Adrian Sipos ist der Türsteher in der Defensive der MT.

MT-Defensivchef Adrian Sipos im Interview vor Final Four Adrian Sipos vor Final Four: "Hoffentlich nehmen wir den Pokal in den Bus"

Stand: 22.05.2025 07:30 Uhr

Er ist eine der Stützen bei der MT Melsungen: Der Ungar Adrian Sipos spricht vor dem FinalFour und dem "Endspiel" um die Meisterschaft in Berlin über die Titelchancen der MT. Und er erzählt vom Gulasch-Teamtreffen unter der Woche.

Adrian Sipos ist der Fels in der Brandung beim Handball-Bundesligisten MT Melsungen. Im Interview spricht er über Mannschaftsfahrten auf Mallorca, die Balance in den Zweikämpfen und die Titelchancen des Teams. Melsungen spielt am kommenden Samstag in Hamburg im Halbfinale der European League gegen Flensburg (15 Uhr), das Finale findet am Sonntag statt. Nur vier Tage später steht mit dem Duell bei den Füchsen Berlin ein wohl vorentscheidendes Spiel um die deutsche Meisterschaft auf dem Programm.

hessenschau.de: Adrian Sipos, am Dienstag haben Sie eine große Mannschaftsparty geschmissen. Wie kam es dazu?

Adrian Sipos: Ich hatte schon bei meiner Ankunft in Melsungen vor zwei Jahren versprochen, dass ich mal ein großes Barbecue bei mir veranstalten würde. Leider hat es ein bisschen gedauert, bis ich genug Platz hatte. Nun am Dienstag habe ich auf zwei Töpfen bestes ungarisches Gulasch gemacht und fast die gesamte Mannschaft war da.

Im Video: So lief das Melsunger Team-Gulaschessen

hessenschau.de: Die Mannschaft scheint viel miteinander zu unternehmen...

Sipos: Ich habe gehört, dass es vorher nicht so war. Aber seitdem ich hier bin, sind wir immer zusammen unterwegs, sei es zum Mittagessen oder einfach nur zum Kaffeetrinken. Es hilft, wenn du deine Mitspieler gut kennst und dich mit ihnen verstehst. Ich glaube auch, dass dann im Spiel der eine noch mehr für den anderen arbeitet. Also: Das ist sicher auch ein Schlüssel für unseren Erfolg.

hessenschau.de: Timo Kastening hob zuletzt auch die gemeinsame Fahrt nach Mallorca hervor. Wer sind denn die "Party Animals" im Team?

Sipos: (lacht.) Timo ist sicher selbst unter den ersten drei, damals war auch noch Julius Kühn eine sichere Bank. Doch alle haben ganz gut durchgezogen. Sie wissen ja: Was da in Mallorca passiert, bleibt da.

hessenschau.de: Zum Sportlichen: In diesem Punkt hatten Sie auch ordentlich Grund zum Feiern. Am Montag glückte gegen Wetzlar der siebte Liga-Sieg in Folge. Was macht die Mannschaft gerade so entschlossen und zielstrebig?

Sipos: Immer mehr Spieler kommen aus den Verletzungen zurück, also haben wir eine bessere Auswahl und Power. Für das Spiel gegen Wetzlar waren wir zudem besonders motiviert, weil es ein Derby war, und weil wir im letzten Jahr gegen die HSG unseren Heimnimbus eingebüßt hatten. Das sollte dieses Mal auf keinen Fall geschehen.

hessenschau.de: Sie sprechen die vielen Verletzungen an. Trotz eines bandagierten Handgelenkes spielten sie fast als Einziger beschwerdefrei durch. Was machen Sie besser als Ihre Kollegen?

Sipos: (lacht.) Das ist eine gute Frage. Ich weiß es auch nicht. In diesem Jahr hatte ich durch die WM und Olympia eigentlich kaum frei, trotzdem ging es mir gut. Das Tape an der Hand ist eigentlich nur aus Sicherheitsgründen noch dran. Bei meiner beschwerdefreien Saison spielt wohl eine Mischung aus Prävention und Glück eine Rolle.

hessenschau.de: Stimmt es, dass das Verletzungsthema in der Kabine tabu war?

Sipos: Ja. Wenn du zu Hause etwas kochen willst, dann musst du manchmal auch an Zutaten nehmen, was gerade im Schrank ist. Lamentieren bringt nichts. Selbstmitleid hätte uns nur Kraft gekostet.

hessenschau.de: Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Nebojsa Simic hat die MT nun einen weiteren ungarischen Keeper geholt: Laszlo Bartucz.

Sipos: Simo war einer der Top-drei-Torhüter in der Liga, wir werden ihn sehr vermissen. Adam macht es super, aber auch er geht im Sommer. Mit Kristof (Palasics) haben wir einen jungen Mann geholt, dem die Zukunft im europäischen Handball gehören kann. Laszlo ist in meinem Alter, wir haben in den Jugendteams zusammen gespielt. Er ist sehr relaxt und wird uns mit seiner Erfahrung weiterhelfen. Es wird für uns bei der MT ein Vorteil sein, dass sie auch in der ungarischen Nationalmannschaft das Duo bilden. Aber sie haben natürlich ordentlich Druck, weil ich als Ungar hier die Messlatte so hoch gelegt habe (lacht.).

hessenschau.de: Sie sind so etwas wie der Türsteher in der besten Abwehr der Liga. Was zeichnet die MT in der Defensive aus?

Sipos: Wir kennen die Abläufe sehr gut und bereiten uns gewissenhaft auf die Gegner vor. In der Hinrunde sah es sogar noch besser aus, weil wir sehr oft unter 30 Gegentoren pro Spiel geblieben sind. Sowohl hinten wie auch vorne hilft es unseren Leistungen, dass wir insgesamt ohne Druck spielen können.

hessenschau.de: Sie wandeln immer am Rande der Zwei-Minuten-Strafe. Wie schaffen Sie die Balance zwischen Aggressivität und überhartem Spiel?

Sipos: Es ist schwierig. Ich versuche natürlich sehr viele Blocks, aber wir reden hier von der stärksten Liga der Welt, deshalb auch von einem enormen Tempo. In der Mitte ballt sich nun einmal vieles, da ist viel Action. Hinzu kommt, dass durch die neuen Regeln so mancher Spieler schneller zu Boden geht und dort auch länger liegen bleibt. Für die Schiedsrichter ist es sicher nicht einfacher geworden.

hessenschau.de: Am Samstag geht es im EHF-Final-Four gegen Flensburg. Spielt es eine Rolle, dass sich beide Teams schon zwei Mal in der Liga und ein Mal im Pokal begegnet sind?

Sipos: Wir kennen uns gegenseitig, das stimmt. Flensburg ist ein großer Name, der jedem im Handball ein Begriff ist. Man darf nicht vergessen, dass wir uns hingegen noch entwickeln. Natürlich haben wir große Qualität, aber auch noch nicht so viel Erfahrung in diesen Finalspielen. Also empfehle ich es so zu sehen: Wir haben auch viel weniger Druck als Flensburg.

hessenschau.de: Ihr Vorstand Michael Allendorf sagte: 'Wir wollen Meister werden!' Was sagen Sie? Ist sogar das Double drin?

Sipos: Wer will nicht Meister werden?! Als ich hierher kam, habe ich gesagt, dass ich Medaillen holen will. Zwei habe ich schon vom Pokal, weitere sollen folgen. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass viele Teams diese Titel holen wollen. In der Meisterschaft steht zwar das überragende Spiel in Berlin an, doch im Prinzip haben wir sowieso nur noch Endspiele um den Titel. Von daher ist es wichtig, jetzt einfach nur übers nächste Wochenende zu reden.

hessenschau.de: Was erwarten Sie da?

Sipos: Ich erwarte eine volle Halle, eine super Atmosphäre und eine gute Leistung. Und ich hoffe, dass wir mit dem Pokal im Bus zurück nach Melsungen fahren.

Das Gespräch führte Ron Ulrich.