Wochen bei Coach Glasner zum Rapport und Besserung versprechen. "Er wird keine Gelbe wegen Meckerns mehr sehen", hatte Glasner nach der Partie in Neapel wohl etwas zu naiv angekündigt. Angesprochen auf seine falsche Einschätzung rollte der Österreicher am Samstag nur mit den Augen, biss sich auf die Zunge und verabschiedete sich mit den Worten: "Sie wollen mich provozieren. Ostern ist das Friedensfest, also frohe Ostern." Dann schlich er von dannen.